Irgendwann musste die zukünftige Königin sich doch geschlagen geben. Hunger und Durst haben sie übermannt. Also musste sie sich wohl oder übel dazu herablassen, Anné nach etwas essbarem sowie Trinkbaren zu fragen, was ihr schon wie ein betteln gleich kam. Sich vor niederen Piraten unterwerfen. Ausgerechnet sie! Eine hohe Person in der Englischen Machtstruktur! Soweit ist es schon gekommen... "Weise, dass ihr euch dazu entschieden habt, Elisabeth. Wirklich sehr klug. Wir sehen zwar so nicht aus, aber wir können dennoch angenehme Speisen zubereiten. Vielleicht nicht so edel wie in den Speisekammern des Königshauses, aber für die See ist dies dennoch ein wahrer Luxus." In der Kapitänskajüte sitzen sich die beiden zwanghaften Mitbewohner Anné und Elisabeth gegenüber. Zum Glück nicht nebeneinander, sonst hätte vermutlich jemand ganz bestimmtes einer gewissen Piratenfrau die Augen mit einer Gabel ausgestochen. "Mögt ihr Wein? Ich habe welche aus Spanien hier. Halbtrocken glaube ich." Anné's Gast zeigt sich wenig froh und zieht weiter ein Gesicht, als hätte man England zerstört und ihre Mutter vor ihren Augen ausgeweidet. "Wenn ihr so weiter macht, kommt ihr im Leben nicht weit, Elisabeth. Überlegt euch gut, wie ihr interagiert mit Leuten, die euch aufnehmen, anstatt sie unter Deck zu foltern oder der Mannschaft für niedere Gelüste zu überlassen." Das Gesicht der Gefangenen an Bord der Flying Dutchman verbessert sich keineswegs zum positiven, eher zum Gegenteil. Gerade als sie eine Beleidigung auf gehobener Sprache loswerden möchte, betritt irgendein Mann den Raum. Etwas schäbig, mehrere Narben im Gesicht, hochgewachsen aber dünn wie ein Spargel. "Wie ihr gewünscht habt Kapitän, bringe ich euch Fisch." Allerdings keinen rohen Fisch, sondern perfekt zubereitet. Keine Gräten, keine Augen mehr, ganz wie im Palast zubereitet. Dazu scheint es ein paar Gemüsesorten zu geben und eine kleine Soé mit Dill über dem Fisch. Mehrere Krüge Wasser werden bereitgestellt, die wohl auch mehrere Tage reichen könnten. Schnell entfernt er sich wieder, als er einen Dankesgruß von seiner Kapitänin erhalten hat und lässt die beiden allein. Edles Silberbesteck liegt für Elisabeth parat. Der Duft von frisch zubereiten Fisch steigt in ihre Nase und lässt ihr nicht nur sprichwörtlich das Wasser im Mund zusammen laufen. Zeitgleich fängt auch ihr Magen zu knurren an. Es ist über einen Tag her, dass sie etwas gegessen oder getrunken hatte, weshalb auch ihr Körper langsam den Bedürfnissen nachgibt. Wobei sie über das Bedürfniss Toilette gar nicht mehr nachdenken will. Furchtbar auf See. Es wird von der Mannschaft gereinigt und nur sie und Anné benutzen es. Aber dennoch sehnt sie sich nach ihrem Luxus zu Hause und nicht nach dieser ekelhaften Verrichtung auf einer geteilten Toilette. Wer weiß, welche Krankheiten die Kapitänin mit sich herumschleppt. "Esst ihr nichts, Anné", fragt Elisabeth schnell nach, bevor sie wieder Gedankenlesetricks ausgesetzt wird und sich über Körpferpflege und Hygiene unterhalten muss. Scheinbar funktioniert es oder Madame Shanel geht nicht auf die Gedanken ein, welche so im Kopf der Kronerbin schweben. "Ich esse nichts. Ein weiteres Geheimnis, dass ich mit mir trage und nicht beantworten werde." Damit muss sich Elisabeth wohl zufrieden geben, wobei ihr das nicht wirklich passt. Aber wie sie schon des Öfteren feststellen musste, ist es ein sinnloses Unterfangen, Informationen aus dieser geheimnisvollen Frau herausquetschen zu wollen. So nimmt sie sich also Messer und Gabel. Sie schneidet die kleinen Fischfleischstücke zurecht und isst diese dann. "Wie vornehm. Die Stücke dürfen ja nicht zu groß sein, damit man nicht zu gierig wird und sein Gesicht vor den anderen Herrschaften wahrt. Ich bedauere euch, Elisabeth. Ihr wurdet zu einer Königin erzogen, benehmt euch nach diesen Regeln, aber schreit nach Freiheit und seid unfähig, diesem Prozess zu entkommen." Nicht darauf eingehen, spricht Elisabeth mit sich selbst. Die Nase hat sie definitiv gestrichen voll von diesen moralischen Reden und Tugenden oder was auch immer ihr da erzählt wird. Diese Frau geht ihr mittlerweile auf die Nerven und dies sehr massiv. So massiv, dass sie eine ganze englische Flotte auf Anné hetzen würde, damit man ihr endlich mal das reden verbietet. "Schon gut, Elisabeth. Eines tages werdet ihr erkennen, was ihr seid und was ihr wirklich wollt. Bis dahin werde ich euch mit der Wahrheit und den Tatsachen konfrontieren, mit denen ich euch..." Die letzten Worte bekommt sie nicht mehr heraus. Das geworfene Messer steckt in ihrer linken Schulter. Anné hatte gar nicht wirklich wahrgenommen, dass Elisabeth ihre Beherrschung verliert und so weit gehen würde. Vielleicht aber auch deshalb nicht, weil sie ohnehin nicht sterben kann. "Eure königliche Hoheit. Mittlerweile müsstet ihr doch verstanden haben, dass ich nicht sterben kann. Was für eine Verschwendung." Das Messer zieht sie aus ihrer Schulter heraus und legt es einfach blutverschmiert auf den Tisch. "Aus eurer Wunde läuft gar kein Blut, Anné. Wie kommt es?" Die folgende Antwort hätte sie eigentlich erwarten müssen. "Das bleibt Geheim, Elisabeth. Spart euch weitere Mordversuche, den selbst Schlaf benötige ich nicht." Und wieder werden sie beide unterbrochen. Der gleiche Kerl, der Elisabeth das Essen brachte, kommt in die Kaüitänskajüte. "Ich will hoffen, dass die Störung gerechtfertig ist. Du kennst die Regeln. Niemand hat Zutritt, es sei den, ich gestatte es ausdrücklich oder es ist ein absoluter Notfall. Also? Was ist es wert, Elisabeth und mich zu stören?" Sofort scheint der Mann eingeschüchtert, trägt aber sein Anliegen vor. "I-ich muss euch mitteilen, dass wir wie gewünscht, dass Schiff von Blackbeard gefunden haben. Wir erwarten eure Befehle, Kapitän." Elisabeth lässt ihre Gabel fallen und der Angriff gerade scheint wie die Verletzung, welche nicht blutet vergessen. "Edward Teach? Ich dachte, er agiere nur in Westindischen Gewässern?" Von ihm hatte Elisabeth einiges gehört. Das meiste ist allerdings eher weniger Vorteilhaft gewesen. Berüchtigt ist er dennoch für seine Überfälle und Raubzüge auf Schiffe und ähnliches. "Er ist gefährlich, tötet, mordet und wie alle Piraten der Welt haben sie Rückzugsorte und Verstecke. Ein Glück, dass wir ihn hier gefunden haben." Anné erhebt sich und blickt zu Elisabeth. "Bereit für eine Begegnung mit dem Mann, den ihr Blackbeard nennt? Den heute werden wir ihn auf den Grund des Meeres schicken."
DU LIEST GERADE
Der Schrecken der Karibik | girlxgirl
FantasyWenn der Nebel über der Karibik aufzieht, ist der Tod nah. Kein Licht lässt den Nebel aufklaren, kein Schrei dringt heraus und jede Hilfe wird zu spät sein. Willkommen auf der Flying Dutchman. Piraten siedeln sich zunehmend in der Karibik an, vor al...