Kapitel 1

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Karen:

Glückliche betrachte ich den schon leicht in die Jahre gekommenen Pick-up den ich von meinen Eltern vor ein paar Tagen zum Geburtstag bekommen hatte auch wenn ich es noch immer nicht ganz glauben kann.

Natürlich ist es nicht das beste Auto das es gibt, doch es ist mein Auto und allein zu wissen das es so ist lässt mich auf gewisse Art und Weise frei fühlen. Ich muss niemanden mehr nach dem Schlüssel fragen, niemanden mehr fragen wie lange ich mit dem Auto weg sein kann bis es gebraucht wird.

Zufrieden grinsend streiche ich über das noch ziemlich glänzende dunkelrote Lack das meine Eltern nochmal erneuert haben lassen als sie das Auto nochmal überprüfen haben lassen. Schließlich möchten sie mir ja auch kein kaputtes Auto schenken sondern mir eine richtige Freude machen was sie auch ganz sicher geschafft haben.

Langsam steige ich in mein eigenes Auto ein, was mit dem Kleid und den hohen Schuhen zugegebenermaßen schwerer ist als sonst, und streiche kurz über das blitzblank geputzte Armaturenbrett bevor ich meine Hände an das Lenkrad lege bei dem man doch etwas merkt das es bereits etwas abgewetzt ist. Doch es stört mich kein bisschen. So fühlt sich das Auto einfach irgendwie vertraut an und ich bin damit einfach nur überglücklich damit.

Vermutlich könnte ich mich noch ewig hiermit beschäftigen und es einfach genießen doch langsam wird es doch etwas knapp weshalb ich den Schlüssel ins Zündschloss stecke und langsam, noch etwas holprig, losfahre und vorsichtig aus unserer Einfahrt steuere bevor ich erleichtert ausatme da mir das mit den Parken doch noch etwas schwer fällt. Doch es funktioniert und bisher habe ich noch nichts kaputt gemacht also kann es nicht so schlimm sein.

Leicht lächelnd und noch immer überglücklich fahre ich die ziemlich leeren Straßen entlang, wobei ich wirklich aufmerksam auf den Verkehr achte um auf keinen Fall etwas falsch zu machen und so einen Kratzer in dem schönen neuen Lack zu riskieren. Dennoch bin ich gerade mit meinen Gedanken eher bei den kommenden Wochen während ich vor Beaus Haus halte und die Handbremse anziehe, bevor ich mein Handy aus der kleinen Handtasche nehmen um meiner besten Freundin zu schreiben das ich jetzt da bin und auf sie warte.

Wir haben nämlich endlich unseren Abschluss hinter uns und das A-Level gut bestanden sodass wir endlich fertig mit der Schule sind und das letzte Mal Ferien haben. Doch diese sind um einiges länger als bisher immer weshalb wir auch schon einiges dafür geplant haben. Schon seit Jahren haben wir darauf gespart und morgen, direkt nach unserer Abschlussfeier fahren wir nach Schottland und genießen unseren langen Sommer zusammen ohne an irgendwas gebunden zu sein. Schon allein wenn ich nur daran denke überkommen mich die ganzen Glücksgefühle und die Vorfreude darauf nach dem ganzen Prüfungsstress einfach wieder mal vollkommen frei zu sein und absolut das tun zu können was wir wollen ohne das irgendwer uns auch nur im Ansatz kontrollieren kann.

So in Gedanken versunken bemerke ich Beau erst als sie an die Türe öffnet und ich leicht zusammenzucke als sie ihre Tasche neben mir auf den kleinen Sitz in der Mitte fallen lässt da mein Auto keine Rückbank hat was mich allerdings kein bisschen stört.

Meine beste Freundin trägt ein wunderschönes, pastellrosanes und schlichtes Kleid das einen wunderbaren Kontrast zu Beaus dunkler Haut bildet und ihre Kurven wirklich gut betont. Ihre dichtem Locken hat sie sich hochstecken lassen und ich könnte wetten das es ihre Mutter Stunden gekostet hat das so schön zu richten und die vorderen Strähnen die nicht hochgesteckt sind so zu glätten, dass sie ihr bis zur Brust reichen obwohl ihre Haare sonst nur schulterlang sind. Es ist irgendwie traurig daran zu denken das bereits in wenigen Stunden nichts mehr davon übrig ist und es trotzdem keinen interessiert da wir bis dahin schon längst vollkommen dicht sind.

„Schick siehst du aus Süße", begrüße ich sie grinsend und schicke ihr einen Luftkuss bevor ich den Wagen wieder starte und Beau die Tür mit einem leicht belustigtem Schnauben schließt. „Das hat auch lang genug gedauert, glaub mir. Ich saß mindestens drei Stunden auf den Rand von der blöden Badewanne und jetzt spür ich meinen Arsch nicht mehr", lässt sie sich dennoch grinsend darüber aus während ich jetzt wirklich weiter Richtung Festsaal fahre was in diesen Schuhen gar nicht so leicht ist obwohl man meinen sollte das man mit einem Zehnzentimeter Absatz noch gehen sollte, ich hoffe das es wenigstens gut aussieht und ich mich damit nicht umbringe wenn ich mal genug getrunken habe.

„Du hast dir aber auch ganz schön Mühe gegeben", bricht Beau dann nach kurzer Zeit das eigentlich angenehme Schweigen wobei ich mich natürlich auch gerne mit ihr unterhalte. „Ich habe es zumindest versucht, aber meine Mutter konnte mir leider nicht wirklich helfen konnte. Die hat in ihrem Leben noch nie ein Glätteisen oder einen Make-up Pinsel gesehen", erzähle ich ihr grinsend und zucke kurz mit den Schultern bevor ich an einer Ampel halte und lächelnd rüber zu Beau sehe. „Aber an dich kommt ja sowieso niemand ran, glaub mir alle werden begeistert sein und alle Mädchen werden dir zu Füßen liegen", meine ich dann und Beau schenkt mir ein schwaches Lächeln wie fast immer wenn es auch nur kurz zur Sprache kommt das sie auf Mädchen steht. „Es wird aber auch keinen Jungen geben der dir nicht hinterherschaut", meinte sie dann ebenfalls grinsend und mustert mich nochmal kurz während ich meinen Blick wieder auf die Straße lenke da hinter mir bereits jemand gehupt hat um mich auf die inzwischen grüne Ampel aufmerksam zu machen weshalb ich sofort wieder losfahre und danach gleich abbiege.

„Vielen Dank, aber das sagt nichts mehr aus wenn sie nur erstmal betrunken sind. Danach machen sie alles an was ihnen auch nur annähernd weiblich vorkommt", meine ich grinsend bevor ich wieder kurz zu ihr schaue. „Du musst später übrigens fahren, du verträgst mehr als ich und ich möchte unseren Roadtrip noch erleben und nicht kurz davor von einem Baum zerquetscht werden. Immerhin wird das der Sommer unseres Lebens" meine ich dann noch als das Gebäude mit der Festhalle endlich in Sicht komme und ich so nah wie möglich parke um später schnell wieder hier zu sein und dann mit unserem Jahrgang richtig feiern zu gehen bevor ich die Tür öffne und den Schlüssel aus dem Zündschloss ziehe um ihn in meine Handtasche zu stecken. Danach steige ich aus und mache mich gemeinsam mit Beau auf den Weg zur Halle um es noch ein letztes Mal mit unserem gesamten Jahrgang zu feiern und mich von allen außer Beau zu verabschieden.

Zwar werde ich manche nicht wirklich vermissen aber trotzdem habe ich viele Jahre meines Lebens mit ihnen verbracht. Dennoch ist es nicht allzu schlimm und ich werde zurechtkommen solange ich meine beste Freundin an meiner Seite habe die mich schon seit ich sie kenne immer unterstützt und immer für mich da ist egal was los war.


Maybe it's not foreverWo Geschichten leben. Entdecke jetzt