Am nächsten Morgen, jedoch in Brooklyn, stand Sadie Kane auf der Terrasse des Brooklyn House und spielte ihre Version von Affenreizen mit Cheops dem Pavian und Phillip dem Albinokrokodil: Sie warf Cheerios quer über das Pool und Cheops fing sie mit dem Maul, während Philipp immer wieder aus dem Wasser schoss und danach schnappte. "So früh auf?" Es war Carter, der hinter ihr aufgetaucht war. Sadie drehte sich zu ihm um. "Konnte nicht schlafen, Brüderchen. Und da dachte ich mir, die beiden freuen sich sicher, wenn ich ihnen Gesellschaft leiste."
Sie grinste dem Pavian und dem Krokodil zu, die sich tatsächlich zu freuen schienen. Carter setzte sich an den Rand des Pools und ließ die Beine hineinhängen. Er trug noch seinen Pyjama, der mit Hühnern bedruckt war. (Ein Geschenk von Zia.) "Alles cool bei dir?"
Sadie nickte und setzte sich neben ihn. Sie warf Cheops die letzten Cheerios zu. "Und bevor du fragst, ich bin nicht wegen irgendwelchen Beziehungsproblemen wach, ich hab nur komisches Zeug geträumt."
Hatte sie tatsächlich. Normalerweise waren ihre Träume ja zumindest annähernd nachvollziehbar, aber das diese Nacht war ein verwirrendes Chaos aus Abscheulichkeiten gewesen. Carter runzelte die Stirn. "Was schlimmes?"
Sie zuckte mit den Schultern. "Nein, nein."
Er musste ja nicht unbedingt wissen, dass sie schweißgebadet aufgewacht war.
"Keine Alpträume?"
"Nein." Er musste ja auch nicht unbedingt wissen, dass sie geweint hatte.
Er schien zufrieden.
"Bei Zia und dir alles okay?", fragte sie. Eigentlich war das eine unnötige Frage. Die beiden waren durchgehend so süß zueinander, dass Sadie fast zum Kotzen war. Im guten Sinne.
"Ja, alles okay."
"Na, gut, dass du jetzt nichts anderes gesagt hast." Zia war hinter ihnen aufgetaucht, mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Auch sie war barfuß und im Pyjama (ohne Hühner). Sie setzte sich neben Carter und küsste ihn kurz. "Buäh, du hast noch nicht Zähne geputzt", stellte sie fest.
"Du ja auch nicht", lachte er.
"Na egal." Sie küssten sich nochmal.
Zum Kotzen, wirklich.
Sadie sah zu Cheops und verdrehte die Augen. Er nickte. Plötzlich wurde sie von einem Geräusch abgelenkt, dass sich so anhörte, als würde jemand ein Zirkuszelt ausbeuteln. Sadie runzelte die Stirn, stand auf und ging zum Rand der Terrasse. Unglücklicherweise konnte sie sofort den Ursprung des Geräusches ausmachen. Es war ein unglaublich riesiger Vogel. "Leute, da ist ein riesiger Vogel!"
"Ich weiß nicht, was du vorhast, Sadie, aber der zieht nicht", sagte Carter.
"Nein, da ist wirklich ein riesiger Vogel!"
Carter stand auf und kam zu ihr herüber. "Zia, wenn sie mich runterschubst erbt sie meinen Pyjama! Du bist Zeu-", er brach ab. Entsetzt starrte er zu dem Vogel, der sich ihnen von Manhattan her mit ausladenden Flügelschlägen näherte. Er war locker so groß wie ein Passagierflugzeug und musste daher über den Häusern fliegen, doch es war aus irgendeinem Grund klar, dass er auf sie zuflog. Vom Dach her hörte man plötzlich ein lautes: "FREEEEEEAAK!" Und kurz darauf stürzte Freak, der Greif, sich in die Tiefe, um dann mit rasender Geschwindigkeit auf den Vogel zuzufliegen. "Freak, NICHT!", brüllte Carter dem Greif zu, der weitaus kleiner als sein Gegner war, doch Freak flog mit vollem Karacho in den Vogel hinein.
Hilflos mussten sie zusehen, wie es kurz Federn groß wie Fallschirme regnete, dann zupfte der Vogel Freak aus seinem Gefieder und schleuderte ihn zurück aufs Dach, als wäre er nicht mehr als ein Käfer. Carter fluchte. Zia, die mittlerweile neben ihnen aufgetaucht war, murmelte: "Was bitte ist das?"
"Ein Roch, würde ich sagen", meinte Carter.
"Nicht verzagen, Carter fragen", sagte Sadie in einer Singsang-Stimme.
"Soll ich die anderen aufwecken?", fragte Carter.
"Wäre wohl gut so."Zehn Minuten später standen alle am Fenster versammelt. Der Grund, aus dem sie nicht draußen standen, war der flugzeuggroße Vogel, der auf der Terrasse stand und sie mit einem seiner riesigen Augen durch die Scheibe anstarrte. Vögel blinzelten beängstigend wenig. Shelby klammerte sich an Sadies Bein. Für ein kleines Mädchen war sie ziemlich stark. Felix drückte einen seiner Pinguine an die Brust und murmelte irgendetwas davon, dass Pinguine die einzig coolen Vögel waren. "Was machen wir?", fragte Clio und ihre Stimme zitterte ein wenig.
Niemand schien eine Idee zu haben. "Wir können ihn auch einfach da draußen lassen", schlug Julian vor, klang aber selbst nicht sonderlich überzeugt von seiner Idee.
Carter sah Sadie an. Sie kannte diesen Blick. Es war der "Ich hab eine Idee, aber sie wird dir vielleicht nicht gefallen"-Blick.
Sadie sah zu den anderen. "Carter und ich gehen uns kurz besprechen. Haltet die Stellung."
Sie löste Shelby von ihrem Bein und folgte Carter in eine Ecke. "Annabeth", sagte er.
"Was ist mit ihr?"
"Du hast doch noch ihre Nummer, oder?"
"Klar."
"Wir könnten, also ich meine, vielleicht sollten wir, also... Wir sollten die Griechen um Hilfe bitten."
Sadie starrte ihn an. Carter war nicht die Art Mensch, die zugab, Hilfe zu brauchen. "Ja. Ja, gute Idee. Ich rufe sie an."
Sie kramte ihr Handy aus der Hosentasche, suchte Annabeths Kontakt heraus und rief an. Darauf folgte eine gefühlt endlose Stille, nur unterbrochen von dem monotonen "tüüüüt", das das Handy von sich gab. Schließlich hob Annabeth ab. "Sadie?"
"Hi, Annabeth. Ähm, die Sache ist die, auf dem Brooklyn House sitzt ein Roch, das ist so ein riesiger Vogel, und wir bräuchten vielleicht eventuell Hilfe."
Eine kurze Pause folgte. "Ich bin gerade nicht in New York. Aber du könntest zum Camp gehen. Ich rufe dort an und erkläre ihnen, wer ihr seid. Mein Cousin ist auch gerade dort. Hmmm... Ja, macht das am besten so."
"Und wo - wo ist das Camp?"
"Long Island Sound. Die Erdbeerfelder. Ihr könnt es nicht verpassen, glaub mir. Auf dem Hügel steht eine riesige Statue."
"Okay. Dann, danke. Tschüss."
"Tschüss."
Sadie legte auf und sah Carter an. Er hatte mitgehört und legte die Stirn in Falten. Dann drehte er sich zu den anderen um. "Leute? Wir müssen euch was erzählen."Ich hoffe ihr mögt Carters Hühnerpyjama. Der arme kleine Hühnermann. Immer wird er veräppelt.
Eure
Luna_Levesque
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New York
FanfictionNew York, die Stadt, die nie schläft. Und ein besonderer Magnet für das Übernatürliche. Wieso das so ist, weiß niemand, doch eines steht fest: Eine neue Gefahr breitet sich über der Stadt aus wie ein Schatten und diesmal sind alle heldenhaften und w...