Kapitel 24 - Nur Eine Minute

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Es war ein Fehler, ihren Namen ausgesprochen zu haben. Ein Fehler, den ich sofort wieder bereute. Ich hielt mir mit der Hand sofort den Mund zu und schüttelte panisch den Kopf. Sein Gesicht nahm einen dunklen Schatten an und er schloss verbittert den Mund. Alles Wut was er vor wenigen Sekunden zum Ausdruck brachte, verschwand. Seine Augen sahen leer aus. Angsteinflößend leer.

Scheiße, das war ein Fehler.

Ich schluckte schwer.

„Es tut mir leid...i-ich weiß nicht, warum ich das gesagt habe."

Er lief ein paar Schritte zurück, sein Blick war starr und emotionslos. Dann wandte er sich von mir ab und rannte davon. Ich war so frustriert, dass ich ihm nicht hinterher lief. Ich ließ ihn gehen und schaute ihm hinterher. Dann schnappte ich nach Luft.

Du Idiotin, warum hast du das gesagt? Warum, warum nur?

Ich schaute Richtung Himmel und es zerfraß mich.

Wieso nur? Jetzt ist er weg. Du hast ihn verscheucht.

Einige Male krachte ein Gewitter über mir.

Und er kam zu dir, um dir ein besseres Gefühl zu geben. Er ist ein Schritt gegangen.

Ein weiterer lauter Donner machte sich bemerkbar. Mit einem trockenen Mund lief ich die Treppen zu mir hoch, schloss die Tür hinter mir und weinte mich aus. Nach unzähligen Minuten des Auf- und Abgehens im Zimmer, entschied ich mich, die Gewissensbisse ruhen zu lassen und ein Bad zu nehmen. Mit verschmierten Schminken lief ich ins Badezimmer.

Während ich das Wasser laufen ließ, zog ich mich aus und band ein Handtuch um meinen Körper. Es dauerte, daher lief ich ins Zimmer um etwas aufzuräumen. Als ich den Laptop vom Bett nahm und auf das Schreibtisch legen wollte, entdeckte ich die schwarze Pflanze und mir fiel es wieder ein. Ich nahm sie an die Hand und drehte ihren Stängel zwischen meinen Fingern.

Was hatte Amber gesagt gehabt? Ich soll sie duften?

Ich hielt sie an meine Nase, aber sie roch nach nichts.

Sie soll mir verborgene Dinge zeigen, sagte sie.

Immer wieder kam mir die Szene mit Antonio auf und ich konnte ein Schluchzen nicht unterdrücken. Ich entschloss, die Pflanze mit ins Bad zu nehmen und eintauchen zu lassen.

Die Fariali-Blüte hat mich binnen einer Nacht geheilt, diese schwarze Pflanze, scheinbar aus der Hölle, wird bestimmt auch ihren Zweck erfüllen.

In der Wanne war es fast zu heiß, daher legte ich mich langsam rein, die Blume hielt ich in der Hand. Ich pflückte ihre Blüten, zerstückelte sie und warf sie ins Wasser. Dann schloss ich die Augen und versuchte mich zu entspannen.

Antonio war mir so nahe. Er wollte mich küssen. Er hat mir sogar dabei zugesehen, wie ich auf seinen Kuss wartete.

Die Küsse, die ich vor Tennessee erlebt hatte, waren nichts Besonderes. Auch das mit vorhin war kein richtiger Kuss. Aber alleine das Gefühl vor dem Kuss, dieses Herzrasen und die Schmetterlinge im Bauch, war umhundertfach intensiver als alle Küsse, die ich je erlebt habe, zusammen.

Und dann hast du es versaut, dann musstest du den Namen Jennifer Backet erwähnen. Wie ihn das angegriffen hat...

Ein intensiver Geruch bahnte sich in meine Nase und ich öffnete die Augen. Ich schrie. Das Wasser war schwarz gefärbt und das Badezimmer war übermäßig benebelt. Aus dem Wasser zogen schleierhafte Gase in die Luft. Der Geruch ähnelte dem von Eukalyptus und ein wenig dem von Minze. Mittlerweile war er so stechend, dass meine Atemwege brannten. Es hatte etwas Eindringendes. So wie, als würde ich gezwungen werden, mich zu entspannen. Ich hielt mir die Nase und den Mund zu und versuchte die Wanne zu verlassen, aber es war zu spät. Meine Muskeln lockerten sich auf, ich rutschte ab und fiel in die Wanne. Mein Puls reduzierte sich auf das Minimum und ich begann langsamer zu atmen. Verzweifelt versuchte ich die Hand zum Mund zu bewegen, um es zuzuhalten. Aber sie fiel mir jedes Mal herunter. Meine Arme waren zu entspannt, als dass ich sie bewegen konnte.

Schließe die Augen. Schließe sie. Nur für eine Minute.

Ich verfiel in einen ungewollten herbei gezwungen Schlaf.

Eine winzig kleine Minute nur, Val.


Antonio Caruso ~abgeschlossen~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt