38 Gino

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Ich bin so unendlich wütend auf Chris dass ich fast meinen Jaron angeschrien hätte. Zum Glück nur fast denn sein verzweifeltes Gesicht als er heim gekommen ist hat mich daran gehindert. Jaron hat sichtilich Schiss. Und als er mir verraten hat was Chris zu ihm gesagt hat wäre ich am liebsten explodiert. Doch statt dessen reisse ich mich zusammen, nehme meinen Schatz mit ins Bad und bringe ihm seinen dicksten Flanellschlafanzug den ich finden kann. Der Kleine ist ordentlich durchgefroren. Chris schicke ich mit deutlichen aber mir persönlich zu sanften Worten aus meiner Wohnung. Zum Glück sagt der nix und haut gleich ab. Als er weg ist zähle ich erst einmal bis zehn und koche dann für Jaron einen leckeren Kakao. So einen echten aus Milch, Sahne und Schokolade. Jaron hat sich schon sein Badewasser eingelassen und entledigt sich seiner nassen Klamotten. Etwas schüchtern und hilflos steht er vor mir so dass ich seinen Kakao auf den Rand der Badewanne stelle und mich ebenfalls rasch entkleide. Es geht doch nichts über ein gemeinsames entspannendes Bad um Jaron wieder aufzutauen. Jaron geniesst seinen Kakao und das warme Wasser erwärmt ihm die kalten Glieder. Er lässt sich die Haare waschen und lehnt sich wohlig in die Berührungen. Ich merke wie er eng an mich gelehnt bald wieder entspannt. Ich frage ihn natürlich weswegen er weg war und der Grund rührt mich zu Tränen. Mein kleiner, lieber Jaron wollte mir eine Freude machen und hat sich dabei furchtbar verlaufen. "Warum hattest du dein Telefon eigentlich nicht dabei?" frage ich und Jaron erwiedert geknickt dass er es vergessen habe. "Weisst du, ich habe mich so darauf konzentriert genügend Geld mitzunehmen dass ich Handy und Schlüssel nicht eingesteckt habe." gibt er ehrlich zu. Ich kann es ihm nicht verübeln. Jaron ist wirklich nicht die hellste Kerze auf der Torte, dafür ist er die schönste und liebste. "Warum wolltest du mir eigentlich die Uhr schenken?" frage ich neugierig weil mein Geburtstag und Weihnachten noch weit weg sind. "Weil ich dich lieb habe und ich dachte dass es dir gefällt." sagt Jaron und lehnt sich an mich. Ich umarme ihn und bin geplättet. Jaron denkt wirklich oft an mich. Manchmal zeichnet er für mich tolle Bilder. Ein ganzes Buch könnte ich inzwischen mit den Bildern füllen die er mir gemacht hat. Manchmal bastelt er auch schöne Sachen. Er kann gut aus Papier falten und diese Sachen schenkt er ausnahmslos mir. Unsere Wohnung können wir an Weihnachten mit seinen selbstgemachten Sternen, Engeln, Wichteln und Figuren zupflastern. "Wir können morgen gemeinsam einkaufen gehen." schlage ich vor weil einige Vorlesungen ausfallen und ich deutlich eher aus der Uni komme als sonst. Jaron ist sofort begeistert.

Am nächsten Tag in der Uni entschuldigt sich Chris bei mir. Er sagt dass er es nicht böse gemeint habe und nicht damit gerechnet habe dass Jaron wirklich so lange draussen im Regen stehen bleibt. Ich ärgere mich über Chris Aktion aber der scheint aufrichtig reumütig zu sein. Ich würde ihm ja nicht verzeihen aber Chris besteht darauf dass er sich auch bei Jaron entschuldigen dürfe. Ich finde das ehrlich gesagt gut. Jaron hat noch nie ein "Entschuldige" von irgendjemandem bekommen. Er nimmt die Ungerechtigkeiten einfach so hin. Selbst ich hab mich bei Jaron nie entschuldigt. Dass ich ihn nicht gefunden habe, dass ich so blind war und ihn nicht schützen konnte. Jaron wird sich sicherlich freuen und darum nehme ich Chris wieder mit zu uns. "Glaubst du dass Jaron mit dir glücklich ist oder mag er eigentlich Frauen?" fragt mich Chris unvermittelt als wir an unserem Haus ankommen. Ich wundere mich wieso Chris das fragt aber der meint lakonisch: "So wie Jaron Marlene immer anschaut hab ich das Gefühl dass Jaron gar nicht schwul ist." Ich schaue Chris verwundert an. "Wann soll das denn gewesen sein?" Chris zuckt die Schultern und ich öffne die Wohnungstür. Ich höre schon an der Tür wie Jaron wimmert: "Nein, bitte, lass das, ich will das nicht! Nein, bitte nicht!" Jaron klingt hilflos aber er ist sehr laut. Zügig öffne ich die Tür und sehe Marlene in Unterwäsche die gerade Jaron ausziehen will. Doch der macht sich klein wie ein Ball und Marlene hat keine Chance meinen Jaron zu verführen. "Was machst du da?" frage ich Marlene und die zieht sich rasch wieder an. "Jaron wollte mal ein Mädchen sehen." sagt sie aber Jaron schüttelt seinen Kopf. "Stimmt doch gar nicht!" sagt er aufgebracht und eine Träne fliesst ihm aus dem Auge. "Du hast gesagt dir sei warm!" stellt er die Situation richtig und ich gehe zu meinem Freund. Ich lege meinen Arm um meinen Liebling und dann schaue ich die Geschwister fragend an. "Es war seine Idee!" zischt Marlene und deutet auf Chris. "Stimmt doch gar nicht." wehrt sich Chris und die beiden zanken noch ein Weilchen. Wenn ich das richtig verstehe hat Marlene vor gehabt mir meinen Freund auszuspannen weil Chris ihr erzählt hat wie reich Jaron eigentlich ist. Ich grinse ein wenig und Jaron kuschelt mit mir. Dann sage ich zu Chris und Marlene: "Ihr wisst aber schon dass ich Jarons gesetzlicher Betreuer bin? Ich habe auch seine Konten. Ohne mich kommt ihr nicht an sein Vermögen." Nun schauen sich die beiden doof an. Marlene schaut wütend und dann geht sie grusslos. Chris ist hin und her gerissen was er nun machen soll. Aber weil er hier ist um sich bei Jaron zu entschuldigen macht er das auch. "Entschuldige Jaron dass ich dich gestern so scheisse behandelt hab und entschuldige dass Marlene diese bescheuerte Idee hatte. Sie ist echt pleite, ihr Ex hat sie abgezogen und nun hat sie gehofft sich einen reichen Freund angeln zu können. Jaron schaut Chris verwundert an. Ich glaube er versteht nicht was Chris ihm da sagt. "Entschudigung angenommen?" fragt Chris und Jaron nickt. Ich denke mal dass er denkt er müsse nicken. "Ich hoffe ihr lasst Jaron dann in Zukunft in Frieden." sage ich streng. Chris nickt und dann gehen wir alle gemeinsam in die Stadt. Jaron fragt nach einer Weile: "Chris, was bedeutet dass der Ex deiner Schwester Marlene abgezogen hat?" Chris seufzt und er erklärt Jaron dass Marlenes Exfreund jede Menge Kredite auf Marlenes Namen aufgenommen habe und nun mit den Sachen verschwunden sei. Marlene hat zwar noch die Schulden aber weder Wohnung, noch die Möbel, noch das Auto oder den Schmuck den er gekauft hat. Nur die Schulden sind ihr geblieben. Nun lebt sie wieder bei den Eltern und muss die nächsten Jahre Kredite abbezahlen. Jaron schaut Chris verwundert an. "Aber warum fragt sie nicht einfach, wir können ihr das Geld doch geben, oder Gino?" Ich schaue meinen Schatz an und bin ehrlich gesagt froh dass er nicht über seine Finanzen bestimmen darf. Er würde alles verschenken. Selbst an Menschen die versucht haben ihn zu betrügen.

Selig sind die hoffnungslosen, denn sie werden nicht enttäuscht. Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt