26 Jaron

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Der wiederliche Mann ist endlich weg. Bangend schaue ich Gino an. Geht der nun seinem Freund hinterher? Ich hoffe so sehr dass er es nicht tut und bei mir bleibt. Bitte. "Bitte verlass mich nicht." flüstere ich und Gino kommt auf mich zu. Er nimmt mein Gesicht in seine Hände und er küsst mich auf den Mund. "Ich verlasse dich nie nie mehr. Bitte glaube mir." Ich schaue Gino an und ich weiss dass er mich nie belügen würde. Das hat er noch nie gemacht. Dennoch bleibt eine Restangst. Gino hat einen Freund. Jemanden den er liebt und mit dem er zusammenziehen will. Seine ganzen Sachen sind ja schon bei dem Mann. Ob er mich mitnimmt? Oder bleibe ich mir Stitch hier in der leeren Wohnung? Ginos Küsse schmecken so gut. Ich möchte ihn eigentlich nicht mit dem schrecklichen Mann teilen. Ich umarme Gino und lege meinen Kopf auf seine Schultern. "Darf ich mitkommen?" frage ich und Gino sagt: "Ja, klar. Zieh dich an." Ich nicke und gehe mich rasch anziehen. Meine Klamotten stinken gewaltig. Darum nehme ich mir einfach die getragenen von Gino. Seine sind nicht ganz so versifft wie meine. Als ich zur Tür komme bekommt Gino grosse Augen. "Was hast du denn da an?!?" fragt er mcih entsetzt. Ich werde ganz klein mit Hut und beichte ihm dass ich meine Kleider viel zu stinkig finde als dass ich sie gerne noch einmal anziehen wollen würde. "Aber du kannst doch frische von mir bekommen." sagt Gino entsetzt. Ich schaue ihn verwundert an weil er ja keinen Kleiderschrank mehr hat. Gino geht mit mir in sein Schlafzimmer und zieht unter dem Bett seine Tasche hervor. Darin ist noch frische Wäsche und ich ziehe mich noch einmal um. Eigentlich ist das schade, weil die getragenen Wäsche riecht so gut nach Gino. Die hätte ich echt gerne anbehalten, dann hätte Ginos Freund mich wenigstens gut riechen können. Etwas traurig verlasse ich die Wohnung. Ich nehme Stitch an die Leine und bin stolz dass er mich nicht mehr wie früher beisst. Gino geht mit mir zu Fuss richtung Einkaufsstrasse. Hier haben wir immer eingekauft als ich ihn vor einem Jahr regelmässig besucht habe. Es ist schön mal wieder hier zu sein. Gino und ich gehen tatsächlich einkaufen. Gino kauft richtig viel ein. "Was würdest du an Weihnachten gerne essen wollen?" fragt er mich und ich strahle: "Spaghetti mit Tomatensauce." Gino lacht etwas. Und am nächsten Tag dann gebratene Nudeln mit Ei?" Ich nicke begeistert. Das ist mein allerliebstes Lieblingsessen. Das war immer soooo lecker, vor allem wenn Gino es gekocht hat. Er kann sehr gut kochen. Gino packt die Zutaten für unser Essen ein und ich wundere mich dass er nicht mehr kauft. Ob die Portion zu dritt reichen wird? Wahrscheinlich mache ich mir zu viele Gedanken. Natürlich wird es reichen. Ich habe jetzt ein halbes Jahr auf der Strasse gelebt. Da hatte ich jeden Abend Bauchschmerzen vor Hunger. Ich werde bestimmt nicht mehr so viel essen können wie früher. Als Gino noch fragt ob ich mir einen Nachtisch aussuchen will fühle ich mich wie im Himmel. "Birnen mit Schokocreme?" frage ich hoffnungsvoll. Gino lächelt und streicht mir über meinen Kopf. Er nickt und wir kaufen Dosenbirnen und Schokopudding. Gino nimmt auch noch etwas Sahne mit. Ich bekomme ganz grosse Augen und mir läuft jetzt schon das Wasser im Mund zusammen. "Wir brauchen für drei Tage leckeren Nachtisch." behauptet Gino und ich schaue die Obstgläser an. "Pfirsiche sind auch wunderbar." schwärme ich und Gino packt die lachend ein. "Sollen wir uns noch ein Eis aussuchen?" fragt er und ich nicke begeistert. Wir gehen zu der Kühltruhe und ich krame mein Lieblingseis heraus. Die Königsrolle ist einfach nur herrlich. Schoko, Vanille und Erdbeereis. Meine drei Lieblingssorten in einem. "Sollen wir das Obst wieder wegtun? Das ist so viel da können wir locker drei mal von essen." frage ich und Gino schüttelt seinen Kopf. "Nein, lass uns so viel einkaufen dass wir die drei Tage schlemmen können. Vielleicht wollen wir ja auch vor dem Fernseher mal was süsses essen." sagt er und packt noch Eis in Form von kleinen Tannenbäumen in den Einkaufswagen. Dann nimmt er noch Reis und Buttergemüse mit und Brot und ganz viel Aufschnitt. Ich staune den Einkaufswagen an. "Das ist aber viel." sage ich kleinlaut aber Gino sagt munter: "Ich hab Weihnachtsgeld bekommen. Ich denke dass wir uns das leisten können. Ich nicke und Gino fragt: "Was wünschst du dir eigentlich zu Weihnachten?" Ich schaue ihn ernst an und sage: "Dass ich immer bei dir bleiben darf." Gino umarmt und küsst mich mitten im Laden. Ich freue mich dass er das tut und kuschel mich in ihn. "Das sowieso." flüstert er in mein Ohr. "Ich dachte jetzt aber an etwas materielleres. Neue Kleider oder so." Ich werde rot und nuschel: "Neue Schuhe wären schön. Meine sind nicht mehr wasserdicht." Gino schaut auf meine abgerissenen Turnschuhe und er nickt. Wir bringen unsere Einkäufe heim und wir ziehen noch einmal los. Wir gehen in ein Schuhgeschäft und Gino kauft mir wunderschöne neue Schuhe. Natürlich keine Markenschuhe. Das will ich nicht. Gino sagt dass er mir selbst Markenschuhe kaufen würde aber das ist Verschwendung. Die halten auch nicht länger als preiswerte Schuhe. Das weiss ich weil die Jungs im Heim immer genau so oft wie ich neue Schuhe brauchten. Darum wähle ich die billigsten die ich finden kann. "Dann bekommst du aber auch noch eine neue Jacke." sagt Gino und ich werde rot. "Kann ich nicht deine haben? Die riecht so gut nach dir." frage ich und Gino sagt lächelnd: "Natürlich." Damit ist das geritzt. Nachdem wir meine Schuhe gekauft haben kauft Gino noch einen Weihnachtsbaum und ganz viel Baumschmuck. Sogar eine Lichterkette kauft er und dann finde ich noch rotes Transparentpapier. "Sollen wir Sterne falten?" frage ich begeistert weil Sterne falten total einfach ist und die sind einfach wunderschön am Fenster. Gino nickt und kauft mir eine Packung. Als wir alles zu Hause haben fangen wir an unseren Baum zu schmücken. Der ist so schön! Ich bewundere unser Bäumchen. Gino wird von seinem Freund angerufen und der will dass Gino zu ihm kommt. "Wenn dann komme ich um meine Sachen abzuholen!" sagt Gino giftig. Ich wundere mich weswegen er sich so zankt. Als Gino fertig telefoniert hat frage ich ihn: "Hast du Streit mit deinem Freund?" Gino nickt. "Ich fand es überhaupt nicht in Ordnung dass er dich weggeschickt hat. Er wusste wie viel du mir bedeutest und dass ich dich verzweifelt gesucht habe." Ich schaue Gino an und bekomme Herzklopfen. Und dann sagt Gino etwas was mir mein Herz vor Freude überquellen lässt: "Ich will nicht mehr mit Chris zusammen sein. Ich liebe dich und ich will mit dir zusammen sein." Ich falle Gino um den Hals und ich küsse ihn auf die Wange. "Danke Gino. Ich hab dich auch lieb." stammle ich und werde rot weil ich so glücklich bin.

Selig sind die hoffnungslosen, denn sie werden nicht enttäuscht. Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt