XIII. haltestelle

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Nicht weit entfernt von meinem nächtlichen Unterschlupf der dunklen Gasse, dessen Schatten uns Frauen einige Zeit nachschlichen, da sie mich nicht hatten gehen lassen wollen, standen wir vor einer hellen Eingangstüre welche Sam mit Mühen versuchte, in dem Zustand ihrer leichten Trunkenheit, aufzuschließen.

Nach einigen vergeblichen Versuchen hatte sie es schlussendlich geschafft, den Schlüssel in das Schloss zu stecken, und zerrte mich leicht am Arm hinter sich her über die Schwelle der sehr groß erscheinenden Wohnung. Auf den ersten Blick war ich wirklich beeindruckt von all ihrem Hab und Gut, welches ich in Ecken und Nischen der einzelnen Räume vorfand. Selbst eine Gitarre konnte ich ausmachen, welche in dem großen Wohnzimmer an einer der Wände hing, und fast so aussah, als hätte auf dieser Jahre lang keine Menschenseele mehr gespielt. Am liebsten hätte ich sie von dort oben hinunter genommen, um meine schon längst vergessenen Fähigkeiten neu aufblühen zu lassen.

In diesem Moment betrat Sam ebenfalls das Zimmer, in welchem ich mich befand und begeistert die Einrichtung bestaunte.

Als mein Blick bewundernd umher glitt, blieb er ebenfalls kurz an der Gestalt jener Frau hängen, welche dort verweilte, ohne ein Wort zu sagen und lediglich ihre Augen mit leidenschaftlichem Verlangen in ihnen liegend, auf mich gerichtet.

Ihre Aura hatte etwas Mysteriöses doch zugleich Anziehendes an sich.

Liebend gern hätte ich mich in diesem Moment ihr angenähert, um sie erneut nah an mir zu spüren. Ihre Präsenz war ein Segen sowie Fluch zugleich für meine, in ihrer Nähe, schwache Persönlichkeit. Ich wollte sie, doch konnte sie nicht haben.

Innerlich zerriss es mich in diesem Moment, da ich wusste, dass wir es bereuen würden. Ich bräuchte wirklich einen sicheren Unterschlupf für einige Tage, und wenn nun etwas zwischen Sam und mir passieren würde, dann wäre dies kein gutes Omen, sondern eher die perfekte Vorlage für ein folgendes Streitgespräch. Dann erhielt ich lieber die momentan seltsame Spannung zwischen uns, als dies für den Moment zu vertiefen, jedoch langatmig nicht davon zu profitieren.

Außerdem hatte Sam Alkohol im Blut. Auch wenn ich es möglicherweise nicht bereuen würde, wenn unsere Lippen sich berührten, dann würde sie das umso mehr, wenn sie am kommenden Morgen wieder klar denken sowie handeln konnte. Dieses verflucht giftige Zeug tötete einen langsam von Innen heraus.

So gern hätte ich nun auch einen Schluck solch erlösender Substanz, doch gottseidank konnte ich mich in diesem Punkt beherrschen.

Doch in einem anderen Punkt würde ich mich nicht mehr allzu lange beherrschen können: Sam blickte mich noch immer mit solch einem durchdringenden Blick an, dass jegliche Hautstelle an meinem Körper vor unsagbarem Verlangen pulsierte.

Schnell wandte ich mich ab, sodass ich sie nicht länger betrachten musste. Diesen Kampf musste ich einfach gewinnen, um sie zu schützen sowie unsere vertrauliche Beziehung zueinander mit den ersten guten Taten zu flicken.

Auf einmal stand Sam nah hinter mir. Sie berührte mich sanft an meinem Schulterblatt. Ein leichtes Kribbeln wurde durch die Sanftheit in dieser Geste ausgelöst. Mein Herzschlag war nicht mehr zu stoppen. Langsam drehte ich mich um, meine Handlung sofortig verfluchend, da ich ihr somit gefühlsmäßig komplett ausgeliefert war.

Wie versteinert beobachtete ich ihre perfekten Gesichtszüge und das weiche Haar, in welches ich soeben gern gegriffen hätte, um sie leidenschaftlich an mich zu ziehen und dem Drang endlich nachzugeben, sie zu spüren.

Verzweifelt blickte ich sie an, während sie spielerisch ihre Hand in meinen Nacken fahren ließ, die andere gleichzeitig meinen Wangenknochen findend.

»Spiel nicht mit mir.«

Meine Stimme war rau und der Kloß in meinem Hals klar hörbar. Sie hatte mir die Stimme geraubt, und somit war diese Aussage nur in leisem Flüsterton an die Oberfläche des matt schimmernden Spiegelmeeres meiner Gedankenfluten gelangt. Mal wieder schwamm ich um mein Leben, in den vielen Ereignissen, welche sich wild überschlugen.

»Was wenn doch?«

Ihre Lippen legten sich an meinen Hals und strichen sanft über meine Haut. Kleine Küsse platzierte sie entlang meines Schlüsselbeinknochens. Eine unzubändigende Hitze erfüllte meinen Körper und ich musste mich wirklich beherrschen, meinen Kopf nicht in den Nacken zu werfen und voller Erfüllung an ihr Ohr zu keuchen, sodass sie klar und deutlich hören konnte, was für einen magischen Einfluss sie auf mich hatte.

Lange konnte ich diesem Spiel nicht mehr standhalten, ohne sofortig nachzugeben und ihr vollkommen zu verfallen.

Angespannt zog ich eifrig die kalte Luft in meine Lungen, um meinem Hirn einen Tritt zu verpassen und es durch den Sauerstoffzufluss zum Denken anzuregen. Dies fiel mir momentan wirklich schwer, während Sam mich durch ihre heiße Art enorm anheizte.

Als sie nun ihre Hände unter mein T-Shirt gleiten ließ und dort schmerzhafte Erinnerungen durch ihre Berührung lostrat, packte ich sie geschwind an der Hüfte und drängte sie nach hinten, sodass sie sich ohne große Widerworte mit mir auf ihrem Schoß sitzend auf der Couch nieder ließ.

Sie atmete flach und mit einem Blick in ihre Augen, erkannte ich einen leichten Schimmer der aufkeimenden Lust in ihnen glänzen. Ich lockerte den Griff um ihre Hände, woraufhin sie sich langsam unter mir rekelte um dann ihren Oberkörper zu mir zu strecken. Unsere Lippen waren sich sehr nah, doch ich schloss die Lücke bewusst nicht, da noch immer ein Hauch von Anstand in mir zu finden war.

Ich wollte die Lage keinesfalls ausnutzen, weder den Alkoholpegel noch ihre momentan große Lust.

Deshalb bemühte ich mich, von ihrem Schoß zu steigen, jedoch krallte sie sich urplötzlich mit ihren Fingern in meinen Rücken und hinterließ dort heiße Marken. Verzweifelt klammerte sie sich an mich und wollte mich kaum gehen lassen, doch zu unseren beiden Glück konnte ich mich nach einigen Sekunden aus ihrem Griff lösen.

Nachdem ich von ihr gewichen war, ließ sie ihren Oberkörper zurück auf die Couch fallen und schloss ihre Augen. Kurzzeitig brabbelte sie vor sich hin, bis sie auf einmal versuchte, sich ihre Bluse über den Kopf zu ziehen.

Geschockt versuchte ich, meinen Blick abzuwenden, doch es war mir kaum möglich. Einige Minuten stand ich reglos da und wusste nicht so recht mit mir anzufangen, bis ich eine leise Stimme vernahm.

»Ich brauche dich!«

★? Danke!

roses are slowly dyingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt