21 Jaron

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Ich bin so froh dass heute wieder Freitag ist und ich zu Gino fahren kann! Bei Gino ist es wunderbar. Wir machen tolle Sachen miteinander. Meist gehen wir spazieren oder manchmal gehen wir einkaufen und dann kochen wir gemeinsam. Also Gino kocht und ich schaue ihm zu. Er kann das alles so gut. Er ist der perfekte Freund. Ich freue mich auf Gino dass mein Bauch weh tut. Da meine Sachen alle ein bisschen nach Pippi  und Aa stinken nehme ich nichts mit. Schon bei den letzten Besuchen durfte ich von Ginos Sachen haben. Die Fahrt ist lang und ich schaue gebannt aus dem Fenster. Ich möchte auf keinen Fall die Haltestelle verpassen an der ich aussteigen muss. Wir fahren bei meinem alten zu Hause vorbei und Mama steigt dort mit unserem Hund ein. Stitch kommt laut kläffend auf mich zu und er springt mir auf den Schoss um mich abzulecken. "Stitch!" begrüsse ich ihn fröhlich und schaue mich nach meiner Mama um. Sie schaut mich gar nicht an. Ich traue mich nicht ihr Hallo zu sagen und darum lass ich es. Stitch hat sich inzwischen auf meinem Schoss eingerollt und geniest es dass ich ihn streichle. Als wir in der Innenstadt unserer Stadt angekommen sind setzt sich Mama vor mich. Sie schaut mich an und sagt: "Stitch kommt heute ins Tierheim." Sie hält die Hand auf und will dass ich ihr die Leine gebe. "Nein!" keuche ich entsetzt. Wenn das Tierheim für Stitch genau so schrecklich ist wie für mich das Kinderheim? Wenn Stitch dort von den grossen Hunden gequält und gebissen wird? Ich schaue Mama mit Tränen in den Augen an und bettle: "Bitte, darf ich ihn haben?" Mama lacht schnaubend und dann springt sie auf um aus dem Bus zu stürmen. "Wehe, du bringst ihn zurück!" ruft sie mir zu und ich kann mein Glück kaum fassen. Stitch liegt immer noch auf meinem Schoss und wir fahren an dem Tierheim vorbei. Mama ist weg und ich bin auf dem Weg zu Gino. Da kann doch nichts schief gehen, oder?

Gino wartet schon an der Haltestelle auf mich. Er steht dort immer wenn ich komme. Jubelnd falle ich ihm um den Hals und Stitch bellt aufgeregt und hopst an seiner Leine auf und ab. "Wen hast du denn da?" fragt Gino und beugt sich lächelnd zu Stitch herunter um ihn zu streicheln. "Das ist Stitch. Ich hab Mama getroffen wie sie ihn ins Tierheim bringen wollte." erkläre ich Gino. Der schaut nur kurz zu mir hoch und streichelt dann den kleinen Hund am Bauch weil Stitch sich auf den Rücken gerollt hat. "Bitte, können wir ihn behalten?" frage ich. Gino lacht und er stellt sich wieder neben mich. "Kannst du ihn behalten, wolltest du wohl fragen." lacht Gino und ich nicke. Gino gibt mir einen kleinen Kuss auf die Wange. "Natürlich, mein Schatz. Natürlich behalten wir deinen Stitch wenn du es willst." Ich bin so froh dass Gino Stitch mag. Ich umarme ihn und bedanke mich mit tausend kleiner Küsse in sein Gesicht. Gino lacht und lässt es sich gefallen. Gino ist so toll.

"Willst du erst deinen Teddy heim bringen oder sollen wir direkt für Stitch einkaufen gehen?" fragt mich Gino. Ich schaue ihn verwundert an. "Was braucht Stitch denn?" frage ich neugierig. "Na, einen Napf, Hundefutter, und ein Körbchen oder eine Decke." erklärt mir Gino und ich staune ihn an. Gino kauft das alles ein und er sagt seufzend: "Das war das Geld was ich fürs Kino gespart hatte." Er ist ein bisschen traurig und ich weiss nicht wie ich ihn trösten kann. Ich selber habe nur ganz wenig Geld und das Bisschen was ich habe geht meist für die Telefonkarte drauf. Ich rufe nämlich jeden Abend Gino an weil ich ihn so liebe und seine Stimme hören möchte. Das ist ganz schön teuer. Ich schlage vor dass wir mit Stitch spazieren gehen könnten anstatt Kino. Gino lacht und er sagt dass das eine tolle Idee sei. Heute machen wir aber nix mehr. Wir kochen uns noch Spaghetti mit Tomatensauce weil das mein allerliebstes Lieblingsgericht ist. Gino hat extra viele Nudeln gekocht weil wir dann morgen Spaghetti mit Rührei machen können. Das ist mein Zweitlieblingsgericht.

Am Samstag schlafen wir lange und dann frühstücken wir zusammen unsere Haferflocken. Das ist lecker und macht satt. Gino gibt mir was zum Anziehen und dann gehen wir mit Stitch spazieren. Wir haben kein besonderes Ziel. Wir lassen uns einfach nur so treiben. Wir schlendern durch die vorweihnachtlich geschmückte Stadt und schauen uns all die schönen Sachen an die es zu sehen gibt. Schade dass ich kein Geld habe. Ich könnte hier herrlich Weihnachtsgeschenke für Gino kaufen. Ich habe Gino ein Bild zu Weihnachten gemalt. Eins wo wir beide drauf sind. Ich habe es von einem Foto abgemalt das Tom einmal von uns beiden gemacht hat. Wir sitzen da Arm in Arm und freuen uns. Das Bild hat Tom an dem Tag aufgenommen wo ich erfahren habe dass ich zu Gino ins Zimmer ziehen darf. Wir schauen beide sehr fröhlich in die Kamera.  Doch selbstgemalte Bilder sind doch eigentlich Geschenke die Kleinkinder ihren Eltern machen, oder? Ich schäme mich dass ich so ein grässlicher Freund bin und meinem Gino kein vernünftiges Geschenk machen kann. Als es anfängt zu regnen gehen wir heim. Doch wir sind beide nass bis auf die Knochen. Mir ist fürchterlich kalt und Gino geht es nicht anders. "Lass uns gemeinsam duschen." schlägt Gino vor und sucht ein paar trockene Klamotten für uns raus. Mir ist so kalt dass ich kaum aus meinen Anziehsachen komme. Gino hilft mir und dann starrt er mich entsetzt an. "Sind das Knutschflecke?" fragt er als er meinen Hals und meinen Oberkörper mit seinen Augen scant. Oh, mist! Shane hat mir ja beim letzten mal so heftig an meinem Hals und an meiner Schulter gesaugt und gebissen dass da kleine blaue Flecke entstanden sind. Sogar seine Zahnabdrücke sind sichtbar. Ich fasse die blauen Flecken an und schäme mich. Gino packt mich an der Schulter und dann zwingt er mich dass ich ihn ansehe. "Sind das Knutschflecke?" brüllt er mich an. Ich zucke die Schultern weil ich nicht weiss was Knuschflecke sind. "Von wem sind die?" fragt er mich mit böser Stimme und ich flüstere: "Shane." Gino schaut mich böse an. "Seid wann geht das so mit euch beiden?" fragt Gino und seine Stimme überschlägt sich. Ich weiss nicht ob ich ihm verraten soll dass nicht nur Shane das mit mir macht aber so böse wie Gino gerade ist fände er es wohl noch schlimmer wenn er erfährt dass es mehrere Jungs sind die mir Gewalt antun, oder? Gino lässt mich los und er fragt noch einmal: "Seit wann macht ihr das?" Ich kann es ihm nicht sagen und schüttle meinen Kopf. Tränen wollen aus meinen Augen purzeln. "Seit dem ich ausgezogen bin?" Ich lasse meinen Kopf hängen. "Was?!? Schon davor?!?" Gino starrt mich ungläubig an. Und dann sagt er etwas was mein Herz zerspringen lässt: "Ich hätte nie gedacht dass du mich betrügst." Ich starre Gino ungläubig an. Ich weiss gar nicht was er meint. Ich betrüge ihn doch gar nicht. Ich weiss gar nicht wie das geht. Gino will noch ganz viele Sachen von mir wissen. Ob Shane seinen Penis schon in meinem Hintern hatte und so. Natürlich. Er hat mir weh getan und ich kann wegen Shane kaum noch sitzen. Ist das denn so schlimm dass Gino mich nun nicht mehr mag? Offensichtlich ja, denn er schmeisst mich in meinen nassen Klamotten aus seiner Wohnung. Einfach so. Ich bin am Boden zerstört und weiss ehrlich gesagt nicht so genau was ich schlimmes gemacht habe aber es muss entsetzlich gewesen sein dass Gino mich nun nicht mehr mag. Geknickt fahre ich nach Hause. Ins Heim, dort hin wo Shane schon auf mich wartet. Doch heute werde ich mich nicht mehr gegen ihn wehren. Wenn sie mich heute wieder aus dem Fenster hängen und mir drohen mich fallen zu lassen wenn ich irgendjemandem verrate was sie mit mir machen werde ich mich nicht am Fenstersims festkrallen. Ich werde ihnen sagen dass Gino es jetzt weiss. Ich hätte nur nie gedacht dass ich Gino deshalb verliere. Er war doch mein Freund.

Selig sind die hoffnungslosen, denn sie werden nicht enttäuscht. Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt