Karen:
Grinsend betrete ich den gemieteten Partyraum, gemeinsam mit Beau im Schlepptau, und steuere direkt auf die improvisierte Bar zu an der ich mir einen der Becher nehme und an der braunen Flüssigkeit darin rieche, wobei ich eindeutig Wodkacola erkenne.
„Sicher das du gleich sowas trinken willst wenn du nichtmal was gegessen hat?", fragt Beau mich mit hochgezogener Augenbraue während sie sich erstmal nur ein Bier nimmt und mal wieder deutlich macht das sie viel besser weiß was gut für sie, als auch für mich, ist als ich.
„Natürlich. Ich will meinen Abschluss doch genießen und das geht betrunken am besten", entgegne ich ihr und trinke einen großen Schluck aus dem Becher während Beau nur den Kopf über mein Verhalten schüttelt und sich ihr Bier öffnete.
„Wenn du mich nicht hättest...", murmelt sie leise aber trotzdem laut genug das ich sie verstehen kann, da bisher noch keine allzu laute Musik läuft was ganz angenehm ist.
„Dann wäre ich schon längst sechs Fuß unter der Erde, wie man so schön sagt. Ohne dich wäre ich doch absolut verloren und das weißt du nur zu gut", ergänze ich sie grinsend bevor ich ihr scherzhaft einen Kuss auf die Wange drücke und erneut einen Schluck trinke ohne die Cola wirklich zu schmecken, es ist eher Wodka mit einer Menge Zucker. Währenddessen meine ich bei Beau einen leichten Rotschimmer auf ihren Wangen zu erkennen doch bei dem Licht hier drin und ihrer Dunkeln Haut ist das schwer zu sagen, mal abgesehen davon das es unmöglich ist. So betrunken wird sie heute nämlich ganz sicher nicht denn dann wäre es sogar sicherer wenn ich fahren würde. Wenn Beaus Körper mal auf Alkohol reagiert, dann richtig was ich glücklicherweise nur ein Mal erleben musste, was wirklich schlimm genug war.
„Wann glaubst du kommt die Pizza?", frage ich Beau aufgeregt und unterbreche damit das kurze Schweigen in dem wir beide einen kräftigen Schluck von unserem Getränk nehmen.
„Ich weiß es nicht, aber davor solltest du wirklich nichts mehr trinken. Du weißt doch das du so gut wie nichts verträgst und das schon gar nicht auf leeren Magen", antwortet Beau und sieht mich leicht mahnend an was ich mit einem Schulterzucken abtue.
„Ich hab doch dich um auf mich aufzupassen. Außerdem haben wir nur ein Mal Abschluss und davon will ich jeden einzelnen Moment genießen", kommentiere ich das ganze bevor ich den gesamten Becher leertrinke und Beau breit angrinse. Dabei bemerke ich schon das mir leicht schwummrig wird und ich viel zu laut lachen würde wenn es irgendwer darauf ansetzen würde etwas zu sagen das nur für Betrunkene lustig ist.
„Ich bin viel zu nett für diese Welt! Eigentlich sollte ich dich einfach hier lassen und dich durch Schocktherapie davon abbringen so zu trinken", murmelt Beau kopfschüttelnd bevor sie etwas aus ihrem Bier trinkt und mich vollkommen ernst anschaut wobei ich anfange zu lachen. Beaus trockener Humor ist einfach unglaublich lustig wenn man ihn versteht und sowieso leicht angetrunken ist, vor allem gerade auch wenn durch das fast dröhnende Summen der ganzen Gespräche im Raum niemand bemerkt das mein Lachen etwas zu laut ist.
„Und genau deshalb hab ich dich doch so lieb. Ich weiß doch das du aufpassen wirst das niemand mich anfasst wenn ich zu betrunken bin um es selbst zu tun, mich danach sicher nach Hause bringst und mich spätestens dort zwingst Wasser zu trinken damit mein Kater nicht so schlimm ist. Und du wirst mich ausschlafen lassen egal was wir geplant haben und das obwohl ich es verdient hätte das du mich um sechs Uhr morgens aus dem Bett schmeißt", meine ich grinsend bevor ich meinen Arm um ihre Schultern lege und sie etwas weg von den ganzen Getränken ziehe. „Und das alles werde ich niemals wieder gut machen können, egal wie viel ich dir danke und dir Schokolade schenke", füge ich noch hinzu was Beau mit einem zustimmenden Nicken unterstützt.
„Ganz genau, wehe du hast nicht genug für unseren Trip besorgt. Sonst lasse ich dich wirklich zurück wenn du wieder trinkst", meint sie grinsend und nippt erneut an ihrem Getränk während ich genau weiß das sie das absolut nicht ernst meint und mich niemals irgendwo liegen lassen könnte. Doch bevor ich noch etwas darauf erwidern kann wird die bestellte Pizza in den Raum gebracht und ich besorge Beau und mir so viel wie es eben in dem Gedränge geht während sie in der Ecke auf mich wartet und ganz genau weiß das ich sie niemals vergessen oder auslassen würde.
Nach dem Essen wird die Musik richtig aufgedreht und die Feier beginnt erst richtig während ich schon ziemlich abgetrunken bin, was natürlich nicht besser wird nachdem Nico, ein Kumpel aus meiner, jetzt ehemaligen, Klasse, mir einen weiteren Becher in die Hand drückt den ich mit der Ausrede etwas gegessen zu haben schnell austrinke. Doch Beau ist weiter an meiner Seite und hat immer ein Auge auf mich egal wer gerade mit ihr spricht während sie es tatsächlich schafft bei unserem Abschluss bei Bier und etwas Sekt zu bleiben. Ihre Selbstbeherrschung ist wirklich bewundernswert, vor allem wenn es mal wieder um mein Leichtsinn geht.
Beau ist wahrscheinlich die Person die am meisten unter meinem Lebensstil zu leiden hat, allerdings auch irgendwie der größte Teil davon. Sie hat mich schließlich durch all meine Phasen begleitet und mehr peinliche Fotos von mir als ich mir überhaupt vorstellen kann. Doch bei ihr ist es mir ziemlich egal und ich bin einfach froh das ich sie all die Jahre praktisch wie einen Anker an meiner Seite hatte auch wenn ich es ihr sicher nicht immer leicht gemacht habe.
Je weiter der Abend voranschreitet desto mehr Leute aus unserem Jahrgang wollen mit mir reden und desto schlimmer wird das verschwommene Gefühl das sich in meinem Kopf breit macht und mich einlullt während mich die leicht pochenden Kopfschmerzen, die ich schon jetzt habe, weiter vom Geschehen entfremden. Irgendwann ist es einfach so als würde ich mir selbst dabei zuschauen wie ich durch die Menge taumele und mit allen möglichen Menschen tanze, wobei Beau immer in der Nähe ist und mich immer dann wegzieht, wenn sie es als zu viel Körperkontakt und Aneinanderreiben einstuft.
Nach und nach leert sich auch der Raum, das Gefühl wieder besser atmen zu können und nicht mehr so eingequetscht zu sein tut mir wirklich gut, wobei ich mich wirklich darüber wundere das Beau es so lange hier aus hält. Dabei ist sie praktisch noch so gut wie nüchtern was unter dieser Menge an vollkommen besoffenen Menschen sicher nicht leicht ist. Aber mein trunkenes Hirn denkt sich nichts weiter dabei und ist einfach froh das sie dafür gesorgt hat das ich anders als einige Mädchen aus meinem Jahrgang mein Kleid noch trage auch wenn ich inzwischen nicht mehr weiß wo meine Schuhe sind. Es fühlt sich einfach an als wäre der gesamte Abend an mir vorbeigerauscht und ich bin sicher mich morgen nicht mal mehr an die Hälfte erinnern zu können.
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Maybe it's not forever
Teen FictionNach ihrem Abschluss wollen Karen und Beau, jahrelange beste Freundinnen, ihren letzten Sommer mit einem Roadtrip nach Schottland richtig ausklingen lassen und ihre Freundschaft nochmal stärken bevor sie einer offenen Zukunft ins Gesicht sehen müsse...