"Nick!" Die Stimme von Larry, dem Nachtwächter, weckte in Alex seltsamerweise das Bedürfnis, sich mit einem Hechtsprung hinter das T-Rex-Skelett zu retten. Jedoch war das T-Rex-Skelett nicht mehr dort, wo es vorher gestanden hatte. Stattdessen stand es vor Larry und... wedelte mit dem Schwanz? Alex starrte fassungslos zu dem Skelett hinüber und fasste wieder nach ihrer Garotte, doch bevor sie irgendetwas weiteres tun konnte, wurde sie von der Stimme der... Wachsfigur... abgelenkt. "Oh nein! Ihr solltet nicht hier sein!"
"Ach nein! Ist mir noch nicht aufgefallen, Teddy", zischte Nick.
Larry hatte den T-Rex ablenken können und kam nun förmlich rauchend vor Wut auf sie zu. "Nick Daley! Sagtest du nicht, du würdest sie rechtzeitig raus bringen?"
Nick schien zu schrumpfen. "Tut mir leid, Dad, ich hab mich in der Zeit verschätzt und, ähm..."
Larry schüttelte den Kopf. "Die Diskussion führen wir ein andermal fort, junger Mann. Jetzt haben wir andere Probleme." Er wandte sich zu ihnen um. Er wirkte gestresst und irgendwie hatte Alex Mitleid mit ihm. "Sir, wir haben schon viel seltsamere Dinge gesehen", versuchte sie, ihn zu beruhigen.
"Was ist denn seltsamer als ein lebendiges T-Rex-Skelett?", lachte er auf. In Alex Kopf tauchten Bilder von blauen Wölfen, Göttern mit Selfiesticks und ihrer Mutter in einer Nussschale auf. Als niemand ihm antwortete, seufzte Larry: "Also, wenn ihr es schon gesehen habt, kann ich es auch genauso gut erklären. Wart ihr in der ägyptischen Ausstellung?"
Sie nickten einstimmig.
"Dann habt ihr bestimmt diese goldene Tafel gesehen oder?"
Etwas zögerlicheres Nicken.
"Das ist die Tafel des Ahkmenrah. Sie sorgt dafür, dass jede Nacht, von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang, die Exponate in diesem Museum zum Leben erwachen. So wie Teddy und Rexie hier. Alles klar?"
Sie antworteten wieder mit stummem Nicken. Larry seufzte. "Wenn ihr wollt, könnt ihr euch jetzt das Museum bei Nacht ansehen, jetzt ist es ja auch schon egal. Nick, pass bitte auf sie auf. Aber diesmal wirklich." Er drehte sich um und ging, wohl um seinen Nachwächterpflichten nachzugehen. "Wahnsinn", hauchte Sam und starrte den T-Rex an.
"New York ist ja doch cool", grinste Mallory mit einem abenteuerlustigem Funkeln in den Augen.
"Wisst ihr was? Ich stell euch alle vor", rief Nick und lief schon die Treppen hinauf.Sie trafen eine Gruppe Höhlenmenschen, einen Osterinselkopf, der einen sehr kleinen Wortschatz zu haben schien, Attila den Hunnen und Sacajawea, die sich dann auf die Suche nach Teddy Roosevelt machte. Alex war positiv überrascht. Noch hatte niemand versucht, sie umzubringen. Nick stellte ihnen zwei Miniaturfiguren namens Jedediah und Octavius vor und schließlich begegneten sie sogar Pharao Ahkmenrah selbst. Sie machten erneut eine Runde durch das Museum, doch diesmal war es natürlich anders. Sie mussten dem Affen Dexter und seinen Langfingern ausweichen und ertappten Teddy Roosevelt und Sacajawea, die sich in einer Ecke küssten und amüsierten sich sehr darüber. Die anderen begannen, über irgendetwas zu reden, doch Alex war abgelenkt. Seit sie den Raum betreten hatten, starrte sie in eine Ecke. Jetzt ging sie raschen Schrittes dorthin. Eines der Exponate hatte sie angezogen. Es war eine einfache Holzkiste, die mit Gold verziert war. Sie konnte kein Schild finden, auf dem stand, worum es sich handelte. Die Kiste stand einfach nur auf einem Podest, ohne jeglichen Schutz. Aus irgendeinem Grund wollte Alex unbedingt die Hand ausstrecken, um sie zu berühren. Sie sah sich um. Die anderen waren noch immer in ihre fröhliche Unterhaltung vertieft. Teddy und Sacajawea hatten sich verabschiedet und es waren wieder nur sie acht und Nick übrig. Alex streckte die Hand aus und legte sie auf das Holz. Fasziniert fuhr sie über die raue Oberfläche der Kiste. Sie legte auch die zweite Hand auf den Deckel und - "Alex, NICHT!" Magnus war in zwei Schritten bei ihr und riss sie zurück. Doch es war zu spät. Sie hatte die Kiste bereits geöffnet. Was als nächstes passierte, war schwer in Worte zu fassen. Etwas schoss aus der Kiste heraus. Magnus hielt schützend die Hand vor Alex, als würde das irgendeinen Unterschied machen. Es war, als hätte man sie in Watte verpackt. Nur dumpf nahm sie wahr, wie Jack aus seiner Scheide schoss, was natürlich Nick ziemlich verwirrte. Magnus sagte irgendetwas, doch sie verstand es nicht. Sie starrte noch immer die Kiste an, aus der weiter und weiter Lebewesen strömten. Zumindest glaubte sie, dass es welche waren.
"Alex!", Magnus schüttelte ihre Schultern. "Alex, es ist vorbei, schon gut, schon gut."
Sie hatte nicht bemerkt, dass ihr Tränen über die Wangen liefen. Die Kiste stand nun einfach da, wie eine offene Kiste eben dastand. "Was hab ich da freigelassen?", fragte sie und ärgerte sich über ihre zitternde Stimme.
"Ich würde sagen, das sollten wir herausfinden", meinte Blitzen.
Magnus drückte sie an sich und sie war von sich selbst überrascht, als sie ihr Gesicht in seine Schulter drückte und schluchzte. Das miese Gefühl der letzten beiden Tage schien aus ihr herauszubrechen wie der Inhalt aus der Kiste. Magnus ließ sie nicht los, obwohl die anderen bereits gegangen waren, um nach den Lebewesen zu suchen. Nur Nick stand noch da und starrte Jack an, der in der Luft schwebte und ziemlich ungeduldig wirkte, sofern ein Schwert ungeduldig wirken kann. Alex weinte, bis keine Tränenflüssigkeit mehr übrig war und sie Kopfweh davon bekam. Dann löste sie sich aus Magnus' Armen, wischte sich die letzten Tränen von den geröteten Wangen und stand auf. Magnus folgte ihrem Beispiel, auch wenn er sie noch immer besorgt ansah. "Mir geht's gut, Magnus", sagte sie, vermeintlich ärgerlich. "Ich muss nur auch manchmal Emotionen loswerden."
Er schnaubte. "Wir sollten die anderen suchen."
Er warf Nick einen mitleidigen Blick zu. "Wir erklären das, sobald wir alles im Griff haben."
Bevor sie noch den Raum verlassen hatten, hörte man plötzlich jemanden brüllen: "WER HAT GODZILLA IN DIE EINGANGSHALLE GELASSEN?!"
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New York
FanfictionNew York, die Stadt, die nie schläft. Und ein besonderer Magnet für das Übernatürliche. Wieso das so ist, weiß niemand, doch eines steht fest: Eine neue Gefahr breitet sich über der Stadt aus wie ein Schatten und diesmal sind alle heldenhaften und w...