Karen:
Nachdenklich sind wir inzwischen wieder am Pick-up während ich noch immer meine Haare mit einem kleinen Handtuch trockne da wir natürlich nicht an einen Föhn gedacht hatten. Gut, ich habe nicht daran gedacht. Wir haben uns solche Dinge aufgeteilt und Karen war für Lebensmittel zuständig da sie meinte ich würde es besser schaffen irgendwas einzupacken als was wichtiges einzukaufen. Es war vermutlich auch deutlich besser keinen Föhn zu haben als nichts zu essen aber gerade war eben wieder einer der Momente in denen ich mich ohrfeigen könnte.
Beau ist gerade auch nicht hier, sie ist an der Rezeption um nach dem WLAN-Passwort zu fragen, was mir die Zeit gibt in Ruhe nachzudenken. Vorher war mir aufgefallen wie angespannt Karen beim Duschen gewesen war, ich wusste das sie es normalerweise genoss ausgedehnt und lange unter dem warmen Wasser zu stehen, doch dieses Mal war sie vor mir fertig und ich hatte auch bemerkt wie sie immer wieder darauf geachtet hatte niemanden und vor allem mich nicht zu lange anzuschauen.
Natürlich wusste ich das sie lesbisch war und das für sie vielleicht etwas unangenehm sein könnte, das sie es so sehr vermied irgendwen anzuschauen und sich sogar leicht anspannte wenn ich nach ihrer Hand griff war doch irgendwie seltsam und ich konnte es mir nicht richtig erklären.
Uns auch als ich davon geredet hatte mit ihr in eine WG zu ziehen, natürlich nur zu zweit, war sie kurz ziemlich traurig gewesen und sah irgendwie so aus als würde sie sich irgendwas einreden was mich etwas störte, da ich eigentlich wollte das sie mir ebenso vertraute wie ich ihr. Und deshalb schmerzt es mich auch so da ich weiß das sie mir etwas verschweigt. Natürlich würde sie vernünftige Gründe dafür haben, es ist Beau, aber vor allem ist sie doch meine beste Freundin und ich will nur zu gerne alles wissen das sie beschäftigte.
Seufzend lege ich das Handtuch nach einiger Zeit zur Seite und versuche mich so schmerzfrei wie möglich zu kämmen bevor ich mein, durch das Wasser schwerere und somit etwas glatteres Haar, zu einem dicken Zopf flechte der bis morgen einfach halten muss, auch wenn meine Haare so nicht komplett trocknen würden. Immerhin würde ich sie dafür aber morgen noch kämmen können und meine Locken auch besser bändigen auch wenn sie längst nicht so schlimm sind wie Beaus.
Da sie noch immer fehlt lehne ich mich nachdem ich fertig bin einfach an die Wand, die die Ladefläche von dem vorderen Teil trennte, und greife nach meinem Handy um darauf ein Spiel zu spielen welches kein Internet braucht und mir gut dabei hilft die Zeit totzuschlagen ohne weiter nachzudenken.
Das schaffe ich tatsächlich noch bis Beau endlich mit einem kleinen Zettel und einer Karte zurückkommt. Auf dem kleinen Zettel steht eine eher kurze Zahlenreihe die wohl das WLAN-Passwort ist, wie erwartet eben nichts besonders sicheres aber für hier ist das schon okay. Leicht grinsend hält meine beste Freundin mit Geheimnissen mir den Zettel hin und ich wähle schnell das WLAN aus bevor ich mich anmelde und einen Nachrichtensturm über mich ergehen lasse. Die Jahrgangsgruppe ist inzwischen nicht mehr stumm gestellt und mein Speicherplatz geht gerade wahrscheinlich für jede Menge Suff-Videos drauf. Etwas wichtiges ist auf jeden Fall nicht dabei weshalb ich mein Handy stumm gestellt und ohne Vibration weglege und mich Karen und der Karte zuwende.
„Die Karten lagen dort umsonst aus und das war eins von den Sachen die du vergessen hast", meint sie leicht grinsend bevor sie diese öffnete und sie in der Ladefläche ausbreitet und zwei Stifte aus ihrem Rucksack zieht. Der eine davon ist schwarz oder dunkelblau, ein Kugelschreiber eben, und der andere ist ein roter Filzstift den mir Karen kurz darauf in die Hand drückt.
Konzentriert malt sie mit dem Kugelschreiber kurz darauf die Straßen von Durham aus bis zum Campingplatz nach und markiert den Parkplatz unserer ersten Übernachtung mit einem Kreuz.
„Das sind wir bisher gefahren, wir sind auf dem Weg Richtung Edinburgh", erklärt sie mir leicht lächelnd bevor sie zu mir aufsieht: „Und ich möchte das du mit dem roten Stift die Orte markierst zu denen du willst. Dann werden wir an jeden einzelnen fahren und endlich eine wirkliche Route ausarbeiten. Ich würde aber sagen das wir nicht mehr nördlich von Inverness fahren, das dauert nur ewig, ist kalt und vollkommen einsam".
Ich nicke nur leicht bevor ich die Karte etwas näher betrachte und mir danach leicht lächelnd die Orte genauer anschaue. Den ersten Punkt mache ich natürlich bei Edinburgh. Das ist schließlich schon unser erstes Ziel und außerdem ist es die Hauptstadt von Schottland und soll wirklich schön sein. Es ist auf jeden Fall etwas das ich sehen möchte.
Mein zweiter Punkt landet auf Glasgow, welches ziemlich nahe an Edinburgh liegt und auch unglaublich schön sein soll.
Auch danach muss ich nicht lange überlegen und mein Punkt landet auf Inverness, dort ist immerhin der Loch Ness und wenn wir schon hier sind möchte ich ihn auch sehen. Auch wenn dort vermutlich viele Touristen sein werden. Außerdem wird es auch der nördlichste Punkt unserer Reise also irgendwie nochmal etwas besonderes. Und ganz ehrlich, wer würde kein tolles Sonnenuntergangfoto mit seiner besten Freundin mit dem Loch Ness haben wollen?
„Das ist soweit erstmal alles", murmele ich leise während ich die Karte nochmal kurz überfliege und Beau den Stift zurückgebe. „Willst du dir nichts raussuchen?", frage ich sie dann leise da sie bisher noch kaum Wünsche geäußert hat und ich gerade einfach nur will das meine beste Freundin wieder richtig mit mir redet.
„Das passt schon so und außerdem lege die endgültige Route sowieso ich fest", meint sie schwach grinsend bevor sie mit dem Stift noch kurz Dundee und Aberdeen markiert.
„Ich denke es ist das beste wenn wir nach Edinburgh einfach die Ostküste nach oben fahren bis wir bei Inverness sind und danach queer durchs Land bis zur Westküste und die über Glasgow wieder zurück nach Newcastle upon Tyne. Dann sind wir praktisch ja auch wieder zuhause" schlägt sie dann leicht lächelnd vor uns zeigt währenddessen mit dem Stift auf die entsprechenden Orte bevor sie mich leicht unsicher ansieht.„Das klingt wirklich gut, ich denke so sehen wir wirklich viel und haben trotzdem noch ziemlich viel Freiraum" meine ich leicht grinsend was sie etwas selbstbewusster macht bevor sie die Karte wieder zusammenfaltet und die Stifte dazu legt. „Gut dann machen wir das so, aber jetzt schlafen wir erstmal", legt sie dann mit üblichem Ton fest weshalb wir tatsächlich kurz danach auf den Matten liegen und ich wie immer zuerst einschlafe.
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Maybe it's not forever
Teen FictionNach ihrem Abschluss wollen Karen und Beau, jahrelange beste Freundinnen, ihren letzten Sommer mit einem Roadtrip nach Schottland richtig ausklingen lassen und ihre Freundschaft nochmal stärken bevor sie einer offenen Zukunft ins Gesicht sehen müsse...