rüschenkleid

1.4K 130 7
                                    

Mein Kopf schmerzte; und ebenso mein Herz. Ich fasste mir an die Brust. Mit aller Macht versuchte ich meinen Atem zu regulieren. Nachdem ich meinen Körper ein wenig herunter gefahren hatte, blickte ich mich um.

Ich war ohne Zweifel in meinem Zimmer. Es war noch immer so unaufgeräumt wie sonst auch. Schwerfällig blickte ich darauf hin an mir hinunter. Soweit ich das beurteilen konnte, fehlte mir nichts, außer ein wenig Schlaf. Langsam tastete ich meinen Kopf ab und suchte nach Wunden oder ähnlichem.

Nichts.

Dann fiel mir mein Handy auf, welches auf dem Boden lag.

Es vibrierte und ließ den Boden mit sich tanzen.

Verwirrt nahm ich es in die Hand und schaltete es aus. Hatte ich schon wieder vergessen, den Klingelton anzuschalten?

Mein Unterbewusstsein rief ununterbrochen nach Sam. Wie in Trance bewegte sich meine Hand über mein Bett und fühlte über das Laken. Das Bett war leer, was nicht sehr überraschend war. Natürlich war es leer. Wieso sollte Sam dort liegen?

Und dann stieß ich mit meiner linken Hand auf einen Zettel, welcher achtlos in meinem Bett lag; an der so leer erscheinenden Stelle.

»Ich muss los.
Mein Vater sucht bereits nach mir.
Danke für den Unterschlupf.
Sam«

Ich versuchte mir aus den vielen neu gewonnen Informationen einen Reim zu machen. Wie sollte ich das bitte verstehen?

Und dann viel es mir wie Schuppen von den Augen. Das war nicht möglich! Ich hatte eine schlechte Vorahnung, und stand ruckartig aus dem Bett auf. Mit großen Schritten eilte ich zum Fenster. Niemand war zu sehen. Dies verwirrte mich noch mehr.

Daraufhin rannte ich die Treppen zum Esstisch hinunter. Und tatsächlich. Dort saß Liam an dem kleinen Tisch und hatte soeben sein Frühstück vollendet. Er war bereits angezogen und als er mich sah, strahlte er mich an.

Bevor er etwas sagen konnte, fasste ich mir hektisch an den Kopf und verschloss somit meine Ohren. Aufgebracht und sehr verwirrt zugleich drehte ich mich um und suchte mit meinem hektisch flackernden Blick die kleine Kommode ab, bis ich an einer Digitaluhr hängen blieb. Der Unterricht würde in genau zwei Minuten anfangen. Eigentlich hätte ich mich darüber ärgern sollen, doch anstatt dies zu tun, kreischte ich einmal hysterisch und setzte mich erschöpft auf den Boden, bevor ich hätte umfallen können vor schlechter Erkenntnisse.

Ich hatte geträumt.

Der Morgen mit Sam, die Küsse, ihre beruhigenden Berührungen, das Aufeinandertreffen mit Eric und das zu Boden gehen.

Es war alles ein Traum gewesen. Nicht real.

Ich hatte tatsächlich von meinem kommenden Tag geträumt, und dies so realistisch, dass ich es gar nicht bemerkt hatte. Und nun erlebte ich genau diesen Tag, jedoch ohne Sam. In meinem Traum war sie an meiner Seite gewesen und hatte mich unterstützt. Doch anscheinend sah das im echten Leben anders aus.

Sie hatte mir lediglich eine Notiz hinterlassen. Der einzige Trost der mir blieb, war die Tatsache, dass die abendlich intime Situation des vorherigen Abends der Realität entsprechen musste. Ich war mir sicher, dass dies der Wahrheit entsprach und ich es wirklich so erlebt hatte.

Als ich mich in meiner Situation soweit zurecht gefunden hatte, stand ich vom Boden auf und setzte mich zu Liam an den Tisch. Ich sah ihn lange an, in Gedanken ein wenig traurig über den Verlust des gemeinsamen Morgens mit Sam, und fragte ihn dann, ob Adam bereits aus dem Haus gegangen war. Dies bejahte er natürlich.

An diesem Tag freute ich mich ebenfalls, wie bereits in meinem Traum, dass Adam ein wenig Verantwortung übernahm und nun anscheinend seinen Teil zu leisten schien. Es war absurd, dass sich ein Traum und die Realität so überschnitten.

roses are slowly dyingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt