26| Eine haarsträubende Geschichte

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"Also, was sagt dieses Wookiepedia über Five Points?"
"Wikipedia. Wookiepedia hat mit Star Wars zu tun."
"War das das mit dem Raumschiff, wo sie alle bunte Uniformen tragen?"
"Ich schätze, du meinst Star Trek. Nein, Star Wars war das mit den Lichtschwertern. Aber ich sehe, Leo ist fleißig dabei, dich in die Popkultur einzuführen."
Calypso grinste. "Er gibt sich größte Mühe. Also, was ist Five Points?"
Pipers Blick wanderte zurück auf den Computerbildschirm. Als sie beide von ihrem Auftrag verwirrt gewesen waren, hatte sie beschlossen, in ein Internetcafé zu gehen, um Recherchen anzustellen. "Also, was ich hier so lese, ist es ein Viertel in Lower Manhattan, das im 19. Jahrhundert ein Armenviertel war. Unsere gute Lily kommt also aus keinen sehr tollen Verhältnissen."
"Ja, alles sehr spannend, aber finden wir hin? Und vor allem, wie kriegen wir dort Erde? Diese Städte sind doch alle so zuasphaltiert, dass nur Löwenzähne vielleicht eine Chance haben, Erde zu finden."
"Lass mich sehen... Okay, heute ist dort Chinatown und es gibt ein paar Parks. Wir könnten es mit dem Columbus Park versuchen, da muss doch sicher irgendwo ein Fleckchen Erde sein."
"Gut. Aber wohin tun wir die Erde dann?"
"Ich würde sagen, wir schneien davor in irgendeinen Supermarkt oder so, die haben doch sicher irgendein Gefäß."

Nicht viel später betraten die beiden Mädchen, bewaffnet mit einem Spielzeugeimer und einer Spielzeugschaufel, wie sie Kleinkinder in der Sandkiste benutzten, den Columbus Park. Es war viel los. Ein paar Teenager spielten Basketball, einige alte Leute saßen auf den Parkbänken beisammen und Eltern beobachteten ihre Kinder, die auf einem Klettergerüst herumturnten. Pipers Meinung nach war es ein recht durchschnittlicher kleiner Park. Calypso sah sich allerdings mit vor Entsetzen geweiteten Augen um. "Das nennen die einen Park? Hier ist doch auch alles zuasphaltiert! Der einzige Unterschied sind diese paar armen Bäume!"
"Ja, danke, endlich mal eine, die es versteht."
Die beiden Mädchen wirbelten herum. Vor ihnen stand eine Dryade. Sie sah müde aus und ihre dunklen Haare hingen schlaff und ungepflegt in ihr Gesicht. "Aber diese Menschen denken, ein kleines Quadrat Erde reicht für eine Platane. Hi, übrigens, ich bin Plane Tree!"
"Hi", grüßten Piper und Calypso zurück.
"Was verschlägt zwei Halbgötter, oder was immer ihr sein mögt, in den Columbus Park?"
"Nymphe und Halbgöttin", stellte Piper klar. "Aber woher weißt du das?"
"Intuition. Man merkt euch einfach an, dass ihr keine Sterblichen seid. Aber ihr habt meine Frage nicht beantwortet."
"Ein Auftrag", erklärte Calypso. "Wir müssen ein wenig Erde aus Five Points besorgen."
"Five Points?"
"Ein Armenviertel, das hier mal war."
"Und warum braucht ihr Erde von da."
"Willst du die ganze Geschichte oder eine Kurzfassung hören?"
"Die ganze Geschichte. Hier passiert eh nie etwas. Kommt, wir setzen uns da drüben auf die Bank."
Gesagt, getan. "Also", begann Piper. "Es hat damit begonnen, dass nordische Halbgötter zu Besuch nach Camp Half-Blood gekommen sind."
"Wurde aber auch mal Zeit."
"Warte, du wusstest, dass es nordische Halbgötter gibt?"
"Natürlich. Nordische, griechische, römische. Ägyptische Magier, Schattenjäger, Werwölfe, Vampire, Hexenmeister, Feen, Pinguinagenten, mutierte Ninjaschildkröten, als Baum lernt man sie alle irgendwann kennen."
"Oh, okay. Na ja, also die Norden sind zu Besuch gekommen. Und als sie dann in die Stadt sind und Sight Seeing gemacht haben, sind sie ins Natural History Museum gekommen-"
"Cool, haben sie die lebendigen Ausstellungsstücke gesehen?"
"Woher weiß eine Dryade sowas?"
"Insiderquellen. Betrunkene Satyrn sind sehr gesprächig."
"Verstehe. Ja, sie haben die lebendigen Ausstellungsstücke gesehen. Aber leider auch eine rätselhafte Kiste, die eine von ihnen geöffnet hat und die allerlei Monster auf New York losgelassen hat."
"Oh, ja, ein paar von denen habe ich mitbekommen."
"Das gute an denen war, dass wir dadurch Unterstützung der Ägypter und Pinguine bekommen haben. Und nachdem wir ganz New York nach Monstern abgesucht haben, haben wir auch zwei Vampire, zwei Schattenjäger, eine Werwölfin und einen Hexenmeister getroffen. Und dieser Hexenmeister hat schlussendlich die Lösung für das Kistenproblem gefunden-"
"Oh! Oh! Welcher Hexenmeister war es?"
"Äh, Magnus Bane?"
"Magnus Bane? Der Magnus Bane?"
"Ist der denn so bekannt?"
"Machst du Witze? Der Mann ist fast schon eine Urban Legend! Wahnsinn, der echte Magnus Bane!"
"Ja, jedenfalls hat er herausgefunden, dass die Kiste eigentlich als Scherzgeschenk von einem anderen Hexenmeister an eine Hexenmeisterin war und dass wir um den Fluch zu brechen dreizehn Zutaten brauchen, die alle mit ihr zu tun haben."
"Wie cool. Und Erde aus Five Points hat welche Verbindung mit ihr?"
"Sie ist dort geboren worden."
"Fantastisch. Na ja, für diese grandiose Geschichte dürft ihr natürlich gerne ein bisschen Erde mitnehmen. Sie ist eh viel zu nährstoffarm!"

Sofort machten sich die beiden Mädchen daran, mit ihrer Spielzeugschaufel Erde von unter einem der Bäume in ihren Spielzeugeimer zu füllen. Einige Leute warfen ihnen seltsame Blicke zu, aber Plane Tree streckte allen von ihnen die Zunge heraus, so dass sie schnell wieder wegsahen. Als sie genug Erde hatten, verabschiedeten sie sich von der Dryade und machten sich auf den Weg zurück nach Brooklyn. "Kommt vorbei, wenn ihr wieder eine haarsträubende Geschichte auf Lager habt!", rief Plane Tree ihnen zum Abschied zu.

So! Hier der - etwas verspätete - Anfang der Lesenacht! Ich dachte mir, eine kleine Wiederholung der Geschehnisse ist doch gut :)
Eure
Luna_Levesque

New YorkWo Geschichten leben. Entdecke jetzt