Der Kuss der beiden währt noch immer. Feucht, brennendes Verlangen in welchem selbst Anné alles vergisst und fallen lässt. Die Crew der Dutchman mordet und tötet und die Kanonenkugeln des Nebelschiffes versenken ein englisches Boot nach dem anderen. Teilweise besetzt die Crew der Dutchman englische Schiffe und feuert aus allen Rohren auf die Schiffe Englands. Teleportation, Unsterblichkeit und Telepathie vereinen alle Männer des Seelenkahns. In Kombination mit dem dichten, dicken Nebel fallen alle dem Schrecken der Karibik zum Opfer. "Es tut mir so leid, Anné", flüstert Elisabeth nach dem Kuss leise zu ihr. Die Kornerbin hatte zwar immer eine gesunde Gesichtsfarbe, aber durch den Kuss ist sie jetzt knallrot. Oder spielt noch ein anderer Faktor hinein als Ursache für die Gesichtsfarbe? "Ich bin es, die um Vergebung bitten muss, Prinzessin." Diesen Spitznamen würde Elisabeth wohl ewig behalten, egal in welcher Beziehung sie sich zu dem Kapitän befindet. "Meine Persönlichkeit ist leider so gestrickt, dass ich euch ungewollt verletzt habe. Verzeiht mir bitte." Elisabeth lächelt nur auf und streicht mit ihrer rechten Hand über die kühle, blasse Wange des Kapitäns der Flying Dutchman. "Sprechen wir uns doch bitte persönlicher an, Anné. Ich will dich nicht wie eine Dame auf einem hohen Thron ansprechen. So möchte ich schließlich auch nicht angesprochen werden, verstehst du?" Anné ist zwar nicht hypnotisiert, aber deutlich auf die junge Frau vor sich fixiert. Da ohnehin keine Bedrohung mehr durch den Commodore herrscht, kann sie den Rest ganz ihrer Crew überlassen. "Wenn du es wünschst, Elisabeth."
Sehr zur Verwirrung von Anné's, lacht Elisabeth leise auf in einer Mischung aus Freude, Glück. "Es gibt kein ich und kein du. Es gibt lediglich ein Wir", flüstert die junge Prinzessin, ehe sie erneut ihre Lippen mit denen der blassen Frau vereint.
"RÜCKZUG", brüllt ein englischer Offizier, ehe schon eine Klinge durch seinen Hals gebohrt wird. Gurgelnd geht er zu Boden und erstickt an seinem eigenen Blut, welches sich seinen Weg in die Lunge bahnt. Tatsächlich haben einige Schiffe den Kurs nach England fortgesetzt, doch ist es eine absolut geringe Anzahl. Zwei Schiffe der ehemaligen Flotte des Commodore konnten in dem Chaos des Tötens entkommen. Das erste Mal zeigte sich England in der Karibik, dass Technik und Überzahl von Einheiten gegenüber dem Gegner nicht ausreichen. Auf den dichten Nebel und Unsterbliche waren sie weder vorberteitet noch trainiert, was auch die Befehlskette Stück für Stück zerbrochen hat. "Scheiße. Tony? Was machen wir jetzt?" Tony und sein Kumpel John sind die letzten Überlebenden auf dem Flaggschiff ihres Commodore und haben sich erfolgreich in einem Fischfass versteckt. Den Gestank nahmen die zwei gern an, um ihre Haut zu retten. "Das fragst du noch so dämlich? Wir setzen uns in ein Beiboot und rudern zur nächsten Insel. Es ist ein paar Meilen zwar, aber wir können es schaffen." Ohne auf eine Antwort von John zu warten, öffnet er den Deckel des Fischfasses und schaut vorsichtig nach draußen. Im Vorratsraum herrscht wie auf dem Schiff absolut tödliche Stille. Nur die Schreie und Kanonen in der ferne sind für die beiden zu vernehmen. "Ich glaube, sie sind fort." Beide unterhalten sich in einem leisen Ton miteinander und schlüpfen aus dem großen Fass. Da sie beide recht schlank gebaut sind, war es kein Problem, sich in das Fass zu quetschen... irgendwie. "Da lang, John. Komm schon! Lass deinen Kram in den Mannschaftsquartieren, sonst siehst du deine Frau und deine beiden Söhne nicht wieder!" John hatte ein Bild von seinem Sohn mitgenommen, welches er gezeichnet hatte. "Glück soll es dir bringen, auf dass du bald iweder zu Hause bist, Papi!" Er kann sich noch gut an die strahlenden Augen erinnern, sein Aussehen, seine Stimme. Es ist, als stünde er vor ihm. Er geht zusammen mit Tony durch den Bereich der Schiffsartillerie. Er will und darf nicht versagen, allein wegen seines Sohnes schon. Er hatte versprochen, zurückzukommen. Die zwei erklimmen die Stufen an Deck und schleichen sich schweigend zu den Beibooten. Gott sei dank sind diese komischen Leute der Flying Dutchman nicht mehr hier, sonst hätten sie ihr Testament schreiben können. Doch in dem Moment, in welchem John sich in das Beiboot setzen wollte, um sein Leben und das von Tony zu retten, zeigt er auf zwei küssende Personen. Er erkennt sie nicht genau, bis auf eine. Der Dreispitz, die Kleidung... die grob erkennbaren Umrisse deuten darauf, dass sie zu Anné Shanel passen. Er zückt leise mit Tony seine Pistole, der die Stumme Botschaft verstanden hatte. Wenn sie Anné den Schädel wegpusten, wären sie nicht nur Helden, sondern könnten unzählige Leben in der Zukunft retten.
Überglücklich schlingt Elisabeth ihre Beine um Anné, um von ihr getragen zu werden. Die Arme wirft sie um die Schultern, um über den Rücken, also die Uniform zu streicheln. Wie sehr hatte sie sich danach gesehnt, diese Frau zu berühren? Wie sehr hatte sie geweint und gelitten, sich versteckt und alles verflucht? Endlich hatte sie Anné gefunden und ihre Antwort. Macht war ihr egal. Reichtum war ihr egal. Der Mann ihrer angeblichen Träume war ihr egal. Alles, was sie will, hat sie hier. Die See, die Flying Dutchman, Anné, ein freies Leben. Aus Instinkt dreht sich Anné im Kreis. Dadurch fühlt sich Elisabeth wie eine wahre Prinzessin auf einer Hochzeit. Wunderschön, gehalten und im Namen der Liebe verwöhnt. Die Burtalität und das Abschlachten der englischen Besatzung stört sie keineswegs. Sie sind ohnehin nur Schachfiguren englischer Macht. Wäre sie Königin geworden, hätte sie sich einen Dreck um jeden einzelnen gescher, sondern nach Herrschaft gestrebt. Der romantische Kuss wir begleitet durch Schüsse, welche näher klingen als die ursprünglichen. Doch das stört keinen der beiden. Doch mit einem Mal löst Elisabeth nicht nur den Kuss, sondern ihr ganzer Körper wirkt kraftlos, ohne Energie, ohne Leidenschaft. "Elisabeth? Ist alles..." Sie erblickt die Frau, welche sie geradeso in ihre Arme bringen konnte, ehe sie auf das Deck gekracht wäre. Die Piratenkleidung, welche Anné ihr geschenkt hatte, fühlte sich eigenartig an, so sah sie auch aus. Warm mit einem leichten Rotton. Der bekannte Geruch von Blut dringt in ihre Nase. Sofort wendet sie sich zu den beiden englischen Soldaten um, welche ihre Elisabeth erschossen haben. Es ist Jahre her, dass so viele Tränen in so kurzem Abstand vergossen hatte. Sie legt Elisabeth vorsichtig auf dem Deck der Flying Dutchman ab und geht langsam auf die beiden zu, welche es gewagt haben, Elisabeth zu erschießen. "DAFÜR WERDET IHR BEZAHLEN", brüllt sie unnatürlich laut. Der Donner kracht mit ihrer Stimme, obwohl es eigentlich keine Anzeichen gegeben hat. Das Meer fängt an zu Toben und ein riesiger Strudel beginnt sich aufzutun, welcher alle Schiffe, abgesehen von der Flying Dutchman in die Tiefe reißen will. Sie würde erst diese beiden abschlachten. Und dannach würde sie England eine Lektion erteilen, welche in die Geschichte eingehen wird.
Sie ist zerfressen von Schmerz. Sie hat das Gefühl, dass selbst die Dutchman samt allem Holz ein Lied der Trauer knarrt und auch alle Mitglieder der Dutchman spüren den Schmerz, der durch die Seele von Anné rast. "Eure Herzen werden am Altar meiner Göttin geopfert!"
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Der Schrecken der Karibik | girlxgirl
FantasyWenn der Nebel über der Karibik aufzieht, ist der Tod nah. Kein Licht lässt den Nebel aufklaren, kein Schrei dringt heraus und jede Hilfe wird zu spät sein. Willkommen auf der Flying Dutchman. Piraten siedeln sich zunehmend in der Karibik an, vor al...