14 Jaron

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Die Zeit im Krankenhaus ist furchtbar. Hier sind jede Menge Leute die mir Angst machen. Allen voran die gruseligen Ärzte die immer sagen dass sie mir nicht weh tun wollen aber mir dann doch ganz schlimm weh tun. Gäbe es nicht Gino der mich immer mal besucht dann würde ich denken dass ich in der Hölle gelandet sei. Ganz schlimm sind auch die Polizisten die mich aushorchen wie das passiert ist dass ich mir die Knochen gebrochen habe. Ich habe furchtbar Angst vor ihnen und rede gar nicht mit ihnen. Ich hoffe so sehr dass sie mich nicht ins Gefängnis werfen und ich dann da verrotte. Ich habe wirklich Angst davor. Die Polizisten haben das gemerkt und sie sind nach einer Weile nicht mehr gekommen. Dafür ist eine ganz nette Frau gekommen. Zumindest habe ich gedacht dass die nett sei. Sie hat lieb zu mir gesprochen und ich habe ihr von dem Abend erzählt. Dass ich für Gino Bonbons kochen wollte und dann ist der Drache gekommen und hat meinen Teddy angezündet. Nicht so kleine Drachen wie sonst die nur kleine Brandblasen machen sondern ein richtig grosser der unser Haus anzünden wollte und der auch noch einen Riesen dabei hatte der mich in den Folterkeller gebracht hat. Die nette Frau hat so lange gefragt bis ich zugegeben habe dass der Riese mein Vater war. Ich habe ihr alles verraten. Wirklich alles, dass Papa mich seit Jahren immer wieder verhaut, dass er immer ganz wütend über meine Dummheit ist und dass er mich auch manchmal mit seinen Zigaretten verletzt. Dass Mama mir immer mal mit dem Kochlöffel oder der Bratpfanne eins über zieht und dass Nico mir das Leben in der Schule zur Hölle macht. Ich bin der netten Frau so auf den Leim gegangen. Denn eines Tages kommt sie zusammen mit einem Polizisten und einem Mann der sagt dass er von einem Heim ist und sie erklärt mir dass ich nicht mehr nach Hause darf und ab sofort in einem Heim leben muss! Ich bin entsetzt. Warum darf ich nicht mehr nach Hause? Ich fange sofort an zu weinen und kann gar nicht merh denken. Ich verstecke meinen Kopf unter meiner Decke und kuschel mich an Chichi. Ich hoffe so sehr dass Gino heute vorbei kommt und ich ihm von der Tragödie erzählen kann. Als die Menschen weg sind nehme ich Ginos Zauberkasten und rufe bei ihm an. Ich muss lange klingeln lassen weil Gino jetzt in der Schule ist. Als ich gerade denke dass er gar nicht mehr ran geht nimmt er endlich ab und meldet sich. "Du, Gino, die stecken mich ins Heim! Kannst du vorbei kommen und mich trösten?" frage ich ganz schnell weil ich weiss dass wir nicht mehr so viel Guthaben besitzen. Gino sagt nur "Ja, ich komme." und dann legt er auf. Ich bin immer noch genau so traurig wie vorher aber weil ich weiss dass Gino gleich kommt geht es mir ein bisschen besser.

Bevor Gino kommt kommt aber meine Mutter. Sie sieht nicht gut aus. Sie hat ein zorniges Gesicht und sie sieht ganz grau im Gesicht aus. Sie hat mir eine grosse Tasche gepackt in der alle meine Sachen sind. Meine Schulsachen genau so wie meine Anziehsachen. Ich freue mich trotzdem dass Mama da ist und will ihr gerade jubelnd um den Hals fallen. Doch Mama streckt einen Arm vor sich und lässt die Tasche fallen. Sie spricht zornig: "Ich hoffe du bist stolz auf dich. Dein Vater sitzt wegen dir im Gefängnis und unsere Familie ist kaputt." Ich schaue sie entsetzt an. "Aber warum ist Papa denn im Gefängnis?" frage ich sie erschrocken. "Wegen dir! Weil du so schlimme Sachen über ihn erzählt hast." Nun werde ich ganz kleinlaut. Ich bin auf die nette Frau herein gefallen! Ich habe ihr all die Sachen erzählt und darum muss Papa ins Gefängnis. "Das wollte ich nicht." jammere ich aber Mama sagt kalt: "Ob du es wolltest oder nicht, es ist nun mal so. Ich denke du weisst weswegen du nicht mehr zu Hause wohnen kannst. Wir wollen dich da nicht mehr haben. Du hast unsere Familie zerstört. Von nun an lebst du alleine." Damit dreht sie sich um und will gehen. "Mama, warte!" rufe ich ihr nach und sie dreht sich noch einmal zu mir um. "Mama, ich hab euch doch lieb." sage ich ihr und sie lacht nur und schüttelt ihren Kopf. Dann geht sie und schliesst die Tür. Ich bin wie vor den Kopf gestossen. Habe ich jetzt wirklich kein zu Hause mehr? Ich schaue in meine Tasche und da sind wirklich alle meine Sachen drin. Meine Schulsachen nehme ich raus, weil ich sie mir ansehen möchte. Die Hosen und Pullover haben alle Löcher. Jemand hat sie da mit Absicht rein geschnitten. Oh, mann! Ich werde das Gespött der ganzen Schule sein wenn ich die zerschnittenen Sachen anziehe. Ich muss ein bisschen weinen und dann geht auch schon die Tür auf und Gino kommt herein. "Ich habe deine Mutter gesehen wie sie aus dem Krankenhaus gekommen ist. War sie bei dir?" fragt Gino und ich nicke schluchzend. Gino setzt sich sofort neben mich und nimmt mich in den Arm. "Ja, sie hat mir meine Sachen gebracht und....." ich kann nicht weitersprechen. Es auszusprechen übersteigt meine Kraft. Ich weine und Gino streichelt meine Haare. Es tut so gut in seinen Armen zu liegen. Irgendwann gibt mit Gino einen Kuss und dann fragt er: "Was hat sie getan oder gesagt dass du so durch den Wind bist?" "Ich muss ins Heim." verrate ich Gino. Doch seine Reaktion überrascht mich. Er ist gar nicht so traurig wie ich. Er reagiert auch nicht geschockt oder so. Er reagiert eher fröhlich. "Das ist doch gut. Vielleicht kannst du ja in meinem Heim wohnen und dann teilen wir uns ein Zimmer." Daran hab ich noch gar nicht gedacht! Das wäre wirklich schön wenn ich zu Gino ziehen könnte. Ich muss darüber ein bisschen nachdenken und dann löst sich mein ganzer Kummer in Nichts auf. Ich war traurig wegen nichts. Nun bin ich wieder fröhlich und kann mit Gino über Gott und die Welt reden. Wir schauen ein wenig Fern weil ich einen Fernseher in meinem Zimmer habe. Das ist lustig und das beste ist: Wir liegen gemeinsam in meinem Bett und futtern Kekse die uns eine Krankenschwester geschenkt hat. Die Schwestern sind hier alle ganz nett und sie organisieren mir auch manchmal was leckeres zu essen oder zu trinken. Einmal hab ich sogar eine Flasche Cola bekommen. Die hab ich mir mit Gino geteilt und die war wirklich köstlich.

Selig sind die hoffnungslosen, denn sie werden nicht enttäuscht. Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt