Kapitel 26

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Jetzt war es endlich still.Nur das leise Klappern und Quitschen der uralten Mechanik und das Klimpern der flackernden Glühbirne war noch zu hören.Polen lag wie eine weggeworfene Puppe in der linken hintersten Ecke,halb gegen die Wand gelehnt.Langsam versuchte er wieder zu Atem zu kommen und das Klingeln in seinen Ohren loszuwerden.Vorsichtig zog er mit zitternden Fingern sein Shirt hinunter,dort wo der Nazi ihn gebissen hatte.Zu seiner Überraschung war seine Haut nicht durchdrungen worden.Nur eine Linie von pochenden blaugelben Flecken in Form einer Zahnreihe erinnerten noch an den Schrecken.Wenigstens ein Grund zum Aufatmen.Aber jetzt gab es wichtigeres. Er wusste nicht was jetzt passieren würde.Warscheinlich das gleiche wie gerade eben bloß auf einen anderen Stockwerk.Sie würden ihn folgen.Das ganze würde sich in die Unendlichkeit ziehen.Er würde als ewiger Spielball eines riesigen Geisterhauses enden bis er entweder verhungerte oder in Stücke gerissen wurde.Vielleicht würde er auch ein Stockwerk hinuntergeworfen werden und sich gnädigerweise den Hals brechen.Er hatte schon weniger peinliche Tode erlebt.Der Fahrstuhl bremste ab und Polen wappnete sich für eine weitere Runde Spielball.

Mit den typischen Ping öffneten sich die Türen und er schniefte in einen kleinen Anfalll von Selbstmitleid für das was jetzt wohl kommen würde.Doch da war niemand.Nichts.Keine Phantome.Nicht einmal eine leuchtende Kugel oder seltsamen Geruch.Er blinzelte um sich an die neuen Verhältnisse zu gewöhnen.Dieses Stockwerk hatte er noch nie gesehen.Langsam versuchte Polen sich zu bewegen,streckte die Hand nach dem Haltegriff aus und versuchte sich hochzuziehen obwohl seine Muskeln und die vielen neuen blauen Flecken und Kratzer immer noch höllisch schmerzten.Mit zusammengebissenen Zähnen und leise gemurmelten Flüchen zog er sich auf die schwankenden Füße und sah hinaus.Statt in einen langen Gang oder Treppenabsatz hinauszuschauen befand sich hinter den Türen nur ein gigantisch leerer Raum.Keinerlei Zwischenwände oder sonstiges.In der Ferne bildete er sich ein ein paar Säulen zu sehen aber er war sich nicht sicher ob es doch einfach nur jemand war der sehr stillstand.Warscheinlich zog sich der gesamte Raum über das ganze Haupthaus.Nicht einmal der Tanzsaal war so gigantisch.Polen kniff die Augen zusammen und versuchte irgendetwas bestimmtes auszumachen wie Möbel doch da war nichts.Die gesamte Ebene war leergefegt.

Nur das gräuliche Morgenlicht,das zaghaft durch die weit entfernten Fenster fiel,erhellten das ganze eher schlecht als recht.Das Licht des Aufzuges schien in einen schwachen Halbkreis auf den hellen Holzboden und Polen kam sich vor als säße er auf einer einsahmen Lichtinsel in einen Meer aus Dunkelheit.Er durchwühlte seine Erinnerung nach diesen Raum doch er konnte sich an nichts dergleichen erinnern.War dass hier das vierte Stockwerk,das er nie nie nie unter allen Umständen nicht betreten durfte?Das geheimnisvolle Stockwerk,bei dem er sich immer gefragt hatte was sich dort befand?Irgendwie fühlte er eine leise Enttäuschung bei den Anblick der Leere.Er hatte sich immer geheime Schätze oder rätselhafte Maschienen für dubiose Zwecke vorgestellt aber hier war nicht mal ein Stuhl.Sehr seltsam.Polen strekte vorsichtig den Kopf aus der Tür und schaute nach links und rechts und so gut es ging nach hinten doch da war nichts außer zu viel Platz.Nach den ganzen Gekreische war die Stille geradezu überwältigend.Nicht nur der Raum war leer sondern auch die Atmosphäre.Nicht still,nicht verlassen nur leer.Ein Schauder lief ihn über den Rücken.Nach all dem was passiert war,vertraute er dem Frieden überhaupt nicht mehr.Polen beschloss einfach in den Aufzug zu bleiben und ins Erdgeschoss zu fahren.Dann würde er zu dieser verdammten Eingangstür rennen und endlich abzuhauen.Und wenn er wieder zuhause war würde Deutschland's Auto schneller verschwunden sein als dieser eine Bierfasche leeren konnte.Das hatte er sich verdient,verdammt nochmal.

Entnervt drückte er auf den entsprechenden Knopf.Doch die Türen schlossen sich nicht.Er versuchte es erneut.Nichts.Wütend hämmerte er auf ihn ein.Der Aufzug verblieb bewegungslos."Kurva!",fluchte er frustriert."Kurva!", hallte es beängstigend laut zurück durch das gesamte Stockwerk.Polen schlug sich die Hand vor den Mund,auch wenn er nicht wusste warum.Das ganze machte ihn wirklich paranoid.Noch paranoider machte es ihm das der verdammte Aufzug nicht funktionierte.Und der Aufzug war der einzige Zugang für das Stockwerk.Vorsichtig ließ er sich an seinen alten Platz in der Ecke wieder auf den Boden zurücksinken und stöhnte leise als seine Blessuren sich wieder meldeten.Er wusste das dies ein weiteres abgekartetes Spiel des Hauses war.Er sollte warscheinlich den Aufzug verlassen und dann würde wohl die Hölle über ihn hereinbrechen.Das konnten sie vergessen.Sie wollten ein Spiel?Sie konnten es haben.Er würde einfach abwarten bis der Tag hereinbrach und es noch einmal versuchen.Wenn es nicht funktionierte,würde er einfach aus dem Fenster und die Fassade hinunterklettern,Prellungen hin oder her.Die gotische Architektur würde wohl genügend Vorsprünge bereithalten und selbst wenn er sich sämtliche Knochen brechen würde,währe er wenigstens raus hier.Polen seufzte als er merkte das er warscheinlich nur selbst leere Hoffnungen machte.Aber er würde nicht klein bei geben.

Der Einbruch(Contryhumans-Kurzgeschichte)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt