Kapitel 17

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„Amalie, du bist für mich alles andere als nur etwas, wonach es mir manchmal verlangt. Wenn es nämlich so wäre, würde ich mir nicht so viel Mühe bei dir geben. Ich hab es versucht, wirklich!" Er raufte sich verzweifelt die Haare, als würde er sich einfach wünschen, dass er eine andere nehmen könnte so wie er es sich sehnlichst bei ihr wünschte. „Aber ich kann nicht, ich kann mich nicht mit andere ablenken! Denn keine ist so rein und schön wie du! Keine ist so klug und so verführerisch wie du. Und das, was mich am wahnsinnigsten macht ist, dass du es nicht einmal mitbekommst! Du weißt gar nicht, was du für eine Wirkung auf mich hast. Immer wenn ich dich sehe, möchte ich deine liebliche Stimme hören und deine Lippen auf meinen spüren." Erschrocken riss er seine Augen auf. Wahrscheinlich wollte er ihr gar nicht so viel von sich preisgeben. In ihr stieg plötzlich eine angenehme, kribbelnde Wärme auf, die sich auch in ihren Wangen wieder fand. Auf sein Gesicht stahl sich ein unsicheres, aber auch sehr glückliches Lächeln.

„Ich möchte wirklich nur dich, aber ich verstehe auch deine Zweifel. Aus ersichtlich Gründen und wahrscheinlich sicheren Quellen, hast du dir ein Bild von mir machen können. Nicht alles davon ist richtig, aber ein nicht wirklich geringer Teil ist, so leid es mir auch im Nachhinein tut, war." Ihr Blick war trotz der ehrlichen und auch zunächst wohltuenden Worte, traurig auf den Boden gerichtet.
„Deswegen möchte ich, dass du mich kennenlernst, um dir so ein eigenes Bild von mir machen zu können. Denn Amalie, es ist nur wichtig, was du von mir denkst. Ich möchte, dass du genau so große Stücke auf mich hälst wie ich auf dich. Dass du in mir jemand anderen siehst, als es die meisten zu tun vermögen."
Langsam und ein wenig wehmütig ließ er seinen Blick über ihr Gesicht gleiten und blieb wieder einmal an ihren Lippen hängen. Ganz vorsichtig, als wäre sie sein größter Schatz, beugte er sich zu ihr hinunter und gab ihr einen federnen Kuss auf den Mundwinkel.
Eilig zog er sich wieder zurück. Wohlwissend, dass wenn er länger verweilt wäre, er nicht mehr von ihrem kunstvollen Mund, hätte ablassen können.

Viele Nächte lag sie nun schon wach und ließ seine Worte immer und immer wieder wiederholen. Es war wie ein Mantra in ihr. Die Tage verbrachte sie damit sich wieder als die Dame einzugliedern, die sie zu sein hatte.
Besonders viel Zeit hatte sie mit Graf Paschow verbracht. Dies allerdings nur auf dringlichsten Wunsch ihres Vaters. Er bestand darauf, sich mit dem Grafen gut zu stellen, da er mit ihm noch weitere wichtige Geschäfte abzuwickeln hatte. Außerdem wollte er nicht, dass sein Haus den Ruf hatte, von einer Frau dominiert zu werden. Es sei schon schlimm genug, meinte er, dass es hieße, dass er anders gepolte Menschen unterhielt. Es hatte Amalie viel Arbeit und Mühe gekostet ihren Vater davon abzubringen, Thilo vor die Tür zu setzten. Sie hatten kein Wort miteinander gewechselt. Amalie nicht mit Farah und Thilo. Allerdings hat Amalie von ihrer Zofe Catherine erfahren, dass ihre Schwester das ein oder andere mal mit Thilo gesehen wurde. In ihr loderte die Wut. Nicht einmal nach ihrer Ansprache konnten sie die Finger voneinander lassen. Kein missbilligender Blick traf einen von beiden, nein niemals. Diese Blicke waren für Amalie bestimmt. Für die Tochter, die sich für was bessere hielt. Für die Tochter, die nicht sehen konnte, wo ihr Platzt war. Sie hatte es so satt. Es ging nun bald einer Woche so und wieder einmal lag sie abends im Bett und ihr wurde schmerzlichst bewusst, wie sehr sie Konstantin vermisste.

So nahm sie sich vor, in den nächsten Tagen, mit ihm zu reden. Sie wollte wieder in seiner Nähe sein. Seine Stimme hören und in sein malerisches Gesicht betrachten. Vielleicht, sagte sie sich, wäre sie nicht abgeneigt gegen einen weiteren Kuss. Aber natürlich erst nach dem alles geklärt sei. Ob es dann ein Abschlusskuss oder ein andere werden würde, wusste sie noch nicht. Aber eins wusste sie, sie würden reden.

AmalieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt