Nach jenem soeben durchlebten, sowie wirklich heißen Szenario war ich förmlich vor Sam geflohen, sowie der Tatsache, dass sie sich fast verzweifelt an mich geklammert hatte. Das Stöhnen, welches ihrem Mund entglitten war, hatte sich noch immer in meine wirren Gedanken eingebrannt. Die Gedanken an diesen Moment würde ich wohl einige Zeit nicht mehr loswerden.
Einsam hatte ich mich mit einer beruhigenden Zigarette auf den Balkon zurückgezogen, welcher an eine unbelebte Straße grenzte. Dort stierte ich gedankenlos in den trüben Nachthimmel. Die Regenwolken hatten sich inzwischen verzogen und somit wurde freie Sicht auf die Schwärze dieses Nachthimmels gewährt. Kein Stern war ersichtlich, weshalb es dem Auge umstandslos gelang, sich für einige Zeit in dieser Tiefe der Farblosigkeit zu verlieren.
In diesem Moment hegte ich keinerlei Gedanken und fühlte mich lediglich frei. So schön die Situation auch gewesen war, alleine an diesem tristen Himmelsspektakel teilzunehmen, umso schöner wurde sie, als sich die verglaste Balkontür einen Spalt öffnete und Sam's Augen dunkel auf meine trafen. Es lag keinerlei Lust oder gar Angst in ihren, sondern eine kaum zu deutende Kraft, welche von Selbstbestimmtheit und zugleich Gelassenheit geprägt war. Ich lächelte ihr zu und signalisierte mit einer leichten Kopfbewegung, dass sie sich gern zu mir gesellen durfte. Ihre Anwesenheit erfüllte mich mit purer Freude, da ich tatsächlich davon ausgegangen war, sie würde mir nun erst einmal aus dem Weg gehen.
Als sie sich neben mich an das Geländer stellte konnte ich mir ein leichtes Lächeln nicht verkneifen. Sanft blickte ich sie von der Seite an, während sie nun ebenfalls den Nachthimmel betrachtete. Nach kurzer Zeit der angenehmen Stille steckte sich Sam ebenfalls eine Zigarette an. Schweigend ließ sie den Rauch ihren Lungen entfliehen und sah den Nebelwolken zu, wie sie gen Himmel eilten.
»Wir müssen wirklich mal reden!«
Diese Aussage ihrerseits klang sehr nachdenklich. Noch immer schaute sie mich nicht an.
»Worüber?«, ergänzte ich, obwohl ich genau wusste worüber sie reden wollte. Und eigentlich hatte sie Recht; wir sollten all das, was zwischen uns vorgefallen war, einmal klären. Doch allgemein mochte ich solch eine Art von Gesprächen nicht. Manche davon schienen gut auszugehen, mit Erkenntnissen auf beiden Seiten, doch in den meisten Fällen waren sich jene Gesprächspartner uneinig und es endete nur in noch mehr Verzweiflung als vorab. Außerdem war ich sehr gut darin, die Stimmung zu zerstören. Wie auch immer ich das schaffte, es passierte einfach so, ohne dass ich es wirklich anstrebte. So hatte ich auch nun ein wenig Angst vor folgendem Gespräch. Was würde Sam genau ansprechen wollen? Oder was würde verschwiegen blieben, obwohl ich eine Antwort forderte?
»Über das hier zwischen uns.«
Sam riss mich mit ihren Worten aus meinen verwirrenden Gedanken.
Ich wusste nicht so recht, wo ich anfangen sollte, weshalb ich mir unfreiwillig meine Überforderung anmerken ließ.
»Okayy.. umm.«
Kommunikation ist so etwas wundervolles, doch zugleich verdammt anstrengend und irreführend.
Nun blickte Sam mir aufmerksam in die Augen. Sie las und deutete jede meiner Bewegungen. Mir wurde etwas heiß unter ihrem Blick und der endlos erscheinenden Stille. Würde sie das Thema einleiten? Denn das wäre mir wirklich recht. Doch anstatt ihren Worten freien Lauf zu gestatten verharrten ihre Lippen aufeinander, ohne den Hauch einer Bewegung preiszugeben. Anscheinend wollte sie, dass ich das Gespräch startete, und somit in eine beginnende Richtung leitete.
»Es fällt mir schwer, mich von dir fern zu halten. Das tat es schon immer, und ich kann es nicht einfach ignorieren, entschuldige.«
Sam schluckte kurz.
Dann sprach sie.
»Ich weiß nicht, was das zwischen uns ist oder jemals war, doch ich verfluche es.«
Warte was? Hieß das etwa, dass sie all das nicht mochte? Meine Gedanken entschieden sich dazu, komplett wirr meinen Kopf zu überfluten. Ich konnte nicht mehr klar denken sondern durchlebte alles, als würde ich durch eine Milchglasscheibe blicken.
Sam fuhr fort.
»Aber ich muss zugeben, dass es mir genau so geht, wie dir.«
Nach dieser Aussage ließ sie ihren Blick absichtlich an meinem Körper entlang gleiten. Eine Gänsehaut überzog meine Oberarme. Gerade wollte ich zum Sprechen ansetzen, da ergänzte sie erneut ihre Rede.
»Alles zwischen uns ist so verwirrend. Am liebsten würde ich dich aus meiner Wohnung werfen, da ich deine Nähe nicht ertrage.«
Nun blickte ich sie etwas entrüstet an, doch lies folgend ein kleines Lächeln spielen.
»Du weckst etwas in mir, was ich versucht habe zu vergessen. Du zerstörst alles, was ich mir aufgebaut habe. Ja, fuck, ich mag dich Allie.. noch immer! Aber Mike mag ich auch.«
Sie seufzte.
»Jedenfalls glaube ich das.«
Für einige Minuten hatte ich nun bereits den Atem angehalten.
Sie mochte mich.
Ein guter Grundstein.
Nun war mein Moment gekommen, diesen emotionalen Moment durch die richtigen Worte zu ergänzen. Doch was waren nur die richtigen Worte. Ich hatte wirklich kein Gespür dafür.
»Ich verlange nicht, dass du Mike meinetwegen verlässt. Nun ja, ich würde es mir zwar wünschen, aber es wäre dreist, das von dir zu verlangen, vor allem, nachdem ich dich verlassen habe. Naja, ich teile nicht so eine... Verbindung zu ihm, wie du es anscheinend tust. Ich kann das nicht so recht nachvollziehen. Alles was ich will ist, dass du glücklich bist, Sam. Und ohne arrogant wirken zu wollen, denke ich, dass Mike dein Glück einschränkt. Ich hasse es, euch zusammen zu sehen. Und so gern ich ihn auch wegdenken möchte, muss ich es akzeptieren. Aber, ich kann es irgendwie nicht. Ich kann nicht aufhören an dich zu denken. Bevor du erneut in mein Leben getreten bist, hast du tagtäglich in meinem Kopf herum gespukt. Jetzt bist du wieder da, und es fühlt sich noch immer so surreal an. Doch mich bewegt etwas im Herzen, wenn ich dich ansehe. Und jede deiner Berührungen zeigt mir, dass du Wirklichkeit bist.«
Diese Worte schmerzten. Verzweifelt kamen sie von meinen Lippen. Ich wusste genau, dass ich nicht in der Position dazu war, Forderungen zu stellen. Doch wenigstens folgende Bitte konnte sie mir nicht ausschlagen.
»Ich bitte dich hiermit vorerst nur um deine Erlaubnis, für kurze Zeit hier wohnen zu dürfen. Jede weitere Bitte wäre ungerecht, ich weiß das. Also hilf mir als Freundin, und ich werde versuchen mich aus deinem Leben raus zu halten.«
Ich würde lernen müssen, damit umzugehen. Es zu verarbeiten. Den Verlust Sam's. Denn ich wusste, dass ich sie nicht haben konnte. Zu weit hatte sie sich bereits von mir entfernt.
»Ich bin mir ehrlich gesagt nicht sicher, ob ich dir vertrauen kann. Du hast mich schon einmal verlassen. Du kannst nicht von mir erwarten, dass ich alles für dich hinschmeiße. Wir waren damals noch so jung. Und nun, sind wir zwar älter und reifer, doch es scheint, als hätten wir noch immer nicht dazu gelernt. Das Beste wäre es wirklich, sich voneinander fern zu halten.«
Kurze Stille. Ich atmete schwer.
»Doch.. da ich dich nicht einfach rausschmeißen kann, kannst du meinetwegen einige Zeit hier bleiben.«
Innerlich triumphierte ich soeben. Ich hatte keinesfalls Sam's Zuspruch, dass sie sich für mich entscheiden würde, doch wenigstens hatte ich Zeit gewonnen.
»Aber bitte nicht zu lang...«
Sam brach mitten im Satz ab, steckte sich eine erneute Zigarette an und stierte abermals in Gedanken versunken hinaus in die dunkle Welt. Worüber sie wohl nun nachdachte.
»Danke«, entgegnete ich flüsternd, und konnte mich nur schwer davon abhalten, ihr liebevoll auf die Schläfe zu küssen.
★? Danke!
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roses are slowly dying
Romance» 𝐥𝐢𝐞𝐛𝐞𝐬𝐫𝐨𝐦𝐚𝐧. „Frustriert schlief ich ein, die Kälte kaum wahrnehmend, und stetig nur die Kunst in meinen Augen, durch dort verweilende Tränen spiegelglatt schimmernd. Die Kunst ihres Körpers warm neben dem meinigen, gleichend einer ruhi...