Für einen kurzen Moment schloss sie die Augen und ließ sich in die Umarmung fallen. Ihre Lippen schmeckten süß wie die reifen Früchte aus dem Garten Eden. Wie von selbst legten sich ihre Hände auf seine Brust. Ihre Berührung ließ ihn erschaudern. Die letzten Zentimeter zwischen ihnen schloss er, als er sie gegen die Wand drückte. Der Atem beider ging schnell. Als hätte sie erst jetzt begriffen, was tat, riss sie die Augen auf. Ihr ganzer Körper kribbelt von seinen Berührungen.
„Ich.. ich muss dir was sagen." Konstantin atmete schwer.
„Nein, Konstantin... nein, nein ich kann nicht." Sie riss sich aus der Umarmung und lief den Gang entlang, sie stoppte nicht mal, als sie hört wie Konstantin ihren Namen rief.
Wie war das passiert? Wie hatte sie das zulassen können?Sie hatte seinen Namen gesagt, nicht Graf, einfach Konstantin. Über ihre süßen Lippen kam sein Name so zerbrechlich und verheißungsvoll. So als wollte sie ihn probieren und auf der Zunge zergehen lassen. Das einzige an, was er gerade denken konnte, waren Amalies Lippen, wie sie seine so zart und unschuldig berührten.
Sie rannte, als würde ihr Leben davon abhängen. Als könnte sie so ihren Problemen davonlaufen. Als könnte sie vor ihm davonlaufen. Die Tränen rannen ihr Gesicht hinab und verschleierten ihr die Sicht, so dass sie auch prompt in jemanden hineinlief.
Durch ihren Tränenschleier sah sie nur eine Hand auf sich zu kommen, die ihr hochhalf. Farah wischte ihr vorsichtig die Tränen aus dem Gesicht und nahm sie in den Arm.
Ohne ein Wort zu wechseln, gingen sie in einen kleinen eher unbekannten Salon.
Es war wunderschön, die Fenster standen offen, so dass der Wind mit dem Vorhang spielte, als hätte er sein Lebtag nichts anderes getan. Der Wind war frische und brachte eine angenehme Kühle mit in den Raum. Amalie und Farah setzten sich auf einen der hellblauen Kanapees. Farah strich ihr vorsichtig über den Rücken.
Das Schluchzen von Amalie wurde leiser. „Ich... ich hab was echt Dummes getan, Farah.." Sie sah ihre Schwester aus großen weinerlichen Augen an.
„So schlimm kann es doch gar nicht sein, Liebes. Erzähl es mir, Amalie. Ich verspreche dir, dass es zwischen uns bleibt. Was auch immer es ist, es wird diesen Raum nicht verlassen." Amalie schluckte und lächelte Farah an.
„Ich..... ich hab.. also nein, Konstantin, Graf Konstantin."
Sie schluckte schnell und ihre Worte klangen abgehackt.
„Er hat mich geküsst. Und und ich fand es auch noch gut, Farah! Sag mir, was soll ich machen? Ich mag ihn doch nicht mal. Er ist arrogant und böse und hat bestimmt schon jedes Mädchen auf diesem Anwesen den Hof gemacht. Und ausgerechnet ich fall darauf rein." Sie schlug ihre Hände über dem Kopf zusammen und sackte in sich zusammen. Ohne dass Amalie das sah, lächelte Farah leicht.
„Amalie, beruhig dich. Es war nur ein Kuss und so wie ich dich kenne, hat er bestimmt keine Minute gedauert. Du hast niemand damit weh getan und einfach nur ein paar Erfahrungen gesammelt. Daran ist nichts verkehrt. Ich würde mir anfangen sorgen zu machen, wenn du nicht langsam mal Interesse an einem Mann zeigen würdest!"
Erschrocken stand Amalie auf. „Du! Du hattest schon jemandem vor Augen?! Vor deinem Verlobten?!" Jetzt lachte Farah laut los. Sie konnte sich einfach nicht mehr zurückhalten. Amalies Gesicht war unbeschreiblich. Ihr Mund stand vor Staunen offen und ihre Augen waren vor Entsetzen geweitet. Diese strenge Miene fiel aber nach nicht all zu langer Zeit wieder ein. Da auch Amalie anfangen musste zu lachen. Ihre Wangen wurden rot vor Scham.
„Warum wusste ich davon nichts?"
„Weil es nur hinter verschlossenen Türen passiert. Amalie, eine Dame schweigt und genießt!" Sie kicherten beide.
„Ich werde ihn trotzdem nicht noch einmal so nahe kommen!"Das Essen verlief ohne weitere Ereignisse, die nach besonderer Aufmerksamkeit verlangten. Graf Konstantin saß wieder einmal neben Izabelle.
Diese buhlte mit weiteren Hofdamen um seine Aufmerksamkeit. Was ihm auch nicht wirklich missfiel.
Farah verwickelte Amalie in ein zeitraubendes Gespräch, so dass die Zeit wie im Fluge verging. Amalie war müde von den vielen verschiedenen Gefühlen, die der heutige Tag mitsichgebracht hatte und verließ bald das traute Zusammensein.
Als sie kurz davor war in ihren Gang abzubiegen, umfasste eine starke Hand ihren Arm.

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Amalie
Ficção HistóricaEr blickte sie an, doch Amalie erwiderte nichts. Sie versuchte sich mit versteinerter Miene auf die Ansprache, die ihr Vater gerade hielt, zu konzentrieren. Er beugte sich etwas zu ihr nach vorne, so dass sie einen zarten Duft von Zedernholz wahrnah...