5| Auf großem Fuß

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Eigentlich hatte Leo von diesem Tag nichts besonderes erwartet. Nachdem die Einherje gegangen waren, war es ein ganz gewöhnlicher Tag im Camp gewesen. Nach dem Training hatte Leo den Stolls geholfen, ihren neuesten Streich vorzubereiten, dann hatten sie zu Abend gegessen. Als sie dann zusammen am Lagerfeuer saßen, passierte es. Aus dem Wald war plötzlich ein lautes Rascheln und Knacken zu hören.
"Wenn das Connor und Travis sind...", murmelte Calypso.
"Nein, die sitzen da drüben", meinte Leo und deutete auf die Brüder, die miteinander flüsterten und zwar nicht sonderlich vertrauenerweckend aber doch sehr anwesend wirkten.
"Dann will ich lieber nicht wissen, was es ist", meinte Piper, zückte aber sicherheitshalber Katoptris.
Sie vergaßen wieder auf das Rascheln, als das nächste Lied angestimmt wurde. Plötzlich war ein Brüllen zu hören. Die Halbgötter verstummten. Kurz herrschte Stille, dann brach ein Monster aus dem Gebüsch. Chaos brach aus, als alle am Lagerfeuer gleichzeitig aufzustehen und/oder ihre Waffen zu ziehen versuchten. Weder Chiron noch Mr D waren da, um für Ordnung zu sorgen - obwohl das letzterem wahrscheinlich eh nicht gelungen wäre - und so wusste niemand genau, was man tun sollte. "Echt jetzt?" Piper hatte sich aus der Menge gelöst und stand vor dem Lagerfeuer, was ziemlich cool aussah, da die Flammen tanzende Schatten auf sie warfen. Sie ließ den Blick durch die Runde schweifen und schüttelte den Kopf. "Da ist ein MONSTER! Ihr wisst, was zu tun ist! Wir töten es! Habt ihr nichts gelernt? Haben nicht die meisten von euch auf der Straße gegen Monster kämpfen müssen? Allein? Habt nicht viele von euch sowohl den Krieg gegen Kronos als auch den gegen Gaia überlebt?"
Beschämtes Murmeln ging durch die Menge.
"Na eben! Also, Halbgötter! Dieses Monster gehört uns!"
Und mit einem kampflustigen Grölen liefen sie zum Wald hinunter. Das Monster stand nun außerhalb der Bäume, doch es war zu dunkel, um es wirklich zu erkennen. "Leo, Licht", rief Piper. Sie schien beschlossen zu haben, dass sie das Kommando übernehmen sollte - und das hatte sie drauf.
Leo seufzte innerlich beim Gedanken daran, dass seine Klamotten nicht feuerfest waren, ging aber dann trotzdem in Flammen auf. Im zuckend roten Licht des Feuers wurde das Monster sichtbar. Es sah humanoid aus, aber es war größer, haariger und vor allem großfüßiger als ein Mensch.
"Was zum Hades ist das?", fragte jemand.
"Bigfoot", sagte Leo und meinte es als Scherz, doch bei genauerer Betrachtung war das nicht einmal unrealistisch. Groß, haarig und großfüßig waren doch typische Bigfoot-Eigenschaften.
Das Monster brüllte erneut und hieb mit der Hand nach den vordersten Halbgöttern, wohlbedacht, sich nicht an Leo zu verbrennen. "Töten?", fragte Will.
Niemand schien ihm antworten zu wollen. Hatte das Monster ihnen etwas getan? Wie auf's Stichwort trat es einen Schritt vor und packte den Erstbesten Halbgott. Das war, wohl zum Pech des Bigfoots, Nico di Angelo. Der Sohn des Hades lief blau an, während der Bigfoot ihm mit eiserner Faust die Luft abschnürte, und strampelte wütend mit den Füßen. Jetzt war die Entscheidung gefallen, vor allem für Will. Er war unbewaffnet, borgte sich aber einfach ein Schwert aus und rannte auf das Monster zu, um ihm die Klinge in den Bauch zu bohren. Sofort ließ der Bigfoot Nico mit einem Schmerzensschrei fallen. Der Sohn des Hades plumpste hustend und röchelnd zu Boden, wurde aber sofort von Will aus dem Weg gezerrt. Die anderen Halbgötter warfen sich grölend ins Getümmel. Pfeile, Schwerter, Dolche. Alles mögliche traf den Bigfoot. Der schlug sich tapfer. Er hatte das Schwert aus seinem Bauch gezogen und fuchtelte damit, um die Halbgötter auf Abstand zu halten. Beängstigenderweise hatte er begonnen, zu heilen. Leo begann, ihn mit Feuerbällen zu bewerfen, denen er allerdings leichter als erwartet auswich. Es war ein Hin und Her. Die Verletzungen des Bigfoots heilten schnell und es hatte bereits eine Tochter des Hermes und einen Sohn des Ares mit dem Schwert erwischt. Es war klar, dass sie irgendetwas brauchten, um es endgültig zu besiegen. Und so wie es aussah, kam dieses Etwas gerade den Hügel hinunter. "Sie sind wieder da!", rief Jason.
Nico, der seit zehn Minuten beteuerte, es ginge im gut, aber von Will vom Kämpfen abgehalten wurde, sprang auf und lief den Einherje entgegen.

Kurz darauf waren sie um acht Leute stärker. Und, vor allem, um Expandoenten. Wie es aussah, hatte das Monster eine Abneigung gegen Dinge, die auf es zufolge und unerwartet größer wurden. Auch Jack, Magnus' sprechendes Schwert, machte einen großen Unterschied. Er sang fröhlich "This Girl Is On Fire". Leo war bewusst, dass er wohl der Auslöser dafür war. Immerhin stand er noch immer da, nur in Boxershorts und Chucks, und brannte. Doch den Sieg verdankten sie schlussendlich nur einem goldenen Tonschneider. Seit gestern hatte sich Leo gefragt, was es wohl mit dem Draht an Alex' Gürtel auf sich hatte und nun bekam er die Antwort. Kaum, dass sie sich in den Kampf geworfen hatte, nahm sie ihn in die Hand. Offensichtlich hatte er an beiden Enden einen Griff. Nun schlängelte sie sich durch die Menge, schlich sich von hinten an den Bigfoot heran - und sprang ihm auf den Rücken. Sie verhakte ihre Beine unter seinem Kinn. Während er noch versuchte, sie abzuschüttelten, legte sie den Draht um seinen Hals und schnürte ihm die Luft ab, wie er es vorhin bei Nico getan hatte. Sie ließ nicht locker, bis er zu Boden sackte. Dann kletterte sie von der Leiche und grinste den Campern triumphierend zu. "Das ist mein Mädchen", meinte Magnus, der neben Leo stand und von einem Ohr zum anderen strahlte. "Du meinst, dein Junge", korrigierte Alex ihn und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen.
"Hä?", fragte Leo irritiert.
"Ich bin genderfluid. Mal so mal so. Und jetzt eben männlich", erklärte Alex schulterzuckend.
"Ach so." Leo nickte.
"Hey, Camper!", rief Piper. "Cool, wie wir gegen das Monster gekämpft haben! Danke für's Helfen an unsere Bostoner Gäste! Und jetzt husch, husch, ab in die Federn."
Das ließen sie sich nicht zweimal sagen. Als Leo an diesem Abend neben Calypso einschlief, hielt er die Gefahr für gebannt. Wie sehr er sich doch irrte...

Wieso ich so früh update? Nun, ich bin krank und sonst vergesse ich es noch. Ich kann mich nicht mehr erinnern, ob ich hier drübergelesen habe, also tut mir leid für etwaige Fehler. Ich leg mich dann mal hin.
Eure
Luna_Levesque

New YorkWo Geschichten leben. Entdecke jetzt