15| Neue Erkentnisse

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„Schachmatt!" Skipper setzte ein triumphierendes, pinguinisches Grinsen auf. T.J. starrte ihn verdattert an. Er hatte eindeutig nicht erwartet, von einem Pinguin im Schach besiegt zu werden. Leo, der neben den beiden am Tisch saß und bisher ihrem Spiel zugesehen hatte, schnaubte nun gelangweilt. "Und was machen wir jetzt?", jammerte er.
Calypso neben ihm wuschelte ihm durch die Haare. „Dich muss man auch mehr unterhalten als ein Kleinkind, oder?"
„Hey! Ich langweile mich nur, weil die nicht daherkommen! Was kann da so lange dauern?"
„Das wüsste ich auch gern", murrte Will, der auf dem Boden hockte und mit Cheops Domino spielte.
Der Pavian hatte scheinbar eine Vorliebe für Dinge, die auf "o" endeten und Gesellschaftspiele gehörten da wohl auch dazu. Seit einer gefühlten Ewigkeit schon waren Leo, Calypso, Skipper, Magnus und Halbgeboren aus dem Museum zurück. Will, Jason, Sam und Private waren schon länger da und Piper, Mallory, Blitzen und T.J. waren nur kurz nach ihnen angekommen. Nun saßen sie in Brooklyn House herum und warteten auf die anderen. Will war selbst für Halbgottverhältnisse ungewöhnlich hibbelig, Private, der die ganze Zeit herumhopste, machte das nicht besser, Magnus tigerte umher wie ein eingesperrtes Tier und Blitzen hatte gedankenverloren begonnen, etwas zu stricken, womöglich einen Schal. Sam hatte sich in eine Ecke verzogen und las ein Buch, doch sie wirkte genervt, Jason und Piper saßen beieinander und tuschelten und Mallory und Halbgeboren spielten eine ungewöhnlich aggressive Partie Mikado. Hin und wieder unterbrach Magnus sein Herumgetigere, um sie zu erinnern, dass sie hier durchaus sterben konnten.

Dann, endlich flog die Tür auf. Alle Köpfe wandten sich um, die Anspannung und Ungeduld war wie weggewaschen und durch allgemeine Erleichterung ersetzt worden. Die anderen waren zurück. Will und Nico fielen sich in die Arme, dann begann Will sofort besorgt, Nicos blutverschmiertes Gesicht zu betrachten, während dieser ihm versicherte, dass alles gut war. Magnus boxte Alex zur Begrüßung und beschwerte sich über ihre Verspätung, doch sie setzte dem mit einem Kuss ein rasches Ende. Hearthstone und Blitzen berührten einander nur kurz an der Schulter, um sicherzugehen, dass es dem jeweils anderen gut ging. Private umarmte Rico und Kowalski stürmisch. Leo beobachtete die Szene schweigend. Eigentlich war die Stimmung glücklich, doch ihm war nur zu bewusst, dass hinter all der Besorgnis und Ungeduld die allgegenwärtige Panik vor dem Tod geliebter Personen stand, der niemandem im Raum fremd zu sein schien. Plötzlich begann Cheops, laut zu kreischen und entblößte seine beängstigend langen Zähne. Erst jetzt bemerkte Leo, dass die anderen keineswegs allein gekommen waren. Die Ägypter unterhielten sich gerade mit einer Gruppe Fremder, die direkt neben dem Eingang stand. Wie auch Cheops wurde Leo skeptisch und stand auf, um die Neuankömmlinge in genaueren Augenschein zu nehmen. Zwei Mädchen, eines mit langen schwarzen Haaren, das andere mit dunkler Haut und Locken, standen neben Zia und redeten mit zwei Jungen. Der eine trug eine Brille, der andere hatte dunkle Haare und musste etwa so alt wie Leo. Carter führte ein angeregtes Gespräch mit einem großen asiatischen Typen Anfang zwanzig. Er kam Leo seltsam bekannt vor. Da traf er plötzlich den Blick des letzten Neuankömmlings. Gleichzeitig schienen sie sich aneinander zu erinnern. „Der Typ mit den gruseligen blauen Augen!", erkannte Leo im selben Moment, in dem besagter „Die Flugsaurier!" rief.
Stille trat ein. Alle sahen zwischen Leo und dem Typen hin und her. „Also wart ihr das mit den Dinos!"
„Ja, das waren Alex und ich", sagte Sam trocken.
„Ha, ich hatte recht", rief der Typ triumphierend und grinste den Asiaten neben ihm an. Dann räusperte er sich. „Ich bin übrigens Alec Lightwood." Dann stellte er die übrigen vor: Magnus, Izzy, Maia, Simon und Raphael. Noch mehr Namen. Leo feierte innerlich eine Party. Und scheinbar waren sie ein Dämonenjäger, ein Hexenmeister, eine Dämonenjägerin, eine Werwölfin und zwei Vampire. Also vollkommen normale Bekanntschaften. Einmal mehr gab es eine Erklärung für jedermann, was überhaupt los war. Dann wurden die neuesten Erfahrungen ausgetauscht. Schließlich setzten sich Magnus Bane, Hearthstone und Magnus Chase als Gebärdensprachendolmetscher zusammen, um das Rätsel der Kiste der Pandora zu ergründen.

Während die anderen sich nun in Grüppchen zusammensetzten, um sich anderweitig zu beschäftigen, gesellte sich Leo aus Neugierde zu den dreien, woran ihn niemand hinderte. „Also", begann Magnus Chase. „Hat einer von euch irgendwelche Ideen, was es mit dieser Kiste auf sich haben könnte?"
Hearthstone gebärdete etwas. Magnus Chase übersetzte: „Er meint, es könnte eine Art Fluch darauf liegen, der Alex dazu gezwungen hat, sie zu öffnen."
„Ja, das klingt plausibel", meinte Magnus Bane. „Irgendjemand hat wohl diese Monster in die Kiste gesperrt und einen Zauber daraufgelegt, so dass sie nur von bestimmten Personen geöffnet werden kann, auf die sie eine besondere Anziehungskraft hat."
„Aber was waren die Kriterien? Und wieso sollten die Monster wieder freigelassen werden?", fragte Magnus Chase.
Wieder gebärdete Hearthstone. „Er glaubt, es könnt tatsächlich ein Relikt sein, das einmal wie eine Bombe funktionieren und Monster auf einen Feind hetzen sollte, aber das nie benutzt wurde", erklärte Magnus. „Klingt gut. Und vielleicht teilt besagter Feind eine Eigenschaft mit Alex", meinte Magnus Bane.
„Ein Kind des Loki? Nein, Sam war ja auch da..."
Für eine Weile diskutierten die drei, welche von Alex' Eigenschaften ausschlaggebend gewesen war, aber sie kamen auf keinen grünen Zweig. 

Dann schlug Magnus Bane sich plötzlich gegen die Stirn. „Natürlich! Ich hätte es erkennen müssen?"
„Was erkennen müssen?", fragte Magnus Chase.
Bane seufzte. „Das ist die Handschrift von einem Kollegen von mir. Sir Percival nennt er sich, aber er ist natürlich nicht der echte Percival. Jedenfalls lebt er derzeit soweit ich weiß in Kambodscha, aber bis in die Achtziger war er in New York und hatte ein Geschäft, in dem er kurioses Zeug verkauft hat. Und soweit ich weiß hatte er eine Rivalität mit einer Hexenmeisterin, wer von ihnen die verrückteren Dinge produzieren kann. Das ist irgendwann ziemlich eskaliert und ich bin mir ziemlich sicher, dass diese Kiste von ihm ist."
„Und wieso hat Alex sie aufgekriegt?"
„Besagte Hexenmeisterin hatte grüne Haare. Aber ich schätze, Percival hat sich irgendwas ausgedacht, das man gegen die Monster tun kann. Aber wie ich ihn kenne ist es etwas sehr, sehr eigenartiges."
„Was für eine frohe Botschaft", grinste Leo.

Ja, nach einer halben Ewigkeit bin ich endlich zurück! :) Jetzt, da ich praktisch zuhause festsitze, werde ich es vielleicht sogar schaffen, New York mal fertig zu schreiben, um es dann in regelmäßigen Abständen upzudaten. Aber wir werden sehen.
Eure
Luna_Levesque

New YorkWo Geschichten leben. Entdecke jetzt