2| Großstadtdschungel

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"Das ist das Empire State Building?"
"TJ, wir stehen seit geschlagenen fünfzehn Minuten davor, ja, das ist es", sagte Mallory und verdrehte die Augen.
Sie hatten das Camp schon früh am Morgen verlassen, nur zu acht, weil sie die Stadt lieber auf eigene Faust erkunden können. Alex hatte den Campern versprochen, dass sie schon selbst auf sich aufpassen konnten. Auch wenn sie sich da plötzlich nicht mehr so sicher war. Sie hatte die ganze Nacht wirre Albträume gehabt. "Ich hab mir das größer vorgestellt", jammerte TJ.
Mallory blies die Backen auf. "Können wir jetzt weiter?"
Halbgeboren, Sam und Magnus unterhielten sich über irgendetwas, dass mit den vielen Tauben in Großstädten zu tun hatte, Mallory versuchte TJ zu überreden, weiterzugehen und Hearth und Blitz waren in irgendeine Diskussion verwickelt, die damit endete, dass Hearth hoffnungslos grün (Anm.: Weil er ja grünes Blut hat, kann er kaum rot werden, oder?) wurde und scheinbar total fasziniert eine Topfpflanze anstarrte. Alex musste unwillkürlich lächeln. Niemand wusste genau, wie lange die beiden schon zusammen waren, aber sie benahmen sich noch immer wie Frischverliebte. "...zum siebenten Mal, TJ, wir sollten weiter!"
Scheinbar hatte Mallory es geschafft. TJ riss sich enttäuscht vom Empire State Building los und sie gingen weiter. "Nächster Halt, Chrysler Building. Und dann als letztes das Natural History Museum", teilte Sam ihnen mit, die eine ziemlich große Straßenkarte in den Händen hielt.
"War's das dann?", jammerte Blitzen. "Meine Füße tun weh."
Sam sah auf die Uhr. "Ja, ich befürchte, mehr wird sich nicht ausgehen."
Ein erleichtertes Seufzen machte die Runde. Alex beschloss, nie wieder eine Sight-Seeing-Tour mit Sam zu machen. Ihre Schwester schien ALLES sehen zu wollen.

Das Chrysler Building gefiel sogar TJ. Halbgeboren begann, irgendetwas über Art Decó zu erzählen, was zu einer kleinen Diskussion mit Blitzen ausartete. Alex beschloss, nie wieder eine Sight-Seeing-Tour mit irgendjemandem zu machen. Als sie endlich weitergingen, ließ sich Magnus zu Alex zurückfallen. "Du siehst nicht sonderlich glücklich aus."
Sie schnitt eine Grimasse. "Hatte ich noch nicht bemerkt, danke für den Hinweis."
"Hey." Er legte ihr eine Hand auf die Schulter. "Ich glaube, du musst dir keine Sorgen machen, okay? Schau, wir kommen gut klar." Er nickte in Richtung Mallory und Halbgeboren, die ein Wettrennen bis zur nächsten Straßenlaterne veranstalteten, Sam und TJ, die über ihre eigenen Füße stolperten, während sie versuchten, im Gehen die Karte zu lesen und Hearth und Blitz, die ein paar Schritte vor ihnen stehen geblieben waren, um sich zu küssen. "Wirklich, Alex. Sei doch froh, dass alles gut ist."
Sie schenkte ihm ein müdes Lächeln. "Tut mir leid Magnus, ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen, weil ich Alpträume hatte und dieses schlechte Gefühl frisst mich auf, ich kann nicht so tun als wäre alles gut!"
Er schien nachzudenken. "Okay. Aber wir kriegen das schon hin, ja?"
Er nahm ihre Hand. Sie seufzte, sagte aber nichts dagegen.

Endlich erreichten sie das Natural History Museum. Alex war froh, dem Großstadtdschungel, den die Straßen um das Empire State Building bildeten, ein wenig entkommen zu sein. Sie stiegen die Stufen zum Eingang hinauf. Kaum hatten sie das Gebäude betreten, fanden sie sich von Angesicht zu Angesicht mit einem T-Rex-Skelett. "Was zur Hela?", murmelte Magnus. "Ist ja wie in einem Film."
Das Museum war schon recht leer, da es nur mehr eine Viertelstunde geöffnet hatte, doch Sam bestand darauf, sich wenigstens noch ein bisschen umzusehen. Also taten sie das. Sie blieben in der ägyptischen Ausstellung hängen, wo Sam und Halbgeboren diskutierten, ob die riesigen Statuen Originale waren. Sie ließen sich nichtmal von der Durchsage, dass das Museum in fünf Minuten schließen würde, abhalten. Und dann schlossen sich die Türen des Museums. Die acht standen noch immer in der ägyptischen Ausstellung herum. Plötzlich meinte Sam: "Wartet mal, hat das Museum nicht schon zu?"
"Ja, hat es."
Sie drehten sich zum Eingang des Raumes um. Ein Nachtwächter stand dort. "Und deswegen müsst ihr gehen."
Sie folgten ihm gehorsam. Als sie am Empfangstresen vorbeigingen, saß dort ein Junge. Also, tatsächlich auf dem Tresen, nicht dahinter. "Ach, müssen wir die Durchsagen lauter stellen?", grinste er angesichts der acht Nachzügler.
Mallory warf ihm einen giftigen Blick zu. "Wir hatten nur eine Viertelstunde."
Der Nachtwächter verdrehte die Augen. "Nächstes Mal früher kommen. Und jetzt kommt schon, ich hab nicht die ganze Nacht Zeit."
Der Junge sprang vom Tresen. "Eigentlich tut es ja doch keinem weh, wenn sie sich noch ein bisschen umsehen, oder?"
Der Nachtwächter sah wenig begeistert aus. "Nick, du weißt, dass ich sowas nicht machen kann."
"Komm schon Dad! Lass mal ein paar junge Leute ein bisschen Spaß haben! Ich pass auch auf sie auf und bring sie rechtzeitig zurück, okay?"
Sein Vater seufzte und sah hilfesuchend zu Hearth und Blitz. Hearth schüttelte den Kopf, als wolle er sagen: "Das sind nicht meine Kinder." Blitz meinte: "Sie sind der Nachtwächter. Ich hab hier nichts zu melden."
Der Mann blies die Backen auf. "Okay. Ausnahmsweise. Aber sie sind rechtzeitig wieder da, Nick, ja?"
Nick nickte. Sam begann zu strahlen. "Danke, Mr...?"
"Daley. Larry Daley."
"Danke vielmals, Mr Daley!"
Nick winkte ihnen, ihm zu folgen. Er führte sie in den ersten Stock. "Danke dafür", sagte Magnus.
Er grinste. "Das ist doch klar. Außerdem wäre es sonst bis Sonnenuntergang sowieso langweilig geworden."
"Bis Sonnenuntergang? Warum nur bis dahin?"
Statt zu antworten bog er in einen Raum mit ausgestopften Tieren ab. "Seid ihr Touristen?"
Einstimmiges Nicken.
"Cool. Woher?"
"Boston."
"Ach, da war ich noch nie. Ich bin Nick Daley, übrigens, aber das habt ihr wohl schon mitgekriegt.
Sam stellte sie alle vor. "Und Sie beide", wandte sich Nick an Blitz und Hearth. "Sind Sie die Väter oder so?"
Hearthstones Wangen wurden leicht grün, was für einen Normalsterblichen wohl ziemlich seltsam aussah, und Blitzen lachte auf. "Nein, nein, wir passen nur im auf sie auf. Wir sind eine, ähm, eine Reisegruppe."
Nick schien ihm nicht so ganz zu glauben, sagte aber nichts. Er führte sie durch das Museum, erzählte hier und da etwas zu den Exponaten. Schließlich standen sie wieder in der Eingangshalle. "Danke für's Rumführen. Du solltest das beruflich machen", stellte Sam fest. Nick lachte auf. "Nicholas?"
Alex griff arlamiert nach ihrer Garotte und sah sich nach demjenigen um, der das gesagt hatte. Nick stieß einen Fluch aus. Die Wachspuppe von Teddy Roosevelt, die neben ihnen auf einem Pferd saß, hatte gesprochen.

Habt ihr das erwartet? Ich weiß nicht, das ist mir zu New York zufällig eingefallen xD Und ich hoffe ihr mögt Nachts im Museum! Übrigens wird es jetzt wöchentliche Updates (Wochentag kann ich erst festlegen, wenn ich meinen Stundenplan genau weiß) geben. Und ich hab schon so einige vorbereitet. Die letzten Tage hab ich jeden Abend (bzw. jede Nacht) ein Tausend-Worte-Kapitel geschrieben. Nein, ich bin nicht verrückt.
Eure
Luna_Levesque

New YorkWo Geschichten leben. Entdecke jetzt