[„Bist du sicher?", er hielt mir die Hände fest.]
„Bitte."
Er ließ sie los und ich öffnete einen Knopf nach den anderen. Er half mir die Hose und die Boxershorts auszuziehen, zog auch meine Hose aus, aber ließ den Slip an. Von Anfang bis Ende hielt er den Augenkontakt bei, was mich letztendlich verrückt machte. Seine hellblauen, fast weißen Augen, durchstocherten mein Inneres. Ich zitterte. Der Anblick eines nackten Antonio Caruso's war göttlich, aber auch angsteinflößend. Er war schön, aber auch so männlich und willensstark. Ich hatte einen nackten Mann vorher noch nie gesehen und ich wusste nicht, was ich fühlen sollte. Ich betrachtete mit aufgerissenen Augen sein Geschlechtsteil, mein Blick wanderte unbeholfen zu ihm und dann wusste ich nicht mehr, was ich tun sollte.
„Was ist los?", seine eindringliche Stimme zerstörte den Moment.
„Ich...ich weiß es nicht."
„Du willst nicht."
Sofort entfernte er sich von mir.
„Doch! Ich will es. Ich will dich!"
„Wieso hast du mich dann so angesehen?"
Seine Stimme war sanft und er senkte seinen Blick. Schnell setzte ich mich auf und begann nervös an meinen Nägel zu kauen. In meinen Augen sammelten sich Tränen und ich sah ihn zerbrochen an.
Val, was ist mit deinen Tränendüsen heute los?
„Ich...ich kenne das nicht. Ich hatte...hatte noch nie Sex."
Antonio's Kopf ging hoch, ihm fiel der Mund auf und seine spitzen Eckzähne kamen zum Vorschein.
„Ich hatte noch nie....-Es tut mir leid."
Ich wollte mir die Augen zuhalten, aber er verhinderte es. Ich schämte mich zu sehr für diesen Moment und er ließ mir keine andere Wahl, als ihn dabei ansehen zu müssen. Er hielt mir die Hände fest und seine Stimme klang wieder eindringlich und unausweichlich.
„Ist das dein Ernst?"
Ich schwieg, aber mein Puls hatte sich noch nicht gelegt und meine Brust ging auf und ab. Er dagegen war ruhig und kontrolliert.
„Ich fragte, ob das dein Ernst ist."
„Ja", äußerte ich, aber senkte den Blick auf das Bett.
„Warum ich, Valerie?"
Antonio sah mich entgeistert an.
„Weil ich noch nie jemanden so sehr wollte."
Wieder senkte ich den Kopf.
„Valerie?"
Jetzt sagt er es. Dass er mich nicht mehr will. Dass er es lächerlich findet.
„Du bist jetzt viel schöner."
Ich sah überrascht auf. Seine Augen sahen mich lieblich an und er verzog die Lippen zu einem Lächeln. Er schrägte den Kopf und sah zu meinen Schultern. Mit seinen Fingern strich er über sie, hinunter zu meinem Arm bis zu meinem Oberschenkel. Dann küsste er mir auf die Stirn und sah mich hingebungsvoll an.
„Das erste Mal sollte etwas Besonderes für dich sein. Und etwas Ehrliches."
„Aber...ich will dich. Bitte...",flehte ich ihn an.
„Ich doch auch. Aber erst wenn du alles über mich weißt, das soll ehrlich ablaufen...Ich will nicht, dass du es bereust", seine ruhige und zarte Stimme tat mir gut, „Bitte versprich es mir."
Ich will dich küssen.
„Ich verspreche es."
Er stand auf, kam mit meinen BH in der Hand zurück und ich drehte mich sitzend um, ohne ein Wort zu sagen. Schweigend zog er ihn mir an. Er redete nicht mit mir, doch zog mir den BH über. Ich fühlte mich in diesem Moment so klein und unbeholfen. Egal wie sehr er mir das Gefühl gab, mich nicht elend zu fühlen, das war mir trotzdem unangenehm. Auch, dass ich gestöhnt habe und er wusste, wie ich dabei aussah.
Ich legte mich auf die Seite, ohne ihn anzusehen.
Das ist mir so peinlich. So, so peinlich.
Ich kniff die Augen zu und verdrängte ein paar Tränen, die sich ansammelten. Dann hörte ich das Bett knarren, als er sich hinter mich legte. Mit seinen Armen unter meiner Brust umschloss er mich und zog mich zu ihm. Ich spürte sein Atem an meinem Nacken und nach einigen Minuten schlief ich ein.
{Der nächste Morgen}
Wie viel Uhr ist es?
Langsam öffnete ich die Augen und die grelle Sonne schien in Antonio Daniele Matteo Caruso's Zimmer. Einen Moment später realisierte ich wo ich war und was passiert war. Ich konnte nicht fassen, dass mich Antonio zu sich nach Hause mitgenommen hatte und wir uns angefasst hatten. Es war mir nicht mehr unangenehm, im Gegenteil, ich fand den Gedanken an die gestrige Nacht erregend und mein Bauch kribbelte. Irgendwo in mir drin, erkannte ich, dass die Situation mit Mister Wickinson diejenige war, die mich zu ihm nach Hause und in sein Bett brachte. Seine Arme waren nicht mehr an meiner Taille, daher drehte ich mich um. Er lag neben mir, schlafend, und atmete leise vor sich hin. Er sah friedlich und zart aus.
Du bist schön wie eine Skulptur, Antonio. Niemals könnte ich dich aufwecken.
Ein paar Haarsträhnen standen in seinem Gesicht, seine Lippen standen leicht auf und nur wenn ich absolut leise blieb, konnte ich ihn atmen hören. Lautlos stand ich auf und lief zu seinem Schreibtisch um mein Handy zu suchen. Es war zwölf Uhr.
Um Himmels Willen, wie lange haben wir geschlafen?
Schlagartig fiel mir seine Schlafsucht ein.
Was ist, wenn er meinetwegen gestern vergessen hat, seine Spritze einzunehmen?
Ich fragte mich, ob er durchschläft bei dieser Schlafsucht, oder zwischendurch aufsteht, etwas trinkt oder isst und sich dann wieder hinlegt. Auf meinem Handy war eine Nachricht von Niclas von gestern Nacht:
Bereit für morgen?
Was soll heute sein?
Entsetzt fiel mir der Ball ein.
Verdammt...Ich brauche noch ein Kleid...Oh, nein. Was ist, wenn ich gleich Niclas sehe?
Ich lief leise zu Antonio's Kleiderschrank und nahm mir ein Pullover heraus. Es war schwer eins zu finden zwischen den ganzen Mäntel und Stoffhosen. Als ich es überzog, steckte ich die Hände in die Taschen und fühlte einen metallartigen Gegenstand. Ich nahm es heraus und fand einen Zimmerschlüssel vor. Für den ersten Moment war ich verwirrt, doch dann fiel mein Blick auf das Zimmer vor mir.
Tue es nicht, Valerie.
Auf keinen Fall.
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Antonio Caruso ~abgeschlossen~
Fantasy~ABGESCHLOSSEN~ Valerie Gavenar hat sich für ein Studium an der Felltrix University of Arts and Materials entschieden und zieht nach Tennessee. Sie begegnet einem unmenschlichen Wesen, in das sie sich unwillkürlich verliebt. Er ist scharf und unanta...