Kapitel 35 - Meine Ausstellung

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[Da ist Lorenzo Caruso.]

Als ich ihn erkannte, blickte er augenblicklich zu mir herüber. Er hörte auf zu lachen und lief direkt auf mich zu. Die beiden Studentinnen warfen mir giftige Blicke zu. Ich bewegte mich nicht mehr und hielt inne. Verkrampft stellte ich mich auf, versucht, mich auf das Zusammentreffen mit Antonio's Cousin vorzubereiten. Niclas löste sich von mir und drehte sich suchend nach einer Antwort um.

„Darf ich um einen Tanz bitten, Schönheit?"

Lorenzo hielt mir die Hand vor und ohne Worte legte ich meine Hand in seine. Niclas Gesicht verblasst sofort.

„Gut, ich hole mir etwas zu Trinken."

Ich nahm Niclas gar nicht wahr und während Lorenzo mit mir tanzte, suchte ich nach Antonio.

„Du hast etwas Italienisches an dir, Valerie."

„Ich dachte du wolltest zurück nach Hause?", mein Blick an die Menschenmasse richtend.

„Mi piaci molto."

„Dass ich dir gefalle ist schön und gut, aber ich dachte wirklich, du wärst bereits auf der Heimreise."

„Du hast mich verstanden?"

Ich schaute wieder um mich, ohne ihm ein Blick zu schenken.

Wo ist er?

„Sagen wir es gab...Komplikationen."

Den letzten Teil seines Satzes schenkte er eine besondere Betonung. Seine Worte interessierten mich weniger, er gab mir Hoffnungen, dass ich jeden Moment die stechenden Augen von Antonio unter den Studenten finden würde.

„Und was ist, wenn ich dir sage, dass er nicht gekommen ist?"

Ich blieb stehen und sah ihn an.

„Ist er nicht?"

„Habe ich das behauptet, bella Valerie?"

Wir setzten den Tanz fort.

„Warum solltest du dann hierhin kommen?"

„Wegen denen da", sagte er und nickte mit dem Kopf in die Richtung der Studentinnen, die uns gerade verfluchten.

Auch Niclas stand am Rande der Tanzfläche, aus einem Glas trank er und das andere hielt er in seine Hand. Ganz erfreut sah er dabei nicht aus. Ich wandte mich wieder Lorenzo zu und betrachtete seine Züge. Auch er war sehr fein im Gesicht.

Die selbe Nase wie Antonio. Die Augenbrauen scharf. Sie lächeln manchmal gleich.

Ich war mir sicher, dass Lorenzo ebenfalls jede haben konnte, die er wollte. Zwei attraktive Cousins, die Tennessee unsicher machten.

Der Blick ist anders. Antonio's Blicke sind kritisch und irgendwie verführerisch, während Lorenzo's weitaus lockerer waren... und frecher. Er war lebendiger, ja, auch ein wenig charmanter als Antonio.

Trotzdem glaubte ich fest daran, dass Antonio sehr wohl wusste, was es hieß, charmant zu sein.

„Dann geh lieber zu ihnen, bevor du Probleme kriegst.", sagte ich und warf den Blick auf die Schlangen, die uns verurteilten.

„Je mehr wir miteinander tanzen, desto offener werde ich. Bitte, lass uns nicht aufhören."

Seine linienschmalen Lippen grinsten breit um beide Ohren und für einen Moment erweckte es Angst in mir. Angst, ich hätte diesen Gesichtsausdruck schon mal gesehen.

Diese freche Art von ihm. Es hat schon fast was spielerisches an sich, wie im Wald, als...

„Angst, ich könnte der große böse Wolf sein?"

Antonio Caruso ~abgeschlossen~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt