[Ich beobachtete ihn, wie er sich dabei über die Lippen leckte. ]
Als er sie berührte, brannte sie.
Ich muss mir ein paar Kratzer eingeholt haben, als ich den Ästen entgegen rannte.
Ich war völlig aus der Fassung, da ein Daniele vor mir stand, der besorgt war. Für diesen Moment verharrte sein Blick auf meinem Gesicht, dann wanderte er zu meinen Lippen.
Oh, Daniele, du wirkst so zart und lieblich. Wieso bist du vorher nie so gewesen?
Ich merkte gar nicht, dass ich mir die ganze Zeit auf die Lippen biss. Als ich ihn ansah, leuchteten seine Augen. Ich wollte wegschauen, aber es war mir nicht möglich. Als würde er die Maske fallen gelassen haben, denn er wirkte plötzlich so verletzlich. Sein Blick schweifte über meine beißenden Lippen.
„Bitte."
Die Art wie zerbrochen Daniele klang, wie er mich anflehte, brachte mich total aus dem Konzept.
Alles jetzt gerade widerspricht dem, wie ich ihn kennengelernt habe. Es fühlt sich an, wie, als würde er mir ein Teil seines Inneren offenbaren.
Seine Augen schimmerten und er hörte nicht auf, mir auf die Lippen zu schauen. In mir drin kribbelte es. Ich sagte nichts und nickte nur. Er machte einen weiteren Schritt auf mich zu. Wir waren uns so nah, dass ich sein Atem auf meinem Gesicht spürte. Meine Augen waren fast in der selben Höhe wie die seinen. Es war mir unangenehm, ihm so nahe zu sein und gleichzeitig so verführerisch. Ich war in Trance und konnte nichts tun. Ich atmete wie verrückt und es tat weh, es zu unterdrücken. Das Pochen meines Pulses breitete sich auf meiner Brust aus. Doch er schaute auf mich herab und beobachtete jede noch so klitzekleine Mimik von mir. Seine Lippen waren zu einer schmalen Linie gepresst und seine ganze Konzentration galt mir. Es fühlte sich lange an, bis er sich von mir abwandte. Er lief um mich herum, langsam und bedacht. Ich spürte seine Blicke auf mir und ich bewegte mich nicht. Mein Blick fiel hingegen auf den Boden und ich starrte den Asphalt an. Ich war nervös, denn von ihm von allen Seiten beobachtet zu werden war unerträglich.
Was machst du? Wieso läufst du um mich herum?
Dann stand er genau hinter mir. Dicht hinter mir. Ich spürte wie seine Hände zu meinen Knien hinunter glitten, einen festen Griff suchten und er mich mit einem Ruck in seine Arme hob. Seine Hände glühten vor Hitze, ich spürte es sogar durch meine Jeans hindurch. Und das, obwohl es verdammt kalt draußen war.
Ist er nervös?
Ich konnte ihn nicht ansehen, dafür war die Spannung zwischen uns zu groß. Eine Hand von mir taumelte hinter seinem Rücken, die andere zog ich zu mir, sodass sie auch seine Brust berührte. Der Gedanke daran, dass meine Hand an seiner Brust anlehnte wärmte mich auf.
Selbst die Brust glüht vor Hitze.
Er öffnete die Wagentür und setzte mich behutsam hinein. Ohne ein Wort zu sagen oder mich anzusehen, schnallte er mich an.
Er hockte sich neben den Wagen und sah mich mit diesen göttlichen Augen endlich wieder an. Sein Mund öffnete sich, dann schloss er ihn wieder. Ich setzte mich fragend auf.
„Was wolltest du sagen?", fragte ich sanft.
Rede mit mir, schöner Daniele.
Er ging sich durch die Haare.
Aber bitte hör auf dir durch die Haare zu gehen.
Seine Locke fiel ihm wieder ins Gesicht. Es brachte mich aus der Fassung, aber ich konnte mir nicht erlauben, vor ihm die Kontrolle zu verlieren.
„Wie schlimm ist es?"
„Ich hörte es vorhin im Wald knacksen. Seitdem kann ich nicht mehr richtig laufen. Halb so wild, es legt sich schon wieder... Irgendwie."
Er hob fragend seine Augenbrauen.
„Es hat geknackst?"
Das letzte Wort war weniger deutlich als ein Flüstern. Er klang geschockt und Sorge trat in sein Gesicht ein.
„Mach dir keine Sorgen, ich bin tollpatschig. Das liegt in meiner Natur."
„Soll ich dich nicht lieber zum Krankenhaus fahren?"
Es klang nach Honig in meinen Ohren.
Diese Zärtlichkeit in seiner Stimme. Du hättest nie gedacht, dass er so etwas kann, oder Val? Es sollte verboten werden, dass Daniele zärtlich mit dir redet. Verboten.
Seine Augen sahen mich fragend an, schimmernd in dieser Dunkelheit, und ich verlor mich in ihnen. Meine Augen verfingen sich in seinen und beinahe hatte ich seine Frage vergessen.
Wenn es bedeutet, dass du heute Nacht länger bei mir bleibst, dann ja.
„Nein, es geht schon."
„Darf ich sehen, wie stark du verletzt bist?", vorsichtig trat er näher zum Wagen, den Blick auf mich gerichtet.
Ich nickte und begann ihm dabei zuzusehen wie er mein Knöchel betastete.
„Tut es dir weh?", flüsterte er.
Wieso zieht es mich an, wenn du so redest?
„Nein."
„Und hier?"
Bitte, bitte, Lord of Mercy, er soll aufhören zu flüstern. Bitte.
Ich biss mir auf die Unterlippe und verfolgte seine Hände, die meinen Knöchel berührten. Sie waren warm und weich. Weiter drückte er sachte die andere Seite des Knöchels und sah abwartend auf zu mir. Sein Blick verfolgte, wie ich meine Unterlippe mit den Zähnen festbiss und sie langsam wieder entgleiten ließ. Einen Moment verharrte er in dieser Position, seine Augen hingen an meinen Lippen, seine Finger hielten immer noch mein Bein fest. Er schaute nicht weg, sondern war fixiert. Eine weitere Welle Kribbeln breitete sich in meinem Bauch aus. Dann stand er ruckartig auf und zog die Wagentür auf meiner Seite zu. Er lief hinüber zur Fahrerseite, setzte sich rein und drückte ohne ein weiteres Wort kräftig auf das Pedal.
Habe ich etwas falsches getan?
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Antonio Caruso ~abgeschlossen~
Fantasy~ABGESCHLOSSEN~ Valerie Gavenar hat sich für ein Studium an der Felltrix University of Arts and Materials entschieden und zieht nach Tennessee. Sie begegnet einem unmenschlichen Wesen, in das sie sich unwillkürlich verliebt. Er ist scharf und unanta...