Der Schrecken der Karibik - Kapitel 33

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Rasch öffnet sich die Tür des Garnisonskommandos. Die Aufmerksamen Wachen wenden sich direkt der öffnenden Tür zu, nur um eine Prinzessin zu erblicken, welche Totenbleich ist und aussieht, als hätte sie eine Höllennacht erlebt. "Hilfe", kommt nur aus ihrem Mund leise. Ihr ist anzusehen, dass sie leidet, Qualen erlebt hat. Die Blutbefleckte Klinge lässt sie fallen, nur um auf ihre Knie zusammenzusacken. "Um Gottes Willen, Prinzessin Elisabeth!" Sofort lassen die Soldaten ihre Gewehre fallen und eilen so rasch es geht auf die Prinzessin zu, um sie abzustützen, damit diese nicht fällt. "So sagt doch, was ist geschehen," reden sie eilig los und auch der Stab der Garnison wendet sich besorgt um. Das Königshaus ist so wertvoll für Engländer, sogar wertvoller als der Glaube an den allmächtigen Herr. "Piraten. Ich... habe diese Klinge zum Schutz an mich genommen. Ich... war spazieren... dann kamen sie im Schutz des Nebels", bringt sie schwach hervor und senkt den Blick gen Boden. "Piraten? Seid ihr euch sicher, Hoheit?" Auf die Frage eines höherrangigen Befehlshabers nickt sie schwach und kaum erkennbar, außer für scharfe Augen, die der Stab durchaus besitzt. "Und das im Schutz des Nebels, verdammte Dreckskerle. Dann haben sie irgendwie Fuß hierher gesetzt. Notfallplan Homeland. Los! Bewegung Soldaten!" Ohne ein salutieren oder ein Wort, dass sie den Befehl verstanden haben, schwärmen sie aus dem Gebäude. Zurück bleibt nur der Stab bestehend aus einem halben Dutzend Personen, zwei Soldaten, welche Elisabeth stützen. "Hier seid ihr in Sicherheit. Nichts kann euch hier passieren. Die Piraten müssten sich schon durch ein paar hundert vollausgebildete Soldaten schlagen, bevor sie uns erreichen und Hand an euch legen können. Wir beschützen euch. Aber bis die Gefahr gebannt ist, müssen wir sehr wachsam sein." Elisabeth nimmt diese Aufmunterung stumm hin und seufzt anschließend schwer aus. "Bitte. Ich möchte aufstehen. Allein", bittet sie in netter Stimme die Soldaten, welche dem Wunsch schnell nachkommen. Der Stab ist beschäftigt mit Plänen und Karten sowie einer strukturellen Umplanung der Verteidigungsmöglichkeiten. Elisabeth hat also genug Zeit, die Klinge zu nehmen, sich aufzurichten und den beiden Männern die Kehle rasch durchzuschneiden. Beide haben kaum Zeit zu reagieren. Der erste wird vollkommen überrascht und der Zweite glaubt kaum, was er da gesehen hat. Zu langsam war seine Informationsverarbeitung, zu langsam sein Gewissen, welches nicht wahrhaben wollte, dass die Erbfolge des Englischen Königreichs eine Mörderin ist oder gar eine Wahnsinnige. Der Stab richtet die Blicke zu Elisabeth und blickt sie mit großen und verängstigten Augen an. "P-Prinzessin? Was tut ihr da? Habt ihr den Verstand verloren?" Kein grinsen ist auf dem Gesicht der Prinzessin zu erblicken, sondern nur Zorn. Zorn, dass sie sich selbst ihr Leben nie aussuchen durfte. Jeder schrieb ihr vor, dass sie eine Prinzessin zu sein hat, Kleider tragen muss und einen Prinzen heiraten darf, um neue Kinder auszutragen, welche die Erbfolge fortsetzen. Es geht nur um den Erhalt der Macht innerhalb der Familie, die Fortsetzung eines Adelsgeschlechts. "Den Verstand hat nur verloren, wer das Geschenk der Freiheit nicht akzeptieren kann." Der Stab zieht die Degen mit dem Ziel, ihre Prinzessin zu entwaffnen und in eine Zelle zu sperren. Eine grausame Tat, aber dem Schutz der Allgemeinheit Willen und der Prinzessin ist diese harte Maßnahme nötig. Irgendwann könnte man sie von diesem Wahn befreien oder herausfinden, was genau den diese Gewalttätigkeit ausgelöst hat. Doch statt mit erhobener Waffe auf den Stab in der Überzahl zuzugehen, zückt die Prinzessin aus ihrer Kleidung eine Radschlosspistole hervor und richtet sie geladen auf den Stab. Ein kleines Lachen entkommt ihren Lippen. Es ist das Lachen einer Siegerin, welche über lange verhasste Feinde endlich triumphieren kann. Der erste Schuss knallt durch den Raum und trifft direkt einen des Stabs in den Hals, welcher röchelnd zur Seite kippt. "Nummer eins. Bleiben nur noch fünf."


Anné und ihre Männer morden sich durch den Hafen. Nur selten kommt es zu einzelnen Kämpfen und zu Duellen, aber selbst wenn es dazu kommt, könnte kein einziger der Dutchman versterben. Die meisten der Garnison scheinen nicht einmal zu begreifen, was passiert. Nur das Zentrum der Garnison ist in Aufruhr, aber komplett abgeriegelt durch die Männer Shanels. Es kann keine Information nach außen gelangen. Durch die Informationen von Elisabeth ist dies nur möglich, welche ab und an einen Blick auf solche Pläne geworfen hatte. Die Abläufe und der Aufbau sind generell immer die gleichen. Das Kunststück ist nur, dass man jedes einzelne Funktionsstück der Garnison geschickt voneinander isoliert. Die Männer, welche aus dem Garnisonskommando schwärmen, rennen in ihren schnellen Tod. Sie sterben leise und schnell und jene, welche weiter gelangen als vorhergesehen, fallen durch Wurfdolche. Ein Feind, der durch Nebel sehen kann und sich lautlos in jenem bewegt wie ein Tiger sich durch Geäst des Dschungels bewegen kann, ist nun einmal absolut überlegen und gnadenlos gegen das ahnungslose pflanzenfressende Tier, welches sich ab und an umsieht, aber niemanden erblicken kann. Anné hatte heute schon einiges an Blut gekostet und ihr Weg führt zum Garnisonsgebäude. Dort fühlt sie, dass tief verborgen unter der Erde hinter Schlössern etwas nach ihr ruft. Der Schatz, der Besitz der Meeresgöttin verlangt zurückzukehren zu ihrer Heimat. Entschlossen tritt sie auf die Garnisonstür zu und ersticht auf dem Weg dahin noch einen panischen Soldaten, welcher wortlos zur Seite kippt. Elisabeth müsste sich in dieser Zeit um den Stab gekümmert haben. Und Anné ist mehr als vorfreudig zu sehen, welches Massaker ihre Geliebte Elisabeth  angerichtet hat. Wenn dieser Feldzug in dieser Garnison vorrüber ist, würde sie diesen gebührend feiern. Und zwar auf ihre ganz eigene Art: Vereint.

Der Schrecken der Karibik | girlxgirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt