39 Gino

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Im Kaufhaus schauen wir uns all die tollen Sachen an. Jaron hat mir frei gestellt welche Uhr ich mir kaufen darf. Ich kann mich kaum entscheiden. Ich will nicht zu viel Geld ausgeben aber ein wenig halten soll das gute Stück dann ja schon. Also die Uhr für dreifuffzig ist raus. Jaron sieht zwischen den beleuchteten Säulen aus wie ein kind das sich seine Nase im Spielzeuggeschäft platt drückt. Seine blonden Locken werden beleuchtet und man könnte glauben er habe eine Korona über sich schweben. Seine Augen sind von staunendem Glanz erfüllt und er sieht richtig glücklich aus. Ich liebe es wenn Jaron so aussieht. Er schaut bei den ganz teuren und edlen Uhren und dann hat er wohl was entdeckt. Aufgeregt suchen seine Augen nach mir und als er mich erblickt hat strahlt er fröhlich: "Gino, komm mal bitte, ich glaube ich habe die Uhr gefunden die zu dir passt." Ich gehe zu ihm und in der Vitrine ist eine einzelne Uhr. Das Gehäuse und das Zifferblatt schimmert gold. Das Armband ist ein Lederarmband in schwarz und die Uhr sieht schlicht aber edel aus. Sie gefällt mir so unglaublich gut. Aber der Preis ist indiskutabel. "Nein, Jaron, die ist viel zu teuer. Das können wir uns nicht leisten." sage ich etwas betrübt. Selbst wenn eine Null weniger da stünde wäre sie noch sündhaft teuer. "Wieso, was kostet die denn?" fragt Jaron interessiert. Als ich ihm den Preis nenne grinst er und sagt: "Ich habe so viel Geld dabei." Nun kommt ein Verkäufer auf uns zu. Ich nehme an dass er Jaron gehört hat. Vorher hat er uns eher misstrauisch beäugt. Doch nun begrüsst er uns freundlich und fragt ob er uns helfen könne. Jaron freut sich und er sagt dass er für mich diese Uhr kaufen möchte. Der Verkäufer holt das teure Stück aus der Vitrine und legt sie vor uns hin. Ich muss zugeben dass mir die Uhr ausgesprochen gut gefällt. Jaron ist entzückt dass sie mechanisch funktioniert und ich keine Baterien kaufen muss. Mir sagt die lange Garantie zu. Als Jaron mich mit seinen strahlenden Knopfaugen flehendlich anschaut und sagt: "Komm, bitte, lass uns diese Uhr kaufen." ist es um mich geschehen. Ich lächle meinem Engel zu und der freut sich mir das edle Stück kaufen zu dürfen. Jaron ist so niedlich wenn er sich freut. Wie ein Kleinkind strahlt er. Dabei verschenkt er ja nur etwas. Als der Verkäufer mit der Uhr zur Kasse geht frage ich Jaron: "Möchtest du auch eine Uhr haben?" Doch der schüttelt seinen Kopf und meint: "Ich kann die Uhr nicht lesen." damit ist für ihn die Diskussion beendet. Ich frage mich ob ich Jaron beibringen könnte wie man die Uhr liest. Ich frage ihn ob er das möchte aber Jaron schüttelt wieder seinen Kopf. "Ich brauche keine Uhrzeit." sagt er und ich muss lächeln. Ja, mein Freund braucht keine Uhrzeit. Er steht immer dann auf wenn ich aufstehe, während ich mich für die Uni fertig mache bereitet er uns das Frühstück zu. Dann essen wir gemeinsam und wenn ich in die Uni fahre macht sich Jaron fertig. Er räumt dann meist noch auf, geht mit Stitch raus und dann zeichnet er bis ich wieder heim komme. Ich bin seine Uhr. Ich bin derjenige der seinem Tag den Takt gibt. Wenn ich heim komme gehen wir meist einkaufen, kochen oder verbringen den Tag mit Aktivitäten die uns beiden Spass machen. Jaron ist wirklich sehr genügsam. Ich habe noch nie erlebt dass er einen Vorschlag von mir nicht mochte. Er strahlt mich immer an als hätte ich die welt beste Idee. Selbst wenn ich mich mal wieder mit Chris verabrede strahlt Jaron. Er freut sich einfach wenn ich mich freue. So nun auch mit der Uhr. Jaron ist glücklich dass ich was schönes bekomme. Er grinst mehr als ich. Als er bezahlt hat nimmt er die Uhr und gibt sie mir. Ich frage ihn ob er sie mir umlegen will und Jaron strahlt mich schon wieder an als hätte ich ihm was geschenkt und nicht umgekehrt. Wir fummeln umständlich die wunderbare Uhr aus der Verpackung und dann nimmt Jaron sie ehrfürchtig in die Hand. Er legt sie mir um mein Handgelenk und schliesst den kleinen Verschluss. Ich schaue meinen Freund verliebt an und frage ihn ob ich mich bei ihm bedanken darf. Hier in der Öffentlichkeit, mit Umarmung und Küssen und so. Jaron nickt verschämt und dann ziehe ich meinen kleinen Engel an mich und bedanke mich. Jaron wird etwas rot und er scheint sich zu schämen. "Du, ich bin glücklich dass ich dich hab. Und die Uhr hilft mir an dich zu denken wenn ich mal nicht bei dir bin." Jaron schaut mir freudig ins Gesicht und ich küsse ihm sanft die Lippen. "Hee, ihr Ferkel! Könnt ihr nicht wo anders rum machen!" beschwert sich prompt ein älterer Passant und ich nehme Jaron bei der Hand und wir verlassen das Kaufhaus. "Woher hattest du eigentlich so viel Geld?" will ich wissen und Jaron grinst mich verschämt an. "Das war mein Taschengeld, weisst du?" sagt er und ich wundere mich. Jaron bekommt von mir jeden Sonntag zwanzig Euro. Er gibt sie nicht aus. Das weiss ich. Aber er hat gar nicht mit zwanzigern bezahlt. "Ich habe sie bei der Bank umgetauscht." sagt Jaron ganz stolz und ich drücke ihm ebenfalls sehr stolz die Hand. "Du bist ein guter Junge." sage ich um meinen Kleinen mal zu loben. Er wird wieder ganz rot und ist glücklich.

Auf dem Heimweg frage ich Jaron ob wir uns ein Fertiggericht kaufen sollen. Fürs Kochen haben wir heute keine Zeit. Jaron ist Feuer und Flamme und er fragt mich ob wir uns nicht etwas bei einer Fastfoodkette kaufen sollen. Ich weiss dass er das ungesunde Essen sehr liebt. Ich bin einverstanden denn wir haben diesen Monat sehr gesund gelebt. Ausserdem wäre es gemein dem Jungen ein Vermögen aus dem Kreuz zu leiern um mir eine Uhr zu kaufen und ihm dann sein Lieblingsessen zu verwehren. Wir bestellen uns seine heiss geliebten Burger und eine riesige Portion Pommes und essen genüsslich in dem kleinen Imbiss. "Was war das eigentlich vorhin mit dir und Marlene?" frage ich Jaron und der wird ganz blass. "Marlene hat bei uns geschellt und ich habe sie rein gelassen weil sie gesagt hat dass du das wüsstest. Ich habe ihr das geglaubt." sagt Jaron verschämt und schaut mich an als würde er erwarten nun von mir gerügt zu werden. "Die hat dich angelogen!" sage ich und weil Jaron immer zerknirschter guckt schiebe ich schnell hinterher: "Da kannst du ja nichts für." Jaron ist erleichtert und er erzählt weiter: "Als sie rein gekommen ist hat sie gesagt dass du gesagt hättest dass sie mich küssen soll. Ich wollte das aber nicht. Aber sie hat trotzdem weiter gemacht. Dann hat sie sich ausgezogen und mich wieder umarmt und geküsst." Jaron schaut wirklich gequält aus. Er ist eindeutig nicht bi, denke ich ein wenig amüsiert. Jaron meint treuherzig: "Gut dass wir das Nein sagen geübt haben. Ich habe es Marlene ganz oft gesagt, sogar richtig laut weil sie mich gar nicht gehört oder verstanden hat. Gut dass ihr dann gekommen seid. Aber, du Gino, wir müssen das noch mal üben. Marlene hat gar nicht kapiert dass ich das nicht wollte." Nun würde ich gerne lachen aber ich weiss dass mein Kleiner dann verletzt wäre. Ich nicke nur und verspreche ihm dass wir es noch einmal üben werden.

Selig sind die hoffnungslosen, denn sie werden nicht enttäuscht. Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt