Loki: The Dark Prince - Der dunkle Prinz

Die Verbindung

Thor, die Avengers und vor allem Melinda wollten sich den S.H.I.E.L.D.-Agenten in den Weg stellen, doch es war Loki selbst, der sie daran hinderte. «Ist schon gut,» winkte er ab, als er sah, dass die beiden Gruppen kurz davor standen, aufeinander los zu gehen. «Ich komme mit.»

«Das wirst du nicht!» Melinda packte ihn am Arm und drehte ihn zu sich herum. Ihre Augen fixierten ihn eindringlich. Was sie dachte, war offensichtlich – aber Loki strich ihr nur sanft über die Wange und sagte schmunzelnd: «Es mag dich vielleicht überraschen... aber ich kann durchaus auf mich aufpassen.»

«Wenn du gehst, komme ich mit.»

«Das werden sie nicht.» Coulsons Stimme klang unerbittlich.

Melinda und die Avengers warfen sich irritierte – und vorsichtige – Blicke zu, doch Loki beendete die Szene.

«Wie ich schon sagte: ich komme mit.» Und so blieb den anderen nichts weiter übrig, als ihn gehen zu lassen.

Sie brachten Loki auf ein ziemlich grosses Flugzeug – Flugobjekt traf es eigentlich eher – und schlossen ihn in einem kleinen, schalldichten Raum ein. Eine Kapsel, die sich bei Bedarf entfernen liess, wie unschwer zu erkennen war. Coulson hatte darauf bestanden, ihm Handschellen anzulegen, und er hatte es zugelassen. Obwohl es für ihn ein Leichtes gewesen wäre, das schwache Metall zu zerbrechen, tat er nichts dergleichen. Er setzte sich auf die Bank in dem Raum und lehnte den Kopf gegen die Wand. Über sich sah er eine Kamera, die in jede Ecke der Kapsel reichte. Es war ihm egal. Sollten sie ihn beobachten, wenn ihnen das Spass machte. Er konnte die Zeit nutzen, um ein wenig die Augen zu schliessen.

Ein Fehler, wie er sofort bemerkte. Urplötzlich stürzten Bilder auf ihn ein, die sich nicht abwehren liessen, so sehr er es auch versuchte. Auch als er die Augen wieder öffnete, stellte er fest, dass es nichts änderte. Die Bilder blieben.

Was war nur los? Er begab sich jetzt absolut unfreiwillig in Coulsons Gedächtnis, und doch waren es dessen Erlebnisse von dem Moment an, wo Loki ihn niedergestochen hatte, die ihn nun verfolgten. Was sollte das – und warum konnte er es nicht stoppen?

Es musste irgendeine Verbindung zwischen ihm und Coulson geben. Anders konnte sich Loki das Ganze nicht erklären. Doch je intensiver die Bilder wurden, desto mehr trat diese Frage in den Hintergrund...

Er sah, wie Coulson am Boden lag, Sekunden nachdem er ihn mit dem Zepter niedergestreckt hatte. Sich selbst sah er nicht, dafür fühlte er auf einmal einen brennenden, stechenden Schmerz in der Herzgegend. Das Atmen fiel ihm immer schwerer, und er realisierte, wie das Leben gnadenlos aus ihm herausfloss.

Erschrocken wollte er sich erneut von diesen Bildern lösen, doch der Versuch schlug abermals fehl. Er lag ihm Sterben... und dann war er auch schon wirklich tot. Nein, nicht er war es, der da leblos am Boden lag, sondern Coulson. Doch in diesem Augenblick verschmolz er mit dem Agenten. So sehr, dass ihn auf einmal die kalte Finsternis des Todes umfing.

Bis zu jenem Moment, wo er anfing zu betteln. Darum, endlich sterben zu dürfen...

Loki keuchte, fuhr hoch und fiel einen Atemzug später wieder in sich zusammen. Sein Blick wurde starr, seine Pupillen weiteten sich, und ohne dass er es merkte, löste sich die Magie, die auf seinem Äusseren lag, langsam auf... Er nahm die blaue Gestalt eines Frostriesen an.

Aber er war nicht Loki im Moment. Nein, er war Phil Coulson. Und er lag auf einem Operationstisch und litt. Er litt solche Schmerzen, dass er um den Tod bettelte. Immer und immer wieder. Doch sie hörten nicht auf ihn. Man hatte ihm etwas injiziert, eine ausserirdische Substanz, welche die Regeneration seines geschädigten Herzens bewirkte. Langsam und schmerzhaft, aber effizient. Gleichzeitig lag sein halber Schädel offen, und mehrere Apparaturen machten sich an seinem Gehirn zu schaffen, setzten die Synapsen neu zusammen und programmierten eine Realität da hinein, die so nie wirklich stattgefunden hatte. Auch das schmerzte unsäglich, und er hörte sich – Phil! – wieder um den Tod betteln...