„Widersetze dich mir. Du sollst dich mir widersetzen!"
Wieder hörte ich die Schreie dieses Mannes. Sie brachen ab und es entstand ein Keuchen und Stöhnen vor Schmerzen.
Was zur Hölle ist das?
Ich nahm definitiv ein Wimmern wahr, das war klar, und ich dachte ich täuschte mich, aber dazwischen nahm ich ein oder zwei Mal ein stimmloses „Bitte aufhören" wahr. Mein Mund stand mir offen und mein ganzer Körper zitterte. Bei jedem weiteren Schrei stellten sich mir die Nackenhaare auf. Es war angsteinflößend.
Amber quält Menschen. Amber quält Menschen.
Es wollte mir nicht aus dem Kopf gehen.
Menschen werden gequält. Denn Amber quält Menschen.
Ich konnte nicht realisieren, was ich hörte.
„Standhaft, Antonio, bleib standhaft."
Das kann nicht wahr sein. Und du stehst herum und lauschst.
Obwohl mein Körper vor Angst in einer Welle erschauderte, versuchte ich kein Mucksen zu geben, um nicht gehört zu werden.
Amber quält Menschen.
Mit geschlossenen Augen und trockenem Mund konzentrierte ich mich auf mein Gehör.
„Sieh mich an. Es gibt nur diesen Ausweg. Ich bin die einzige, die dir helfen kann. Ich werde dich nicht so einfach verlieren. Ich sagte sieh mich an!"
Einen Moment war stille und dann hallten seine Schreie durch den Flur.
Verdammt, ich muss sofort die Polizei verständigen.
Ich wollte mich von der Tür entfernen, um das Handy aus der Tasche zu kramen, als ich die Stimme des Mannes hörte. Schnell lehnte ich mich wieder an die Tür, um hinzuhören.
„Bitte! Ich kann das nicht...Hör auf damit...Ich kann das nicht."
Diese Stimme...
„Amber...bitte...i-ich...", sein Flennen brach ab und für einen Moment sagte er nichts mehr. Die wenigen Sekunden der Stille machten mich wahnsinnig und sie fühlten sich wie eine Ewigkeit an. Dann klang seine Stimme fester und eindringlicher , „ich...ich rieche jemanden hinter der Tür."
Meine Augen rissen auf und ich sprang zurück. Vor Schock fiel ich rückwärts auf den Boden, knapp bevor die Tür aufgeschlagen wurde. Ich lag mit angewinkelten Beinen und stützte mich beängstigt mit den Armen ab. Verstört blickte ich in die Wohnung hinein, denn ich traute mich nicht aufzuschauen. Die Wohnung war dunkel und ihr hölzerner Boden war nicht wie bei mir aus heller Eiche, sondern aus dunkelbraunem Ebenholz. Generell war die Wohnung lichtlos und düster. Amber stand wie ein Schatten an ihrem antiken Regal und sah mich kalt an. Sie wirkte schon fast wie eine Statur, ich sah nicht einmal, wie sie blinzelte.
Kein Folterstuhl. Nichts Vergleichbares.
Der Mann, der gequält wurde, nahm die meiste Sicht meines Blickfeldes ein. Er stand in der Tür und schaute zu mir herab. Ich schluckte einmal kräftig und fasste mir den Mut, um aufzuschauen. Er war von oben bis unten schwarz bekleidet. Ein auffällig langes schwarzes Oberteil mit großer Kapuze, eine schwarze Lederjacke darüber. Seine fast weißen großen Augen blitzten wütend auf.
„D-Daniele...was passiert hier?"
„Wie viel hast du gehört?", sagte seine tiefe Stimme bedacht und auffordernd.
„Was...was tust du denn hier?"
Sein Körper war nassgeschwitzt, Schweißperlen tropften auf sein Gesicht. Seine Augen waren aufgerissen wie ein Tier, das seine eigene Schlachtung witterte. An seinen Schläfen und seinem Hals waren dicke Adern zu erkennen. Sein Gesicht war rot und er atmete in tiefen Stößen aus. Bestürzt und gleichzeitig wütend blickte er mich an. Seine Augen fokussierten mich und an der blauen Iris waren feine rote Striche abgezeichnet.
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Antonio Caruso ~abgeschlossen~
Fantasía~ABGESCHLOSSEN~ Valerie Gavenar hat sich für ein Studium an der Felltrix University of Arts and Materials entschieden und zieht nach Tennessee. Sie begegnet einem unmenschlichen Wesen, in das sie sich unwillkürlich verliebt. Er ist scharf und unanta...