Der Tribut (Percy Jackson / Tribute von Panem crossover)

Training

Percy wachte am nächsten Morgen ziemlich früh auf, was ihn überraschte. Er hatte immer gedacht, ein Langschläfer zu sein, da seine Mutter ihn jedes Mal aufwecken musste, aber vielleicht lag es auch daran, dass die meisten Leute nicht um sechs in der früh aufstanden. Er wachte um halb sieben auf, was ihrem Standard nach spät gewesen wäre, aber alle Räume waren leer, als er ziellos durch die Wohnung streifte. Immer wieder fand er sich vor Katniss' Tür vor, aber nachdem, was beim letzten Mal passiert war, hielt er sich davon ab zu klopfen. Das war jedenfalls bis sie zu schreien anfing. Nachdem er das Erlebnis mit dem Avox Mädchen gestern nochmal durchlebt hatte, war er überrascht, dass er keine Albträume hatte. Katniss hatte anscheinend nicht so viel Glück.

Percy hielt vor ihrer Tür inne und rief ihren Namen, als sie ihren Vater anschrie zu rennen. Etwas in seinem Herzen zerbrach. Ihr Vater...

Percy rutschte an der gegenüberliegenden Wand nach unten. Sein Blick wurde leer, er erinnerte sich daran, wie ihr Vater einer der wenigen netten Menschen außer seiner Mutter gewesen war. Er war es auch, der Percy das Bogenschießen beigebracht hatte; er war die einzige Person gewesen, die nicht komplett entmutigt von Percys angeborener Ungeschicklichkeit mit dem Bogen war. Über viel Zeit – sehr viel Zeit – hinweg wurde Percy besser, schlussendlich überkam er sein mangelndes Talent und der Bogen wurde zum Instinkt. Percy weinte beinahe genauso sehr wie Katniss, als Mr. Everdeen starb, aber das hatte Katniss nie erfahren.

Sie schnappte nach Luft und das Bett knarrte, dann hörte sie auf zu schreien.

„Ugh", stöhnte sie und er hörte ihre Schritte vom Bett wegtappen. Er fühlte ein Ziehen im Magen, ein plötzliches Gefühl von Lebendigkeit, erkannte dann aber, dass es wahrscheinlich davon kam, dass sie gerade in die Dusche gestiegen war. Er schloss die Augen und genoss das Gefühl des Wassers, dass um ihn herumschwebte, versuchte seine Sorgen zu vergessen und den Moment zu genießen. Das Wasser wurde wieder abgeschaltet und er atmete tief ein. Katniss öffnete die Tür, inzwischen hatte sie eine langärmlige burgunderfarbige Tunika und eine Schwarze Hose an. Es sah dem Outfit, dass er für die letzten zwei Tage getragen hatte ähnlich, nur mit burgund statt grün. Percy hielt nur mühsam sein Lächeln zurück, das hier war Katniss. Ohne die aufwendigen Frisuren, Outfits und Makeup, sie sah aus als ob sie gleich in den Wald gehen würde. Er dachte, dass sie wunderschön war. Sie sah ihn und hielt in der Bewegung inne.

„Was machst du hier, Percy? Gut, ich muss zugeben, das ist ein bisschen besser als gestern, aber es ist immer noch irgendwie gruselig.", sagte sie und stütze die Hand in die Hüfte. Er zögerte.

„Ich habe dich schreien gehört", sagte er schlussendlich. „Ich wollte nach dir sehen, aber dann ist mir das mit der Tür eingefallen, also habe ich einfach nur deinen Namen gerufen, aber dann hast du angefangen nach deinem Vater zu schreien und ich... Wusstest du, dass er mir das Bogenschießen beigebracht hat?", fragte er und schaute ihr ins Gesicht.

Sie schüttelte den Kopf, Tränen begannen sich in ihren Augen zu formen. „Nein, dass hast du mir nie erzählt", sagte sie. Percy nickte.

„Ich habe mich am gleichen Tag davon erholt wie du. Meine Mom konnte mich nicht dazu bringen irgendwas zu machen, ich habe nur –", er schauderte „Hast du jemals bemerkt wie ich nach den Minentouren gekotzt habe? Ich habe sie gehasst. Du hast so circa die Hälfte von ihnen verpasst, aber ich weiß, dass es bei dir genauso war."

Sie sah überrascht aus. „Nein, das habe ich nie bemerkt. Du warst immer derjenige, der mit mir zurückgeblieben ist, ich dachte, ich hätte dir leidgetan."

Percy lächelte leicht. „Ja, du warst immer so nach dem Motto ‚Nein, geh vor, mir geht's gut', und du hast nie bemerkt, dass ich genauso Angst hatte wie du. Ich dachte meine Mom hätte es jedem erzählt. Ich weiß nicht, warum sie dachte, dass es mir helfen würde, aber jeder wusste, dass ich Albträume von deinem Vater hatte."