Percy seuftzte erleichtert, als er mit seinen Sachen und Prim die Straße hinunterging. Er hatte es geschafft, den kompletten Kleiderschrank seiner Mutter in den Rucksack zu stopfen, als Prim kurz nicht hingesehen hatte, und er freute sich zu seinem Erstaunen sehr darauf, wieder anderen Menschen zu begegnen.
Als sie an den anderen Leuten auf der Straße vorbeigingen, fühlte er den vertrauten Stich im Herzen, wenn er in ihre hoffnungslosen Gesichter blickte. Beschämt erkannte er, dass viele von ihnen so viel schlimmeres erlebt hatten, so viel mehr als nur ihre Mutter verloren hatten. Er fing an, Kleidung aus seinem Rucksack zu ziehen und sie an allein stehende, meist obdachlose Mütter mit Kindern zu verteilen. Dank den häufigen Ausflüge mit seiner Mutter kannte er die meisten der Leute mit Namen. Er flüsterte ihnen jedes Mal das Selbe zu: "Ich brauch das Kleid nicht mehr und dachte, das du vielleicht mehr damit anfangen könntest. Mir ist es egal, ob du es verkaufst oder als Sonntagskleid hernimmst, hauptsache es hilft!"
Viele von ihnen schienen erleichtert und entspannten sich, als er vorbeiging und Percy realisierte, dass sie sich wahrscheinlich Sorgen gemacht hatten, nachdem er ein paar Tage lang nicht aufgetaucht war. Er wusste, dass er für viele die einzige Nahrungsquelle war, und fühlte sich sofort schuldig dafür, so lange weggeblieben zu sein.
Es dauerte eine Ewigkeit, bis sie beim Haus der Everdeens ankamen. Als sie endlich vor der Tür standen, schaute Percy Prim von der Seite an.
"Aha", sagte er, und verschob seinen Ruchsack, "Ich hab noch nie diesen Weg zu eurem Haus genommen." Sie hatte ihn durch den gesamten Saum geführt, und er hatte es noch nicht mal bemerkt, er war zu abgelenkt gewesen. Prim grinste nur.
"Ja, du solltest diesen Weg öfter nehmen", sagte sie fröhlich. Obwohl sie es nicht so gemeint hatte, fühlte es sich an wie eine Ohrfeige. Er hätte für die Menschen da sein sollen. Eine wirklich sanfte Ohrfeige, es war ja schließlich Prim, eine fröhlich wirkende Prim.
"Okay, ja, das sollte ich vielleicht...", sagte er mit einem gespielten Schnauben. Prim rollte einfach nur mit den Augen und kicherte. Dann öffnete sie die Tür.
"Prim? Na endlich! Das hat ne ganze Weile gedauert, ich hab angefangen mir Sorgen zu machen!", sagte Katniss als sie das Wohnzimmer betraten. "Oh, hey Percy. Wie geht's dir?" Die Frage war so gewöhnlich, aber gleichzeitig auch unglaublich mitfühlend.
"So gut wie es unter diesen Umständen sein kann, denke ich", sagte er, er wollte nicht, dass sie sich Sorgen machte. "Traust du es mir nicht zu, auf Prim aufzupassen?", stichelte er.
"Na ja, ich würde dem normalen Percy zutrauen, drei Stunden lang auf Prim aufzupassen. Aber einem traurigen, niedergeschlagenen, depressiven und verhungerndem Percy? Ich weiß nicht", sagte sie mit einem leichten Grinsen.
Percy zuckte mit den Schultern. "Was auch immer", sagte er geistesabwesend. Er fragte sich, ob sie wusste, dass Prim ihm angeboten hatte bei ihnen zu wohnen. Er öffnete den Mund, um sie danach zu fragen, als...
"Was zum....? Was ist das für ein Bogen?!" rief Katniss plötzlich und riss ihn ihm aus der Hand. Sie fuhr verwundert mit der Hand die Länge des fast 1.80 m langen Bogens nach. "Wo hast du den her?", verlangte sie zu wissen.
"Ich habe keine Ahnung", antwortete Percy lachend. "Meine Mom...", er stockte, "meine Mom hatte diese Kiste, sie hat mir gesagt, ich dürfte sie erst öffnen, wenn sie nicht mehr wäre und das hier war darin."
Katniss gab mit eindeutigem Widerwillen den Bogen zurück. Er grinste sie an und sie wurde rot. Percy war ziemlich verwirrt, aber das würde er sich nicht anmerken lassen. "Hey, ist schon okay. Vielleicht lasse ich dich auch mal damit schießen, wenn du das nächste Mal im Wald bist. Um wie viel willst du wetten, das Gale ihn nicht spannen kann?", scherzte er.
Katniss lachte. "Okay, stop", sagte sie. "Ich geh die ganze Zeit mit Gale jagen und er ist wirklich gut."
"Ja, er ist gut, aber nicht so gut wie du", sagte Percy, "oder ich"
Katniss musterte ihn verwirrt. "Woher willst du das wissen? Ich hab dich noch nie jagen sehen."
"Oh, danke", antwortete er mit einem zufriedenen Grinsen auf den Lippen. "Aber ich habe dich gesehen."
Sie rollte mit den Augen."Egal, was ist mit dem Mantel? Normale Leute ziehen ihren Mantel aus wenn sie reinkommen", sagte sie in dem Versuch das Thema zu wechseln. Percy war amüsiert, aber gleichzietig bereitete es ihm auch Sorgen, welche Wendung das Gespräch nahm. Er zuckte mit den Schultern.
"Mir war nicht danach", sagte er und versuchte dabei so normal und gewöhnlich wie möglich zu klingen. Sie schaute ihn misstrauisch an. Okay, vielleicht hatte er doch nicht so gewöhnlich geklungen.
Katniss P.o.V.
"Wieso war dir nicht danach?" fragte Katniss misstrauisch. Leicht misstrauisch, aber eher erleichtert, dass sie nun Kontrolle über das Gespräch hatte.
Percy zuckte nochmal mit den Schultern. Nun war sie wirklich neugierig. "Ach komm schon Percy, es ist Hochsommer. Wieso trägst du das Teil überhaupt?", bohrte sie weiter.
Er grinste sie an und enspannte sich sichtlich. "Der gleiche Grund aus dem du ein Shirt trägst. Um zu verdecken, was andere Leute nicht sehen sollen. Ich meine außer du willst unbedingt...", sagte er und fing an, langsam seinen Mantel aufzuknöpfen ohne den Augenkontakt abzubrechen. Sie fühlte, wie ihr Gesicht heiß wurde, und schüttelte schnell ihren Kopf.
"Passt schon, du kannst deinen verdammten Mantel anbehalten", sagte sie, stand auf und verschwand in ihr Zimmer. Sie machte schnell die Tür, bevor sie noch die Kontrolle verlieren würde und ihn angreifen würde... oder etwas anderes machen würde.
"Oh Gott, wieso bin ich so dumm?", murmelte sie, während sie auf dem Bett lag. "Wieso trägst du nen Mantel, Percy? Gespräche anfangen für Anfänger, kontaktieren sie Katniss Everdeen." Sie stöhnte und vergrub ihren Kopf in den Kissen.
Percy P.o.V.
Percy stieß erleichtert die Luft aus, als Katniss in ihr Zimmer verschwand. Das war knapp. Ihm tat es leid, sie so bloßgestellt zu haben, und es war etwas riskant gewesen, aber es war eindeutig besser gewesen, als zu erklären, warum er mit einer kompletten Rüstung und einem Haufen Waffen durch die Gegend lief.
Wenn sie anderst reagiert hätte, wäre er sowas von am Arsch gewesen.
Aus dem Nachbarzimmer hörte er ein schwaches Murmeln "Wieso trägst du nen Mantel, Percy? Gespräche anfangen für Anfänger, kontaktieren sie Katniss Everdeen.", sagte sie und Percy musste aufpassen, nicht laut loszulachen.
Sein übernatürliches Gehör geheimzuhalten, war ziemlich unterhaltsam, aber es kam ihm nicht richtig vor. Er hoffte, dass es eines Tages für irgendwas nützlich wäre, ansonsten hätte er ein ziemlich schlechtes Gewissen, so oft wie er schon Leute ausversehen belauscht hatte. Er seuftze, als ihm klar wurde, wie viele Geheimnisse er hatte. Seine Wasserkräfte waren eine Sache, aber jetzt hatte er ein Super-Gehör, einen Super-Rucksack, eine Rüstung und einen Haufen Waffen. Er fragte sich, ob es sich lohnen würde, Mrs. Everdeen etwas davon rausfinden zu lassen, nur um ihren Gesichtsausdruck zu sehen, aber entschied dass er es nicht machen würde... vermutlich nicht. Vermutlich.
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Der Tribut (Percy Jackson / Tribute von Panem crossover)
FanfictionPercy Jackson, Sohn der wahrscheinlich nettesten und großzügigsten Person im Saum, Sally Jackson. Viele der Einwohner sind nur Dank den beiden am Leben. Doch was passiert, wenn Sally Jackson getötet wird, Katniss sich anstelle ihrer kleinen Schweste...