Kapitel 27

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Polen starrte abwechselnd an die Wand und auf seine Uhr.Er hatte keine Ahnung wie lange er schon auf...irgendwas wartete.Sein Zeitgefühl war komplett verschwunden und seine Uhr war anscheinend auf 2:40 stehengeblieben.Die Leere schien sich seiner Herr zu werden.Aber er wiederstand die Versuchung sein "Versteck" zu verlassen.Nervös schaute er durch die Türöffnung nach draußen.Das einzige was ihn versicherte das die Zeit  überhaupt verging war die Sonne die den Raum langsam mit ihren goldgelben Licht erhellte.Polen hatte gehofft dass das Warten ihn beruhigt hätte doch sein Unbehagen blieb.Die Leere war nur eine Lüge.Es musste einen Haken an der Sache geben.Irgendeinen.Alles andere währe nur lächerlich.Die Geräuschlosigkeit bereitete ihn Kopfschmerzen.Polen rieb sich etwas das getrocknete Blut vom Gesicht und rote Flocken regneten auf sein Shirt.Er seufzte und starrte wieder aus dem weit entfernten Fenster.Die Außenwelt lag nur hinter diesen Mauern.Verlockend und mit hoffentlich weniger Geister.Wie sehr wünschte er sich dort draußen zu sein und die Wärme der Sonne zu spüren anstatt diese eisige alte Luft im Haus einzuatmen.Hatte sich da etwas bewegt?

Kurz war es ihm so als hätte er etwas hinter der Säule gesehen.Polen zwinkerte und versuchte es zu ignorieren.Das Licht blendete ihn.Oder die Nacht hatte ihn verrückt gemacht.Trozdem sah er noch einmal hin bevor es sich selbst aufhalten konnte.Nichts,was auch sonst.Er hatte schon alles gesehen.Sein Herzklopfen beschleunigte sich unbewusst und er konnte das  Blut über die Stille in seinen Ohren rauschen hören.Das machte ihn noch nervöser.Polen schloss die Augen um sich zu sammeln.Jetzt war es wohl hell genug das sämtliche Geister ihn nicht mehr sofort zerfetzen würden.Einfach aus den Fenster klettern und sich nicht den Hals brechen,das war der Plan und nicht anders.Plötzlich war da ein Geräusch.Die vertrauten Schritte.Es kam so aprupt und störend in der Stille,das Polen fast das Herz stehen blieb.Sofort riss er die Augen auf.Der Raum war nicht mehr leer.Eine riesige schwarze Gestalt lief langsam auf ihn zu.Sie hob sich deutlich von dem Sonnenlicht ab wie ein zum Leben erweckter Schatten.Polen entwich ein heiserer Schrei und versuchte hektisch auf die Beine zu kommen.Die Gestalt war wirklich die größte Person die er je gesehen hatte.Selbst Soviet Union war in seinen besten Tagen nicht so groß gewesen.Sie machte keinen Laut,nur die Schritte hallten zu ihm hinüber.Schwere Stiefel auf alten Holz,langsam und bestimmt.Polen versuchte verzweifelt ein Gesicht zu erkennen während seine Muskeln sich standhaft weigerten ihm zu gehorchen.Gefrohren vor Angst sah er einfach zu wie der riesige Schatten auf den Aufzug zumaschierte.

Mit langen Schritten war er bei ihn.War das der Geist von 2.Reich?Oder eine verdrehte Version von Preußen?Die Gestalt blieb aprupt stehen als hätte ihr jemand einen Befehl erteilt.Er konnte eine perfekt nachtschwarze Uniform erkennen.Dann knickte sie an der Hüfte ein und beugte sich langsam zu der Tür hinunter.Polen presste sich fester gegen die Wand wie ein in die Enge getriebenes Tier.Er wusste nicht mehr was er tun sollte.Da war kein Fluchtweg mehr.Kein Gang zum Rennen.Kein Tisch zum Verstecken.Das einzige Geräusch war jetzt sein hecktisches Keuchen und das leise Rascheln der Kleidung von dem Schatten.Sie füllte fast den ganzen Türrahmen aus und es wurde wieder dunkler als würde ein Vorhang zugezogen werden.Polen quitschte und presste sich schmerzhaft fest gegen die Wand,in der Hoffnung in ebenjene zu verschwinden.Dann streckte es den Kopf in die Kabine.Er wollte es nicht ansehen,konnte aber nicht den Blick davon losreißen.Verschwommen durch seine Tränen und finsteren Zwielicht konnte er nur zwei kleine,weiße Augen halbwegs deutlich erkennen.Genau die gleichen stechenden Augen die ihn an der Eingangstür angestarrt hatten.Sie ließen ihn sofort in panisch erzittern und seinen Kiefer verkrampfen.Das Gesicht war das emotionsloseste was Polen je gesehen hatte.Es war einfach leer.Der Kopf neigte sich leicht,wie aus Neugierde,nach rechts.   "N-Nie...Bitte...",hörte Polen sich schwach flehen.Es war kaum zu hören.Er wusste nicht was es vorhatte.Warscheinlich ihn töten.Oder schlimmeres.Was denn sonst?Er hätte nicht herkommen sollen."Guten Tag."

Die Stimme erschreckte ihn mehr als das Gesicht und die Augen zusammen.Sie war unerwartet sanft und sehr tief.Das Guten Tag war genauso emotionslos wie der Gesichtsausdruck.Es lag aber ein seltsamer Unterton in der Stimme die ihn unerklärlich schaudern ließ.Polen antwortete nicht.Er hatte zu große Angst um seinen Kiefer zu entkrampfen.Das einzige was er konnte war das Wesen anzustarren und zu beten das es ein schmerzloser Tod werden würde."Du bist wieder zurückgekehrt.",sagte es monoton."Du warst eine lange Zeit fort." Verwirrt starrte Polen es an.Was hieß das jetzt schon wieder?Er hatte eher ein "Bereite dich auf deine baldige Invasion vor" oder "Du bist jetzt wieder mein Lebensraum" erwartet.Wollte es ihn nur ärgern?Oder ihn bis zum letzten Moment in Unklaren lassen?Doch bevor er eine Antwort überlegen konnte,redete das Wesen schon (ohne erkennbaren Mund) weiter."Du hast dich nicht verändert.Kein bisschen.Nimmst dir immer noch das was du willst,wie damals.",tadelte es.Polen konnte ein Schnauben nicht unterdrücken.Er stahl nur wenn es nicht anderst ging,nicht wirklich aus Spaß.Das hätte er lieber gelassen.Das bisher völlig reglose Wesen setzte sich auf einmal in Bewegung und streckte die weiß behandschuhte Hand nach ihm aus.Polen jammerte ängstlich und rutschte langsam weiter nach unten auf den Boden in einen Versuch ihm zu entkommen.Die Hand konnte ihn mit Leichtigkeit aus den Aufzug ziehen und ihn warscheinlich mühelos zwischen Daumen und Zeigefinger zerquetschen."Gib es zurück!",verlangte es.Polen wollte gar nicht wissen woher und wie es das wusste das er ein paar Dinge mitgenommen hatte.Es war ihn einfach nur noch egal.Er musste sich stark zwingen um seinen schockstarren Arm zu bewegen und den Beutel an seinen Gürtel zu nehmen.Polen sah wie sehr seine Hand zitterte als er sie in Richtung des Wesens bewegte und den Beutel in die große Hand legte.Das war es wohl.Egal was passieren würde,es würde zu seinen Nachteil sein.Es war ihm schon fast gleich.Er war nur noch müde vom vielen Flüchten und Angsthaben.Es schloss die Faust um das Diebesgut und beugte sich weiter zu ihm hinunter."Danke."Da war er wieder!Dieser plötzliche Mund mit den breitesten Lächeln und den längsten,spitzesten Zähnen die auf der Welt existierten.Polen erwartete schon fast dass das Wesen ihm jeden Moment ins Gesicht biss.Es verharrte einen grauenhaft langen Moment mit diesen Lächeln und Polen hielt die Luft an,sicher die Zähne noch in seinen Alpträumen zu sehen."Es ist noch nicht soweit.",lächelte es ohne die Lippen zu bewegen."Aber wir sehen uns wieder wenn meine Zeit gekommen ist.Das verspreche ich dir."Dann zog er sich blitzschnell zurück und stand wieder stramm,unbeweglich und mit bewegungslosen Lächeln.Polen wollte etwas sagen aber es fiel ihn nichts ein.Er war mehr überrascht das es keine Anstalten machte ihn den Hals umzudrehen.Plötzlich gingen die Türen des Aufzuges zu,ohne das jemand einen Knpof gedrückt hatte.Das letzte was Polen von der großen Gestalt sah waren die kleinen weißen Augen die ihn durchbohrten bevor der Aufzug hinunterfuhr.

Der Einbruch(Contryhumans-Kurzgeschichte)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt