Immer dichter liegt der Nebel um die Garnison. Die Männer werden zunehmend unruhiger, Frauen und Kinder verstecken sich in den Häusern und blicken nicht hinaus. Das Gefühl einer unsichtbaren Gefahr lastet auf dem Gemüt eines jeden Einzelnen. Er ist recht dick und die Kanoniere auf der Mauer können nicht einmal mehr die Bucht erspähen. Fackeln wurden deshalb entzündet, um die Sicht zu erleichtern. Auch Jerry hält heute Wache bei den Kanonieren und ist gerade auf Patroille. Seinen Spitznamen hat er irgendwoher, so genau weiß er es nicht mehr. Seit etwa sechseinhalb Jahren dient er der englischen Krone mit Stolz und mit stets guter Laune. Er trällert bei Rundgängen immer das Lied Englands, die stolze und glorreiche Hymne einer großen Nation. Es hilft ihm, sich zu konzentrieren und seiner Aufgabe nachzugehen. Wache halten ist nicht unbedingt eine seiner Lieblingsbeschäftigungen, aber er versteht die Wichtigkeit, gerade in diesen stürmischen und unsicheren Zeiten. "Nanu? Hat jemand von euch Scherzbolden wieder die Feuer gelöscht? Haha." Vor zwei Wochen spielte man ihm einen kleinen Streich. Man löschte bei leichtem Nebel alle Feuer, um ihn etwas zu erschrecken. "Kommt schon! Das ist echt nicht witzig! Wir müssen auf unsere Posten bei diesem Nebel. Wir haben unsere Prinzessin zu beschützen!" Schritte im Nebel. Sie sind leichtfüßig, schnell. "Hallo? Thomas? Bist du das?" Langsam geht er in Richtung der Schritte. Er kennt jeden Stein dieser Garnison in und auswendig, aber das, worüber er beinahe gestolpert wäre kennt er nicht. Beinahe fällt er, doch kann er sich wieder fangen. Ein kurzer Fluch entkommt seinen Lippen, bevor er prüft, was den genau seinen Sturz beinahe verursacht hatte. Er tastet auf dem Boden wie ein Blinder umher, dann ertastet er etwas. Es fühlt sich an wie ein Gesicht, bedeckt mit etwas warmen und klebrigen. Ist das etwa Blut? Oder eine andere Substanz? Egal was es ist, er würde Alarm schlagen. Falls sich jemand auf der Insel versteckt und sie infiltriert, dann würde diese Person oder die Personen schneller gefunden werden, als selbst erwartet wird. Hinter ihm erneut Schritte, welche sich ihm langsam nähern. Er richtet sich auf und blickt in die Richtung, aus der die Geräusche kommen und ist mehr als überrascht, wen er vor sich stehen hat. "Hoheit? Was tut ihr hier? Ihr solltet lieber die Kaserne aufsuchen. Das ist aktuell der sicherste Ort für euch. Irgendwas gefährliches geht hier vor sich." Die Königin lächelt leicht auf und nickt dann. "Gefahr? Das glaube ich allerdings auch." Schon holt ihr Arm zu einem schnellen, aber kraftvollen Schwung aus. Völlig unerwartet und überrascht trifft die Klinge den Armen Jerry, welcher nur eine Aussage in seinen Augen stehen hat, als sein Lebenslicht erlischt: Warum?
Anné erblickt einen Kanonenschuss. Ein einzelner, welcher von den großen Kanonen der Garnison abgefeuert wird. Kein Licht brennt mehr auf der gefährlichen Mauer, wobei es ohnehin nie eine Gefahr gibt. Doch ein zerstückeltes Schiff samt Crew für eine gewisse Zeit kann sie dann doch nicht gebrauchen. "Dieses kleine Biest", murmelt Anné vor sich her, jedoch mit einem breiten Grinsen. "Ihr kennt eure Aufgabe. Los." Die Beiboote der Dutchman bewegen sich durch das Rudern der Besatzung still und leise gen Land. Ein paar bleiben zurück mit dem Befehl, jedes Boot und Schiff zu versenken, was fliehen oder zur Verstärkung kommen möchte. Der Kapitän selbst scheint sich auf dem Schiff in Luft aufzulösen und sich irgendwie am Hafen der Garnison wieder zu manifestieren. Im Schutz des dichten Nebels sieht sie sich um. Für sie ist der Nebel hell und klar wie ein Sonnenschein, wie auch für ihre Crew. Die englische Besatzung tappt stets im Dunkeln und selbst wenn sie neben einem der tapferen Männer stehen würde, dann würden diese nur den kühlen Atem des Kapitäns im Nacken spüren, ehe sich eine Klinge durch ihre Kehle schneidet und sie zum schweigen bringt. Kein Schrei könnten sie herausbringen und auch keine Warnung von sich geben. Die Beiboote haben die Besatzung über das Gewässer ab getragen und enthüllen nun ihre Ladung; Unsterbliche. Bewaffnet und bereit zu holen, was ihnen rechtmäßig laut Anné zusteht. Niemand hinterfragt. Es existiert nur der Wille Anné's, welche die Worte der Meeresgöttin nach außen trägt. Still und leise werden Waffen gezogen und die ersten Engländer sterben eines absolut lautlosen Tones. Anné mischt im geschehen mit und lässt ihren Degen Blut kosten. Hier draußen hatten sie mehr als leichtes Spiel mit den Besatzern. In den Gebäuden würde es zu kämpfen kommen, deutlich härteren. Es würden einige Dutzend, vielleicht noch zweihundert sein, welche sich ihnen mit Gewehren samt Bajonett ihnen entgegenstellen. Genüsslich schneidet Anné einem weiteren Mann die Kehle durch. Die See wird gefüttert mit endlosen Seelen seitdem Anné die Wässer der Karibik befährt. "Wir folgen weiter den Plan. Alle außen werden getötet. Lässt einen Mann leben, der verzweifelt und schwach ist." Ein weiteres Mitglied für ihre Crew könnte sie ohnehin immer gebrauchen. Im Schutz des Nebels schleichen die Männer und der Kapitän der Flying Dutchman auf die Garnison zu. Gezückte Klingen schleichen in der Nacht auf die nichtsahnenden Engländer zu. "Lässt das Schauspiel beginnen", flüstert Anné zu sich selbst.
Elisabeth's Klinge ist mit Blut überströmt. Ihr Blick ist kühl, mörderisch. Sie ist keine Meisterin im Kampf, aber ihr Ruf samt ihrer guten Schauspielkunst helfen ihr, einen raschen Vorteil zu gewinnen. Ihr Ziel ist klar und deutlich. Sie geht auf den Posten des Garnisonskommandos zu. Barfuß ebnet sie sich den Weg über den kalten Stein des Bodens. Krankheiten kann sie sich ohnehin nicht mehr holen, da sie tot ist, zumindest indirekt. Ihr Schicksal hatte sie akzeptiert, mehr als gut sogar. Die süßen, braunen Augen glitzern nicht vor Liebe, sondern sind beflügelt vom Rausch des Todes. Diese Macht, leben in den Händen zu halten ersetzt ihre ursprüngliche Sucht nach Macht durch ihren Adelstitel. Und sie würde diese Macht ausnutzen und genießen und bis zum Ende auskosten.
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Der Schrecken der Karibik | girlxgirl
FantasyWenn der Nebel über der Karibik aufzieht, ist der Tod nah. Kein Licht lässt den Nebel aufklaren, kein Schrei dringt heraus und jede Hilfe wird zu spät sein. Willkommen auf der Flying Dutchman. Piraten siedeln sich zunehmend in der Karibik an, vor al...