Kapitel 1 - Der Umzug

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Mein Name ist Valerie Gavenar und alles begann, als ich mich entschied nach Tennessee zu ziehen. Es war der 31. Dezember 2018. Wie die Tradition es besagte, saßen meine beste Freundin Jackie Finnigan und ich auf meinem Balkon, mit gemütlich gepolsterten Klappstühlen, zahlreichen Decken und heißer Schokolade, um das Feuerwerk zu bewundern. Das Jahr zweitausend und neunzehn stand bevor. Ich lehnte mich zurück und versuchte zu entspannen.

„Du wärst nicht du ohne deine Extraportion Sahne", sagte Jackie und zeigte belustigt mit dem Finger auf meine Tasse.

„Tja, bei Sahne heißt es eben: Mehr ist mehr", antwortete ich. Wir lachten.

„Alles gepackt?"

Ich stellte die Tasse auf den Beitisch zwischen uns und zog die Decke hoch, damit sie meine Schultern umschlingen konnten.

„Ja."

„Auch deine verrückten Lichterkette?"

„Klar. Die doch gleich als erstes", sagte ich und brachte ein Lächeln auf. Ich schaute in den Himmel, der der nächtlichen Dunkelheit widersprach. Es gab ein nächstes Feuerwerk mit goldenen Funken.

„Ich habe mit jeder Stadt gerechnet, aber Tennessee? Wieso Tennessee?"

„Du weißt doch warum. Ich liebe Wälder. All diese gigantischen Bäume, die sich über Hügel erstrecken und wenn man schließlich oben angelangt ist, eine herrliche Decke von Tannenspitzen beobachten kann. Hier und dort eine versteckte Quelle, atemberaubende Geräusche - das ist genau etwas für mich. Ich bin darauf aufmerksam geworden als ich elf war und mein Vater mich zum Flohmarkt mit genommen hatte. Damals habe ich -"

„-von einem Verkäufer das Abbild dieses Waldes ergattert und seit jeher davon geträumt eines Tages dorthin zu gehen. Es ist für dich die Grundlage deiner geistlichen Entfaltung, bla bla bla. Ich kenne diese Geschichte bereits auswendig. Irgend so ein Bild von einem Wald. Trotzdem verstehe ich es nicht, wieso es nicht einfach ein Wochenend-Trip wurde?"

„Es ist wie eine Sprache, Jackie. Am besten erlernst du sie in dem jeweiligen Land, umgeben von Menschen, die sie sprechen. Und so ist es mit der Kunst, es zieht mich dahin. Und es bietet sich einfach an, weil dort die Felltrix University of Arts and Materials ist. Ich treffe beide Fliegen mit einer Klatsche."

„Machen wir daraus drei Fliegen - die Liebe deines Lebens wartet!", rief sie theatralisch und drückte phantasiert einen Mann in die Arme.

„Red keinen Unsinn, die Hoffnung habe ich aufgegeben", sagte ich mit einer herablassenden Geste.

Ich beobachtete wie mehrere grüne Funken abgeschossen wurden und sich weiß färbten. Diese Prozedur lief gute drei Minuten lang.

„Nun entweder wirst du einen richtigen Mann finden, oder aber auf ewig Pech haben. Wenn Zweiteres der Fall ist, dann würde ich mir überlegen mir eine katzentaugliche Wohnung zuzulegen."

Ich nickte Jackie schmunzelnd zu.

Ich würde sie und ihre aufgedrehte Art vermissen.

Ich verabschiedete mich, machte mich bettfertig und betrachtete mich im Spiegel. Ich hatte von Natur aus einen schönen Körper. Meine Taille war schmal. Dem Himmel sei Dank, denn ich war nicht der sportlichste Mensch. Manchmal vielleicht zu schmal, weswegen ich eher auf lässige Klamotten stand, als etwas stark Betontes anzuziehen. Meine voluminösen welligen kastanienbraunen Haare schmiegten sich um mein Gesicht und fielen hinab bis zum Bauchnabel. Ich kämmte sie mit den Haaren glatt und seufzte. Die Liebe meines Lebens sagte sie. Davon bin ich noch weit entfernt.

Ich war gutgläubig und sah in jedem stets das Beste, was mich oft auch naiv hat werden lassen. Trotz meines Aussehens hatte ich noch nie eine richtige Beziehung gehabt. Es waren bisher zwei Männer die ich auf kurze Zeit gedatet hatte. Der erste war allerdings ein Tourist und verschwand nach einigen Wochen aus der Stadt, ohne sich je wieder bei mir gemeldet zu haben, und den anderen traf ich einige Male bis sich heraus stellte, dass er verheiratet ist und sogar Kinder hatte. Ich fand es heraus, in dem mich seine Frau anrief. Den Rest erspare ich euch.

Antonio Caruso ~abgeschlossen~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt