27. Unbekannter

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-immer noch Flashback-

Ich lag zusammen gekauert auf der Straße bis ich Schritte hinter mir hörte.
'Du hast sie sterben lassen, du hast nicht auf sie aufgepasst.' Die Stimme war eiskalt und vorwurfsvoll. 'Du hast versagt. Steh auf!' Wie eine Marionette stand ich langsam auf, mein Herz pochte dumpf gegen meine Rippen, ich spürte mich selbst nicht mehr.
'Ardy du bist gefährlich, unverantwortlich. Wegen dir sind deine Freunde gestorben.'
Er hatte mich mit seinen Worten in der Hand, er zog mich am Handgelenk zu sich und vergrub dann seine Hand in meinen Haaren um daran zu ziehen.
'Du bist ein nichts.'  Er schubste mich weg und schlug mit seiner Peitsche zu. Immer und immer wieder sauste sie auf mich nieder. 'Du wirst allein sein, ewig allein sein hörst du Ardian? Bring nicht noch mehr Leute in Gefahr.'
Ich konnte die Kälte fühlen die sich in mir ausbreitete, er hatte recht. Ich konnte niemanden mehr nah sein, meine Nähe konnte nur schaden. Ich hatte meine Freunde ins Messer laufen lassen.

-Flashback Ende-

Ein unsagbarer Schmerz durchzuckte mich, ich konnte nicht riskieren das noch jemand verletzt wurde, noch jemand sterben musste.
Es tat weh allein zu sein aber so konnte niemand in Gefahr geraten.
Die ganze Zeit hatten mich die Mauern in mir davor geschützt diese Gefühle wieder zu spüren. Verzweifelt suchte ich diese Mauern um sie wieder aufzubauen, ich brauchte sie sonst würde ich das nicht überstehen.
Mittlerweile war es dunkel geworden, ich schmiss mich in meine schwarzen Klamotten und ignorierte die körperlichen und seelischen Schmerzen. Draußen hupte ein Auto, Lessner war also bereits hier um mich abzuholen.
Langsam öffnete ich die Haustür und schritt hinaus, meine Mutter war noch immer nicht wieder da, gut so.
Mein Blick viel auf das Haus schräg gegenüber, ich konnte Taddl sehen der vor seinem Fenster stand, doch er war nicht allein, ein Mädchen stand hinter ihm und schmiegte sich an ihn, er lächelte und zog sie neben sich, dann küsste er sie.
Irgendwas in mir wollte das nicht sehen, entsetzt sah ich weg und stieg schnell in das Auto ein.

Taddl

Nachdem ich wiederwillig Nachhause gegangen war hatte ich mich in mein Zimmer verkrochen. Ich wusste nicht was da eben los gewesen ist, ich hatte keine Ahnung warum ich ihn geküsst hatte oder warum er mich so anzog. Ich wusste es einfach nicht.
Lange da ich einfach auf meinem Bett bis es an meiner Zimmertür klopfte, Lea, eine Schulfreundin, kam leise ins Zimmer.
'Alles klar bei dir?' Ich nickte nur, stand auf und ging ans Fenster. Lea kam mir nach und schmiegte sich an meinen Rücken.
Lächelnd zog ich sie neben mich und küsste sie, moment, ich küsste sie? Leichtes kribbeln konnte ich spüren bis ich mich von ihr löste. Mein Blick viel aus dem Fenster, ich konnte gerade noch sehen wie Ardy in einen Wagen stieg.
'Was war das denn eben?' Lea grinste mich leicht an, ich zog sie wieder an mich heran und küsste sie erneut.

Ardy

'Du hast ja Leben im Gesicht.' Lessner zog mich aus meinen Gedanken.
'Schlimm genug, wo gehts hin?' Bloß ablenken.
Als er mir den Ort sagte zog sich alles in mir zusammen.
'Lessner sag mir dass, das ein Scherz ist.' Mein Körper verkrampfte.
'Ist kein Scherz, warum?' Ja er wusste es nicht das war vor seiner Zeit.
Ich erwiederte nichts, in mir schrie alles das ich aussteigen und zurückgehen sollte, aber das konnte ich nicht.
Als der Wagen zum Stillstand kam sah ich zum ersten mal aus dem Fenster, es war der Ort von damals.
Ich sah vor meinem inneren Auge die Leichen meiner Freunde dort liegen.
Sofort baute sich eine Schutzmauer in mir auf und ich stieg aus.
'Na erinnerst du dich Ardian?' Die eiskalte Stimme von damals kroch mir ins Ohr.
'Was willst du hier Mero?' Er lachte kühl.
'Ich bin hier um dich an all das zu erinnern was war, ich hab viel Geld dafür bezahlt.' Ich erschauderte.
'Dann gibt es also keinen Deal, der Boss hat mich angelogen.' Ich wand mich an Lessner.
'Verschwinde hier, sieh zu das du dich in Sicherheit bringst.' Seine Augen weiteten sich und er floh, gut so.
Jetzt wand ich mich wieder an Mero. 'Los folter mich.' Ein grinsen schlich sich auf sein Gesicht.
'Du hast deine Freunde auf dem Gewissen, nur weil du sie mit reingezogen hast diesen Deal mit dir zu führen, du hast sie sterben lassen. Du hast ihre Schreie gehört und bist geflohen, Ardian du hast sie einfach im Stich gelassen.' Seine Worte waren schlimmer als Peitschenhiebe, sie brannten sich in mein innerstes ein.
Er gab mir eine Ohrfeige 'Du hast zugesehen wie sie erschossen wurden, du bist ein Feigling, ein Verräter!' Er hatte recht.
'Du hast es verdient für immer allein zu sein, du hast keine Liebe verdient.' Er zog mich an den Haaren zu der Stelle wo Tobi damals zu Boden gegangen war. Mittlerweile rannen mir die Tränen übers Gesicht, meine Schutzmauer war zusammen gebrochen, mein Herz pochte schmerzhaft gegen meine Rippen. 'Du hast es nicht mal verdient zu sterben, du solltest weiter mit deinem Leid und deinem schlechten Gewissen leben, du sollst dein ganzes Leben lang einsam sein.' Er trat mir gegen die Brust, mir blieb die Luft weg.
Er setzte sich zu mir auf den Boden und zückte ein Messer. 'Damit du dich immer daran erinnerst was passiert ist.' Die Klinge fuhr über meine Schläfe, runter über die Wange bis zum Hals, mein Schreien ging in Schmerzenslaute unter.
Dann stand er einfach auf und ging.

Neue Schule, neues Glück? Wohl kaum. | 𝘛.𝘛 x 𝘈.𝘉Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt