Sie saß noch genau so da, wie er sie vor einer guten Dreiviertelstunde zurück gelassen hatte. Ihr Atem ging langsam wieder regelmäßiger und sie stieß die Luft aus. Seufzend vergrub sie ihr Gesicht in einem Kissen. In ihr herrschte ein Gefühlschaos, das all die anderen vorher, in den Schatten stellte. Hatte er nicht eben gesagt, dass er etwas für sie empfand? Ihr Herzschlag beschleunigte sich wieder. Womöglich war das aber auch alles nur eine Masche. Sie hasste das Ungewisse. Viel lieber behielt sie die Kontrolle über alles. Und gerade diese hatte sie eben nicht. Es war zum Verrücktwerden.
Amalie mochte ihn mehr als ihr lieb war und gerade das bereitete ihr Unbehagen. In seiner Nähe wusste sie sich nicht richtig zu verhalten. Da gab es kein Richtig und kein Falsch mehr, da gab es nur noch ihn. Aber die Angst, vor dem Verletztwerden, ließ sie nicht los. Er hatte doch öfter schon Geliebte. Wohl aus allen Schichten. Apropos sie hatte noch eine Rechnung mit Izabelle offen. Zu diesem Plan würde sie gleich kommen.
Als sie Konstantin erzählt hatte, was Izabelle ihr angetan hatte, sah sie mit einer gewissen Genugtuung in seinen Augen so etwas wie Wut aufblitzten. Wut gegen Izabelle. Wut für das, was sie Amalie angetan hatte. Also musste Amalie Konstantin doch wichtig sein! Sonst würde er nicht wütend auf eine Frau sein, die ihm mehr geben wollte und konnte als Amalie es vermochte.Ihr Plan war recht simpel. Sie wollte einen kleinen exklusiven Ball geben. Es war nicht nur gut, weil sie damit zeigte, dass sie sich sehr wohl ihrem Stand bewusst war und das war gerade mehr als wichtig. Der Anlass wäre die Genesung ihres Vaters. Aber im Grunde genommen ging es ihr nicht nur darum, ihren Vater mit voller Würde wieder einzuführen, sondern darum Izabelle ein für alle mal den Rest zu geben, sie in Ruhe zu lassen. Amalie war eigentlich nicht der Typ für Rache, allerdings hatte Izabelle mit Amalie schon viel zu lange gemacht, was sie wollte. Amalie war es müde, sie hatte es satt. Ihr Leben war anstrengend geworden, seit Izabelle sich dazu entschieden hatte, sie zu nerven. Es kam immer wieder zu solchen Vorfällen. Izabelle liebte es Gerüchte zu streuen und das Hauptthema war meist Amalie.
Am späten Abend weihte sie Catherine in einen Teil ihres Plans mit ein. Catherine war Feuer und Flamme für ihre Aufgabe. Sie sollte Gerüchte streuen. Sie sollte herum erzählen, dass Graf Konstantin, vor hatte eine der weiblichen Adeligen zu ehelichen. Eine, mit der er schon einmal zusammen war. Amalie wusste von Catherine, dass Konstantin nur kurz etwas mit Izabelle gehabt hatte und danach mit keiner mehr als süßes Geplänkel. Ausgenommen sie.
Im Nachhinein fühlte sie sich fehlerhaft und sündig an. Wie konnte sie das Konstantin an tun. Er hatte sich so für sie geöffnet. Das war einfach nicht fair! Obwohl, beim längeren Betrachten der Tatsachen, hätte es für ihn wohl keinen großen Verlust ergeben. Trotz allem fühlte sie sich schuldig. Sie war nicht besser als Izabelle und sich das einzugestehen tat weh. Auf einmal fühlte sie sich hundeelend und wollte nichts lieber als sich in einem Haufen von Kissen zu vergraben. Aber sie war nicht feige! Sie würde den Ball trotzdem veranstalten, alleine weil die Dienerschaft jetzt wahrscheinlich schon Bescheid wusste und wenn sie jetzt absagen würde, würde Catherine als Lügnerin abgestempelt werden. Und sie wollte es für die andern nicht noch schlimmer machen. Sie schämte sich ihrer selbst. Aber dafür, beschloss sie, hatte sie jetzt keine Zeit. Sie hatte einen Ball zu organisieren.Ihr Vater war mehr als erfreut über ihre Bitte und gewährte sie ihr, ohne zu zögern. Er würde selbstverständlich helfen, aber die Hauptleitung wollte er ihr geben. Er fand, das sei eine gute Möglichkeit zum Lernen für sie. Und so kam es, dass Amalie keine Zeit mehr hatte zu Konstantin zu gehen, um mit ihm zu sprechen. Der Ball fand schließlich in den nächsten Tagen statt. Zu ihrem großen Bedauern schien es dem Grafen nicht viel aus zu machen, dass Amalie nicht zu ihm kam.
Sie hatte von Catherine berichtet bekommen, dass die Gerüchte schnell die Runde gemacht haben und Izabelle den Köder geschluckt hatte und rumerzählt, dass Amalie ihre Unschuld an einen Stalljungen verloren hatte, weil Konstantin sie verschmähte und Konstantin Izabelle bevorzugte. Eigentlich dachte Amalie, dass sie sich wegen ihrem Plan schlecht fühlen würde. Doch sie fühlte sich, nach dieser Information, einfach nur gut und in ihrem Plan bestärkt!Anderen Gerüchten nach zu urteilen, hatte Izabelle sich schon ein sehr aufwendiges und ungemein kostspieliges Kleid schneidern lassen. Es sollten sogar Rubine dran befestigt werden. Allerdings hielt sie das für unglaubwürdig, schließlich stammte Izabelle aus einem eher niedrigen Adelsteil und Rubine waren überaus kostspielig, aber genau da ging ihr Plan auf. Izabelle war sich sicher, dass Konstantin sie am morgigen Abend fragen würde, seine Frau zu sein. Ab da an wäre sie nicht mehr, auf den nicht all zu großen Besitz, ihrer Eltern angewiesen gewesen und hatte so sehr wahrscheinlich einen großen Teil des ihr anvertrauten Geldes in das Kleid gesteckt. Ohne dieses Geld würde sie als Person, einen nicht unwichtigen Teil ihres Ansehens verlieren und würde so auf ein paar Annehmlichkeiten am Hof verzichten müssen. Aber um sich persönlich an ihr zu rechen, hatte sie noch etwas anderes vor....

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Amalie
Historical FictionEr blickte sie an, doch Amalie erwiderte nichts. Sie versuchte sich mit versteinerter Miene auf die Ansprache, die ihr Vater gerade hielt, zu konzentrieren. Er beugte sich etwas zu ihr nach vorne, so dass sie einen zarten Duft von Zedernholz wahrnah...