Mir wurde eine Hand gereicht, jedoch konnte ich in dem grellen Licht nicht genau sehen, wer diese Person war, welche mir Hilfe anbot. Verzweifelt versuchte ich meinen Arm zu heben, doch ich hatte nicht die Kraft dazu.
Als ich mich mit letztem Wille umsah, konnte ich meine Gliedmaßen samt der Überreste meines Herzens nicht erblicken. Diese waren eingetaucht in eine dunkle Masse. Mein kompletter Körper steckte darin fest und ich war nicht im Stande dazu, irgendetwas zu tun. Hektisch versuchte ich, mich aus diesem Griff der Schwärze zu befreien. Doch ich konnte nichts tun, und lediglich die Person beobachten, welche mir eben noch die Hand reichen wollte.
Langsam lief sie fort von mir.
Die Hoffnung schwand.
Erneut fielen meine Augen zu.
Durch ein aufgebrachtes Klopfgeräusch in meiner unmittelbaren Nähe wurde ich wieder zu Bewusstsein gerufen. Mein Körper lag in reiner Nässe, das komplette Bad von Wasser und Schmutz triefend. Ein kleiner See hatte sich bereits angesammelt, und hätte ich noch ein paar Minuten länger hier gelegen, ohne meinen Zustand wahrzunehmen, wäre ich wahrscheinlich in den Tränen meiner Selbst ertrunken.
Langsam richtete ich mich auf und stellte fluchend den Wasserhahn zu, welchen Jordan in seinem aufgebrachten Abgang offen gelassen hatte. Er war nicht ganz aufgedreht gewesen, sodass nicht sonderlich viel Wasser entwichen war, doch es hatte gereicht, um die Badewanne sowie den Boden in den wenigen Stunden in welchen ich hier gelegen hatte, gründlich zu wässern.
Abermals ertönte ein Klopfen, welches von der Eingangstür zu dieser kleinen Wohnung kommen musste, und dieses Mal deutlich lauter schien, als das mal zu vor. Egal welche Person dort stand, diese hatte es wohl sehr eilig, mit mir in Kontakt zu treten. Doch in meiner momentanen Lage konnte das nur schwer möglich sein.
Wenn die Person mich so erblicken würde, konnte ich ganz schnell meine Sachen packen und ich hätte auch meinen letzten Hoffnungsschimmer, in ein normales Leben zurückzukehren, verloren.
Also ließ ich die Tür geschlossen, lehnte mich jedoch erschöpft gegen diese und formulierte meinen Ausruf, so laut es mir nach jener Nacht möglich war.
»Ja?«, entwich es meiner Kehle. Es konnte in diesem Moment nicht lauter als ein angestrengtes Flüstern gewesen sein, doch die Klopfgeräusche der Person verstummten sofort und nach ein paar Sekunden erfolgte eine Antwort.
Eine hysterische Frauenstimme erklang, welche der älteren Frau zuzuordnen war, welche unter mir wohnte. Ohne, dass diese nur ein Wort gesagt hatte, wusste ich bereits, was sie wollte.
»Öffnen Sie auf der Stelle die Tür! Ich war wirklich immer nachsichtig mit Ihnen, doch jetzt geht das zu weit. Ihre Schreie, wenn sie ihre Freunde eingeladen haben, sowie den Krach die ganze Zeit, konnte ich ja gerade noch so überhören, aber nun auch noch Wasser von der Decke? Das ist kein schöner Weg geweckt zu werden!«
"Pah, wenn sie nur wüsste", dachte ich mürrisch.
»Ich verlange ausdrücklich, dass Sie sofort die Tür öffnen und mir sagen, dass Sie für den Schaden aufkommen werden, sonst rufe ich die Polizei!«
Ich war schon fast weg gedöst bei ihrer ätzenden Standpauke durch die verschlossene Türe, doch bei dem Begriff Polizei spannte sich urplötzlich jeder Muskel meines Körpers an.
Hektisch dachte ich nach und kam dann zu dem Entschluss, dass ich ihr am besten gut zureden sowie ihr den Schadensersatz versprechen sollte, auch wenn ich ganz sicher nicht dafür aufkommen konnte, so wenig wie ich besaß. Mein egoistisches Ziel war es in diesem Moment, sie einfach so schnell es nur ging loszuwerden. Den Stress wollte ich mir nicht noch länger antun.
»Ich werde den Schaden begleichen, Ma'am. Gerade ist es nur sehr schlecht.«
Den letzten Satz flüsterte ich. Dann robbte ich mich von der Türe weg und ignorierte ihre Erwiderungen. Gottseidank gab sie nach etwa fünf Minuten der weiteren Belästigung die Hoffnung auf und verließ meine Schwelle, sodass ich in aller Ruhe ein altes T-Shirt um meine Kopfwunde wickeln, ein paar Schmerztabletten schlucken, sowie endlich ins Bett gehen konnte. Diesen Schlaf hatte ich mir wirklich verdient.
~
Es waren inzwischen etwa zwei Wochen vergangen, nachdem Jordan so ausgeflippt war. Noch immer war er recht abgeneigt gegenüber mir, doch dies konnte man keinesfalls mit meinem Hass auf ihn sowie die weiteren Menschen auf dieser gottverdammten Welt vergleichen.
Nach jener Auseinandersetzung waren seine Augen nur noch kälter geworden, als diese es zuvor eh schon waren. Er verlangte nun jede Nacht von mir meine Dienste, da ich seinen Verlust ausgleichen musste. So hieß es für mich, jeden Abend wieder aufs Neue wie eine zurechtgemachte Hure unter die Leute zu gehen, von Ihnen angegafft sowie an gegrabscht zu werden und dabei die Teile so hoch wie nur möglich zu verticken, die Jordan mir gelegentlich unter schob.
Die Einnahmen waren tatsächlich nicht schlecht gewesen und ab und zu konnte ich Jordan um ein paar Scheine betrügen, indem ich diese hinter seinem Rücken behielt.
Auch an diesem Abend war ich abermals bereit, die Clubs unsicher zu machen. Ich hatte mich für ein etwas hochwertigeres Outfit als sonst entschieden, da ich zufälligerweise davon hörte, dass diesen Abend anspruchsvolle Männer, unter ihnen jene welche den Luxus und die edlen Frauen schätzten, zu finden waren.
Also rekelte ich mich, kurz bevor ich die Wohnung verlassen hatte, in ein elegantes, schwarzes Kleid. Es war an meinen Körper anliegend und zeigte selbstverständlich Haut, doch dies auf eine reizende Weise, und keine aufdringliche. Es reichte ebenfalls, wie keines meiner anderen Ausgehkleider, sogar bis knapp unter meine Knie.
Gepaart mit schwarzen Absatzschuhen, welche meine Beine streckten, betrat ich in diesem Moment selbstbewusst den Club.
Einen kleinen Vorrat an Pillen versteckte ich in meinem Schuh, doch die größere Menge würde ich im Inneren des großen Gebäudes von Jordan erhalten. Ohne Probleme kam ich an den Türstehern vorbei, welche mich bereits kannten und wie immer von oben bis unten begehrend musterten, ihre Hände jedoch glücklicherweise bei sich behielten.
Mit diesen Männern wollte ich es mir gewiss nicht verscherzen.
Kaum war ich hineingelassen worden, kam mir der Gestank von Schweiß und künstlichem Nebel in den Sinn. Ebenfalls konnte ich Zigarettenrauch ausmachen, welcher von einer gut bestückten Frau nicht weit von mir ausging. Diese lehnte lässig an der Wand und rauchte eine Zigarette, kurz vor der Schwelle stehend, welche einen in die schwitzige und heiße Masse der Menschen geleiten würde.
Ich lief langsam auf sie zu und betrachtete ihren Körper genau. Als ich dann jedoch nicht sie anpeilte, sondern die Tür neben ihr, da ich einen Job zu erledigen hatte, anstatt alles was mir in den Weg kam weg zu flanken, wechselte ihre Mimik kaum merklich und sie wirkte fast schon ein wenig enttäuscht. Um sie nicht komplett abzuschreiben schenkte ich ihr ein aufreizendes Augenzwinkern, kurz bevor ich von der Menschenmasse verschluckt wurde.
Recht angewidert aufgrund der vielen klebrigen Körper rings um mich herum, kämpfte ich mich vorwärts. Mein Ziel war eine kleine Erhöhung, von welcher ich den Trubel großflächig überblicken konnte, um somit Jordan ausfindig zu machen sowie meine nächtlichen Kunden herauszusuchen. Kurz bevor ich die Treppe erreicht hatte, welche meine Flucht aus diesem unübersichtlichen Menschenknäul darstellte, wurde ich unüblich gestoppt.
Eine weibliche Hand erkundete urplötzlich meinen Körper indem diese von hinten um mich geschlungen wurde, die Person hinter dieser Geste jedoch nicht in mein Sichtfeld trat. Mir war es jetzt wirklich nicht nach Spielchen mit einer aufgegeilten Tussi. Als ich mich umdrehte, platzierte diese Frau eine ihrer Hände in meinem Nacken und blickte mich heiß an, während sie sich auf ihre Unterlippe biss.
Ich konnte meine Augen nicht von diesen Lippen lösen.
»Hallo Tiffany«
★? Danke!
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roses are slowly dying
Romance» 𝐥𝐢𝐞𝐛𝐞𝐬𝐫𝐨𝐦𝐚𝐧. „Frustriert schlief ich ein, die Kälte kaum wahrnehmend, und stetig nur die Kunst in meinen Augen, durch dort verweilende Tränen spiegelglatt schimmernd. Die Kunst ihres Körpers warm neben dem meinigen, gleichend einer ruhi...