Kapitel 29

424 33 2
                                    

Karen:

Am nächsten morgen haben wir erneut nicht viel miteinander gesprochen und haben uns relativ schnell auf den Weg nach Tyndrum gemacht.

Irgendwie fühlt es sich schon wieder so an als seinen wir auf dem Rückweg, obwohl zumindest noch der Loch Lomond Nationalpark und Glasgow kommt. Die Zeit ist einfach unheimlich schnell vergangen auch wenn das eigentlich gar nicht wirklich sein kann, zumindest wenn man daran denkt was bereits alles passiert ist und wie viel sich verändert hat.

Zum Teil bin ich wirklich froh darum das Beau mir endlich alles erzählt hat was sie mir schon ziemlich lange verheimlicht hat auch wenn es mir doch irgendwie lieber gewesen wäre sie hätte sich gar nicht erst in mich verliebt.

Jetzt fühlt sich zwischen uns erneut alles so anders an und ich bemerke das Beau nicht mehr glücklich ist, sie verstellt sich und versucht alles zu unterdrücken. Und das möchte ich einfach nicht, ich hasse den Gedanken daran das meine beste Freundin mir Vorspielen muss das sie glücklich ist. Aber leider weiß ich auch das es meine Schuld ist und ich sie dazu zwinge.

Es muss für sie schließlich ziemlich schwer sein das ich sie nur als meine beste Freundin sehe und sie eben nicht so liebe wie sie mich wohl. Dabei wäre ich, obwohl ich Beau so gut kenne, vermutlich niemals darauf gekommen wenn sie mich nicht geküsst und es mir dann gesagt hätte. Es war einfach viel zu absurd, auch wenn ich schon ziemlich lange weiß das sie auf Mädchen steht ist es mir einfach nie wirklich bewusst gewesen. Schließlich hatte sie nie eine feste Freundin oder irgendwie sowas... wobei das eigentlich nichts heißen muss.

Es war auch nachdem ich sowieso schon vermutet habe das sie mich etwas mehr als nur freundschaftlich mag ein großer Schock, ich hätte wirklich nicht gedacht das sie mich wirklich liebt. Ich dachte es sei mit der ständigen Nähe eine Phase oder einfach das ich falsch liege und es etwas ganz anderes ist.

Aber jetzt im Nachhinein bemerke ich schon das es eigentlich oft genug Hinweise darauf gab das sie mich eben liebt. Es ist nur noch immer so seltsam, sogar wenn ich nur darüber nachdenke was gestern passiert ist fühle ich mich unwohl. Einerseits weil Beau mich eben liebt und andererseits weil ich sie so sehr verletzt habe.

Gestresst fahre ich mir durch die Haare bevor ich mich leicht verwirrt umsehe als ich bemerke das Beau anhält.

Wir sind hier auf einem Rastplatz mit Tankstelle, einem Bäcker und einem McDonalds was alles noch relativ leer ist.

Leicht verwirrt sehe ich rüber zu Beau die mich schwach anlächelte wobei mir wieder bewusst wird das wir heute praktisch noch gar nicht gesprochen haben. „Wir müssen tanken, außerdem hatten wir noch nichts zu essen", erklärt sie mir knapp und lächelt mich nochmal kurz an bevor sie aussteigt und anfängt das Auto zu tanken.

Niedergeschlagen schaue ich ihr aus dem Fester so gut wie möglich zu wobei ich erst jetzt ihre leicht geröteten und geschwollenen Augen bemerke und sie jetzt, wahrscheinlich weil sie denkt ich würde sie nicht sehen, ziemlich erschöpft und einfach nur müde aussieht.

Es wirkt so als hätte sie letzte Nacht gar nicht geschlafen sondern sich irgendwo ausgeweint. Wahrscheinlich ist sie dafür sogar extra aufgestanden um mich nicht zu wecken. Wenn ich sie mir so vorstelle wie sie nachts, vermutlich hier vorne, zusammengekauert sitzt und leise vor sich hin weint weil ich, ihre beste Freundin, sie verletzt hat bekomme ich sofort ein schlechtes Gewissen und muss schwer schlucken. Ich wollte niemals das es ihr so schlecht gehen würde, ich will nur meine beste Freundin nicht verlieren und ich habe einfach nur unheimlich große Angst das sich zwischen uns etwas ändert.

Wir sind schließlich schon seit Jahren beste Freundinnen und waren praktisch immer zusammen, wir haben uns jeden Tag zumindest in der Schule oder über Skype und FaceTime gesehen, ich weiß gar nicht wie es jetzt mit dem Studium weitergehen soll.

Vermutlich ist das auch der Grund weshalb ich Beau immer sage das sie aufhören soll an die Zukunft zu denken und das hier und jetzt zu genießen, ich könnte selbst einfach nicht darüber nachdenken und ein Leben ohne Beau in meiner direkten Nähe kann ich mir einfach nicht vorstellen. Ich hänge einfach viel zu sehr an ihr und ich habe einfach nur Angst das sich irgendetwas zwischen uns ändert.

Deshalb habe ich schon immer alles ignoriert das dazu führen könnte. Vermutlich habe ich auch deshalb nie etwas davon bemerkt was Beau in mir sieht, ich wollte einfach nicht das es sich ändert und habe nie darüber nachgedacht. Und wenn ich so darüber denke war das gestern vor allem eine panische Kurzschlussreaktion von mir weil ich möchte das alles so bleibt.

Dabei habe ich es eigentlich ja sogar genossen wie nahe wir uns teilweise gekommen sind und auch der Kuss war wirklich nicht schlecht. Ich weiß einfach überhaupt nicht mehr was ich tun soll, alles ist einfach vollkommen durcheinander und ich verstehe meine eigenen Gedanken nicht mehr.

„Ich hoffe das ist okay", reist mich Beaus leise und irgendwie raue Stimme aus den Gedanken wobei ich leicht aufschrecke. Ich habe nicht bemerkt das sie schon mit dem Tanken fertig war und wohl auch beim Bäcker war, zumindest hält sie mir gerade eine Papiertüte hin nach der ich dann, sie leicht anlächelnd, greife und kurz reinschaue.

„Ja, danke das ist wirklich nett von dir", bedanke ich mich wobei mir wieder auffällt wie albern distanziert wir uns eigentlich verhalten während ich mich schon danach sehne wieder richtig in ihrer Nähe sein zu können und mir auffällt wie gut Beau mich kennt.

Sie weiß einfach schon direkt was ich mir vom Bäcker geholt hatte und mir einfach gleich ein Bagel und ein Croissant mitgebracht.

Gedankenverlorenen fange ich an zu essen, während Beau noch ein Stück weg von der Tankstelle auf den Parkplatz fährt damit sie selbst etwas essen kann, und ich mich frage wie ich das zwischen uns irgendwie wieder so hinbekomme das es normal wird.

Ich halte es einfach nicht mehr aus Beau so fremd zu sein und das auf allen möglichen Ebenen. Es ist einfach falsch so und ich weiß das keine von uns sich so auch nur ansatzweise gut fühlt.

Maybe it's not foreverWo Geschichten leben. Entdecke jetzt