Sommer 2014.
Die Sonne brannte gnadenlos auf die Straßen von Rose Wood, während ich an meinem Spind stand und versuchte, meine Schulbücher für den Tag in meine viel zu kleine Tasche zu quetschen. Algebra, Englisch und Physik standen auf dem Stundenplan. Die Schüler der East Side High trugen wieder die neuesten Modetrends – kurze Kleider, noch kürzere Röcke – und ich fühlte mich wie ein Schatten inmitten all dieser strahlenden Farben.
„Bereit für lineare Funktionen?" Miley kam um die Ecke geschlendert, ihr Lächeln strahlte heller als die Sommerhitze. Sie gehörte zu meinem engsten Freundeskreis, und wann immer ich sie sah, konnte ich nicht anders, als zurückzulächeln. Ihr Spitzname „Smiley-Miley" war mehr als verdient.
Im Gegensatz zu mir, der ich jeden Morgen wie eine lebende Leiche wirkte, die gerade ihren Sarg verlassen hatte. Mein Gesicht sah aus, als hätte ich die Nacht mit Vampiren verbracht, und meine Zahnspange – nun ja, sie war ein ständiges Gesprächsthema.
„Naja, ich hoffe, Mister Howers ist immer noch krank", sagte ich mit einem Hauch von Sarkasmus.
„Ehm, da muss ich dir leider deine Hoffnungen nehmen. Ich habe ihn gerade im Lehrerzimmer getroffen."
„Lehrerzimmer? Was hast du angestellt?" fragte ich, während ich meine Spindtür schloss und wir uns auf den Weg zum Klassenzimmer machten. Mein Algebra-Buch quetschte ich unter den Arm, da meine Tasche schlichtweg zu klein und zu voll war.
„Ach, Mister Leston lässt mich mal wieder nachsitzen. Und das nur, weil ich meine Hausaufgaben vergessen habe. Dabei hatte ich wichtigere Dinge zu tun." Sie war völlig überzeugt davon gewesen, dass die Schule sich die unnötigen Hausaufgaben hätte sparen könne, da wir eh den halben Tag innerhalb dieser vier Wände verbrachten.
„Und das war?" fragte ich, während ich sie irritiert anstarrte.
Ihr Grinsen sprach Bände. Es war das „Ich-muss-dir-noch-etwas-erzählen"-Grinsen. „Also, ich hab dir doch von Ethan erzählt, der aus der Klasse über uns. Du wirst es mir nicht glauben, er hat mir geschrieben!"
Mein Buch wäre mir fast aus der Hand gefallen. „Was? Der Ethan? Ethan mit den Locken-Ethan?" sagte ich leiser, als ich es beabsichtigt hatte.
„Ja! Zuerst war ich skeptisch, weil ich nur eine SMS bekam. Ich dachte, es wäre ein Scherz. Aber als er mich dann anrief, wusste ich, dass er es wirklich ist. Er hat meine Nummer von Riley, du kennst sie doch. Seine kleine Schwester. Ich habe mit ihr zusammen einen Chemiekurs. Auf jeden Fall haben wir fast zwei Stunden telefoniert! Seine Stimme ist einfach wo-"
„Ladies, in fünf Minuten beginnt der Unterricht. Ich bezweifle, dass jetzt der richtige Zeitpunkt für einen Kaffeeklatsch ist", unterbrach uns die garstige Stimme von Miss Fletscher, der Pausenaufsicht.
Wir blieben abrupt stehen. „Ja, Miss Fletscher. Wir beeilen uns", antwortete ich versöhnlich, während ich Miley anblickte, die sichtlich genervt war, unterbrochen zu werden.
Schnell machten wir uns auf den Weg zu Algebra.
In der Mittagspause war ich erleichtert, fast den ganzen Tag hinter mich gebracht zu haben. Schließlich hatten wir in Algebra einen Test für nächste Woche aufgebrummt bekommen, und in Englisch stand in zwei Wochen die Klausur an. Wuhu.
Ich setzte mich zu meinem Stammtisch in der Cafeteria, der sich im Zentrum des Geschehens befand. Dort saßen bereits alle aus meinem Freundeskreis.
Da gab es da noch Avery, die ruhige, die sich jedoch als Quasselstrippe unter uns entpuppte. Und schließlich Annie, das absolute Genie unter uns in jedem Fach, das es auf der Welt gibt.
Gerade als ich mein Essenstablett abstellte, begann Avery: „Sag mal, ich glaube, wir müssen eine Intervention durchführen."
Ich ahnte, was auf mich zukam.
Ich stellte mich unwissend und sah die drei verwirrt an. „Was meinst du, Avery?"
„Ja, ja komm schon, Fräulein, du weißt genau, was ich meine. Es geht das Gerücht um, dass heute ein Rennen stattfindet."
Ich nahm einen Biss von meiner Lasagne und antwortete schmatzend: „Ja, und? Das findet doch so gut wie jede Woche statt."
Die drei sahen sich vielversprechend an und dann mich. „Eh, ja und? Die Teilnehmer des Rennens sollen Tyler und Alec sein!"
Scheiße. Sie wussten es. Mir blieb nichts anderes übrig, als meinen Blick beschämt zu senken und zu schweigen.
„Meg, wieso erzählst du nichts!" warf mir Miley vor.
„Man, ihr wisst doch, dass es Alec's erstes Rennen ist. Da wollte ich das nicht so rumposaunen", versuchte ich mich zu verteidigen und schaute dabei überall hin, nur nicht in die Gesichter der drei.
In den letzten Wochen hatte ich Alec's zunehmende Nervosität deutlich bemerkt. Obwohl er es abstreitete, wollte ich ihm keinen zusätzlichen Druck machen, indem ich der ganzen Schule vom Rennen erzählte.
„Alec gibt es zwar nicht zu, aber ich merke doch, wie unruhig er ist. Ich dachte, wenn es nicht so viele wissen, kommen auch nicht so viele zum Rennen, und es wäre entspannter für ihn. Woher wisst ihr das denn überhaupt?"
„Tja, Schätzchen, das mit dem wenigen Publikum wird nichts. Fast die ganze Schule weiß darüber Bescheid! Es ging eine SMS heute Morgen rum. Von wem, wissen wir nicht", erzählte Miley. Avery fügte hinzu: „Ja, und die Wetten sollen schon heiß am Laufen sein. Ich hab gehört, dass viele auf Tyler setzen."
Na toll. Das war's dann wohl mit einem „entspannten" Rennen. „Okay, Leute, können wir über etwas anderes reden?" Die drei schauten mich mit fragenden Gesichtern an. „Aber wieso? Freust du dich nicht für Alec? Schließlich wollte er doch immer schon einmal Rennen fahren", sagte Annie. „Apropos Alec. Er ist heute gar nicht in der Schule, nicht wahr?"
Oh je, ich fühlte mich wie bei einem Verhör. Meine Freunde ließen keine Gnade walten, vor allem nicht, wenn es um so gefährliche, heiße Themen wie Alec ging. Das war übrigens nicht meine Beschreibung, sondern die meiner Freundinninen. Sie konnten einfach nicht verstehen, dass Alec und ich nur befreundet waren. Ihrer Meinung nach gab es keine Freundschaft zwischen einem Jungen und einem Mädchen. Obwohl, gutaussehend war Alec schon immer gewesen.
Wieder überkam mich ein mulmiges Gefühl. Ich wollte nicht an so etwas denken. Für mich war er einfach nur Alec. Mein bester Freund.
Nicht mehr, nicht weniger.
Glücklicherweise rettete mich in diesem Moment die Schulglocke, die bedeutete, dass wir uns auf den Weg zum nächsten Klassenraum machen sollten.
Ich stand auf, nahm mein Tablett und verabschiedete mich mit den Worten: „Nein, er ist nicht da. Und ich werde jetzt auch gehen. Zu Physik. Bye Ladies. Wir sehen uns heute Abend!" Damit ließ ich die drei mit verdatterten Gesichtern zurück.
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Hallöchen :)
Ich weiß, ich bin auch eher ein stiller Autor, dennoch würde ich mich sehr über jeden Kommentar, jedes Feedback oder sogar Vote freuen!
Also, falls ihr mir etwas mitteilen wollt, nur zu! Ich bin für alles offen. Selbst für Kritik ;)
XOXO
die3chte
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Second Chance -pausiert-
RomanceErlaubt mir, euch vorzustellen: Alejandro Sanchez, besser bekannt als Alec - ein Unruhestifter, ein gefallener Held und der unbestrittene König der Rennstrecken in dieser Stadt. Und dann ist da Meghan Parker. Sie ist das lebendige Gegenteil: aufrich...