"Ägyptische Götter, Wahnsinn. Und Griechische. Und Nordische. Wahnsinn, Wahnsinn, Wahnsinn." Simon konnte sich gar nicht mehr einbekommen vor Begeisterung. Walt, der neben ihm ging, lächelte nur milde. Der vorhergegangene Nachmittag war ereignisreich gewesen. Sobald Magnus zu wissen geglaubt hatte, wer die Kiste verflucht hatte, hatte er einen Haufen Feuerbotschaften verschickt. Alec hatte Simon zugemurmelt, er glaube, Magnus würde mindestens die Hälfte davon einfach nur zum Spaß anzünden. Im Laufe des Abends, den sie im Brooklyn House verbracht hatten, waren die Antworten eingetrudelt. Schließlich, gegen neun Uhr abends, hatte Magnus verkündet, er wisse jetzt, was zu tun wäre - und eine Liste mit den verrücktesten Dingen aufgezählt. Nicht, dass Simon von einem Hexenmeister etwas anderes erwartet hätte, aber die waren selbst für Magnus-Verhältnisse verrückt gewesen. Dann hatte er allerdings erklärt, dass Sir Percival diese dreizehn Zutaten nicht zufällig gewählt hatte: zwölf davon hatten alle mit der Hexenmeisterin Lily, für die die Kiste bestimmt gewesen war, und ihrem Leben zu tun. Die dreizehnte wäre ein Haar der Person, die die Kiste geöffnet hatte. Danach hatten sie sich in elf Zweier- und ein Pinguinteam aufgeteilt und waren an diesem Morgen aufgebrochen, um die Zutaten zu besorgen. Hearthstone und Halbgeboren waren zurückgeblieben, um alles vorzubereiten. So ging Simon also nun mit Walt durch Brooklyn. Er musste zugeben, am Anfang hatte Walt ihm ein wenig Angst eingejagt, groß und muskulös wie er war, doch er schien ein wirklich netter Kerl zu sein. Ihre Aufgabe war es, eine Abbey-Road-Schalplatte zu suchen. Lily war wohl ein Beatles-Fan. Zum Glück kannte Simon einen Plattenladen in der Gegend, zu dem sie nun unterwegs waren.
Der Laden war vollgestopft mit allem, was man sich an Tonträgern vorstellen konnte: CDs, Schallplatten, Kasetten, Tonbänder und Spieluhren in Kisten, Regalen und Stapeln. Sogar ein paar Grammophone standen herum. Aus einem Lautspecher tönte (I Cant Get No) Satisfaction von den Rolling Stones . Das biss sich wunderbar mit Mozarts Kleiner Nachtmusik, die aus einer anderen Ecke des Ladens erklang. Walt und Simon suchten und fanden den Verkaufstresen, doch dahinter stand niemand. "Hallo?", rief Simon in den Laden hinein.
Keine Antwort. Er versuchte es nocheinmal, lauter. "Halloohooo?"
Noch immer keine Antwort. Er sah sich hilfesuchend nach Walt um. Der zuckte nur mit den Schultern. "Dann suchen wir die Platte eben selber. Abbey Road? Von den Beatles?"
"Genau. Sollte unverkennbar sein, vier Typen die über einen Zebrastreifen gehen, das Bild kennt jeder."
Walt nickte. "Da drüben sind Schallplatten, schauen wir mal da."
Sie wühlten sich durch die Platten, fanden allerdings keine einzige Beatles-Platte. Der Zweiklang aus Satisfaction und der Kleinen Nachtmusik war abgeklungen und durch einen aus Frank Sinatras My Way und Brahms Ungarischem Tanz Nr. 5 ersetzt worden. "Dann gehen wir tiefer in den Laden", meinte Walt und ging auch schon voraus. Der hintere Teil des Ladens bestand aus Regalreihen, die nach Jahrzehnten geordnet waren. Sie standen aber gerade mitten in den 1870ern. "Hier sind wir falsch", stellte Simon fest. Sie versuchten es mit der nächsten Regalreihe. Hier waren die 1990er. Walt stöhnte auf. "Ich fürchte, es gibt hier keine richtige Ordnung. Außerdem, von wann ist Abbey Road überhaupt?"
Simon überlegte. "Das müssen die 60er gewesen sein. 1960er, natürlich."
Walt nickte. "Na, dann suchen wir die mal."Das war einfacher gesagt als getan. Nach einer Weile brummte Simons Kopf von der nicht zusammenpassenden Musik im Hintergrund und den unendlich vielen Tonträgern im Vordergrund. Er stöhnte und rieb sich die Schläfen. Im Moment standen sie in den 1610ern. "Dieser Laden muss unendlich groß sein", jammerte er.
Walt blieb abrupt stehen. "Was denn", fragte Simon gequält.
"Was, wenn du recht hast?", fragte Walt vorsichtig. "Was, wenn der Laden unendlich groß ist?"
Ein Schauer lief über Simons Rücken. "Ach du..." Er biss sich auf die Unterlippe und sah Walt ängstlich an. "Wir kommen hier nie mehr raus", hauchte er.
Walt schüttelte entschieden den Kopf. "Ruhe bewahren. Wir suchen erstmal die Platte, dann schauen wir weiter."
Simon nickte und schluckte seine Panik hinunter.
Wenig später hatten sie tatsächlich den richtigen Gang gefunden. Mit vor Freude zittrigen Fingern zog Simon die Platte aus dem Regal und betrachtete erleichtert das Cover. Das war sie. Abbey Road. Als hätte der Laden auf genau diesen Moment gewartet, begann es plötzlich, Come Together zu spielen. Simon horchte auf. "Moment mal", er drehte sich zu Walt um. "Das ist von den Beatles. Und es ist auf Abbey Road. Und... die andere Musik ist weg." Und dann brach die Hölle los.Simon hatte keine Ahnung, wo die Wellensittiche plötzlich hergekommen waren, aber sie zogen jetzt an seinen Haaren und pickten nach ihm. Er versuchte, sie mit den Händen abzuwehren, aber es waren einfach zu viele. "Come Together! Right Now!", sangen die Beatles fröhlich im Hintergrund.
"Lauf!", rief Walt Simon zu.
Gemeinsam rannten sie durch die Gänge, gefolgt von dem Geschwader Wellensittiche. Verzweifelt versuchten sie, den Ausgang zu finden, aber es sah einfach alles gleich aus. Es war wie ein Labyrinth. Walt riss eine der Platten aus einem Regal und schützte seinen Kopf damit vor den Wellensittichen. Simon tat es ihm gleich. Nach einer Weile war das Lied vorbei und das nächste begann. Plötzlich waren die Wellensittiche verschwunden. "Was ist das für ein Lied?", fragte Walt.
Simon hörte angestrengt zu. "Octopus's Garden."
"Scheint nichts für Vögel zu sein."
Simon lachte auf. Doch genau in dem Moment tauchte etwas am Ende des Ganges, auf dem sie waren, auf: Ein Oktopus. "Ernsthaft?", rief Simon. "Das ist unrealistisch."
Doch niemand hörte ihm zu. Der Oktopus kam auf sie zu. Simon hatte keine Ahnung, was er vorhatte, aber etwas sagte ihm, dass er sie definitiv nicht in seinen Garten einladen wollte. Er stolperte zurück. Walt hingegen zog die Platte, die er vorhin als Wellensittichschutz benutzt hatte aus der Hülle. Er zielte damit und warf sie wie ein Frisbee. Mit einem hässlichen Geräusch blieb sie in dem Oktopus stecken, der in sich zusammensackte und verschwand. "Los, weiter!", rief Walt.
Sie liefen durch die Gänge, nun endlich ungehindert, und Octopus's Garden klang aus. Stattdessen lief nun Here Comes The Sun. "Das klingt nach einem guten Zeichen!", rief Walt.
Und tatsächlich. Vor ihnen sahen sie die Sonne durch das Schaufenster in den Laden fallen. Keuchend kamen sie am Tresen an, hinter dem noch immer niemand stand. Walt knallte einen Geldschein darauf, dann rannten sie aus dem Laden. Kaum, dass sie den Laden verlassen hatten, fiel er plötzlich in sich selbst zusammen. Zurück blieb ein leeres Grundstück. Keuchend starrten die beiden Jungen auf ein Schild, das plötzlich vor ihnen aufgetaucht war. "Hier entsteht neuer Wohnraum. Für weitere Informationen kontaktieren Sie Paul Beat Immobilien." Simon lachte ungläubig auf. Er tauschte einen Blick mit Walt und plötzlich brachen sie in lautes Gelächter aus. Das war einfach alles zu verrückt. Als sie sich wieder einigermaßen eingekriegt hatten, keuchte Simon. "Aber wir haben's geschafft! Wir haben die Platte!" Grinsend klatschten sie sich ab.Ja, Wahnsinn. Ein pünktliches Update. Und noch unglaublicher: Ich habe einen vollständig ausgearbeiteten Plan für die restliche Gecshichte, die aller Voraussicht nach noch etwa 15 Kapitel haben wird! Yay!
Eure
Luna_Levesque
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New York
FanfictionNew York, die Stadt, die nie schläft. Und ein besonderer Magnet für das Übernatürliche. Wieso das so ist, weiß niemand, doch eines steht fest: Eine neue Gefahr breitet sich über der Stadt aus wie ein Schatten und diesmal sind alle heldenhaften und w...