Auf zur Schulleitung

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„Stopp! Alec, hör auf!"

Nachdem Miley mir mitgeteilt hatte, dass Alec hier vorne war, schien mein Gehirn kurzzeitig auszusetzen, und ich machte mich innerhalb von Sekunden auf den Weg nach vorne. Jetzt standen wir uns gegenüber.

Ich sah Alec an, und er sah mich an. Beide waren wir zu schockiert, um das Geschehene zu begreifen. In diesem Moment schien die ganze Schule zu verstummen.

Ich versank wieder in das tiefgrüne Meer seiner Augen. Alec schluckte und schloss kurz die Augen, bevor er sich wieder fasste. „Meg?"

Unsicher, was ich antworten sollte, starrte ich ihn nur an. Bevor einer von uns etwas sagen konnte, wurden wir von Rektor Wilson unterbrochen.

„So, meine Herrschaften, die Show ist vorbei. Begeben Sie sich bitte wieder in Ihre Klassenräume. Und Sie drei", er deutete auf den mir unbekannten Jungen sowie auf Alec und mich, „kommen mit mir." Der Schulhof leerte sich, und ich sah in der Menge die Mädchen, die mir Mitleid entgegenbrachten. Panik stieg in mir auf. Auf Alec zu treffen und das auch noch in dieser Situation, das war mehr, als ich erwartet hatte.

Ich blickte zu Alec, der gerade mit seinen Freunden sprach. Plötzlich lagen vier Augenpaare synchron auf mir, und ich wandte den Blick hastig ab. „Mister Sanchez, Mister Garcia und Miss ...?"

„Parker. Meghan Parker", antwortete ich dem Rektor. Er musterte uns drei, und Alec's Freunde waren inzwischen verschwunden. Er stand nur einen Meter neben mir, und selbst diese Nähe war in diesem Moment zu viel. Seine Präsenz brachte mich durcheinander. Wir folgten Mister Wilson in sein Büro, nachdem er uns aufgefordert hatte, ihm zu folgen.

Ich saß in der Mitte, Alec rechts neben mir und der andere Typ links. „So, wer möchte anfangen zu erzählen, was passiert ist?" Ich wartete darauf, dass einer der beiden Jungs das Wort ergriff, doch es kam nichts.

„Meine Herrschaften, ich habe den ganzen Tag Zeit." Die Rivalen schauten sich an, und Mateo begann: „Es ist nichts passiert, Rektor Wilson. Wir haben nur ein bisschen gestritten, das ist alles ein bisschen ausgeartet." Der Direktor sah die beiden skeptisch an, während Alec nur nickte.

„Also gut, wenn Sie sagen, es ist alles in Ordnung, bleibt mir nichts anderes übrig, als Ihnen zu glauben." Ein kurzes Schweigen legte sich über den Raum. „Nur ... erklären Sie mir einmal, was Sie mit der Sache zu tun haben?" Mister Wilson sah mir direkt in die Augen. Bevor ich antworten konnte, sprach er jedoch weiter: „Zudem finde ich es ziemlich komisch, dass ich hier nur eine alte Schülerakte aus 2015 finden kann, Miss Parker."

„Ähm, ja, ich war schon einmal an dieser Schule. Heute ist sozusagen mein erster Tag hier." Ich versuchte, jedes Wort mit Bedacht zu wählen und meine Stimme klar und deutlich zu halten. In mir herrschte eine große Aufregung, denn ich wusste, dass Alec die ganze Zeit über mich beobachtete. Rektor Wilson sah mich ungläubig an. „Es ist Ihr erster Tag, und schon geraten Sie mitten in eine Prügelei?"

Ich wollte gerade antworten, als Alec sich einmischte: „Es war nicht ihre Schuld. Sie hat nur versucht, den Streit zu schlichten." Mein Herz schlug heftig, und ein warmer Schauer lief mir über den Rücken. Alec's Stimme zu hören, kitzelte jeden Nerv in mir. Dass er mich auch noch in Schutz nahm, machte die Situation nur noch komplizierter.

Man sah Rektor Wilson an, dass er nicht wusste, wie er mit uns umgehen sollte – besonders mit mir. Er überlegte kurz und sprach dann: „Nachsitzen, zwei Wochen. Für Sie alle drei." Ich starrte ihn entgeistert an. Wie bitte? Ich hatte doch nichts getan!

Aber ich wusste, es war keine gute Idee, mich am ersten Tag mit dem Direktor anzulegen. Die Jungs nahmen ihre Strafe gelassen hin, als wären sie das gewohnt. Mister Wilson deutete an, dass wir jetzt gehen könnten. Ich verließ das Büro und machte mich auf den Weg zu meinem Chemiekurs, ohne weiter auf Alec zu achten.

Ich wollte dieses Spektakel erst einmal sacken lassen, bis ich hinter mir Schritte hörte. Zuerst fragte ich mich, wer das sein könnte, bis mir die Erkenntnis kam.

Nein, bitte nicht. Nein, bitte nicht. Nein, bitte nicht.

Ich wiederholte dieses Mantra in meinem Kopf und betete, dass meine Befürchtung nicht stimmte. Trotzdem war ich darauf bedacht, nicht zu stolpern, richtig zu atmen und mich nicht seltsam zu verhalten.

Die Schritte wurden lauter und kamen näher. Ich sah bereits die Tür zum Klassenzimmer. Bitte lass diese Person im Raum nebenan Unterricht haben ...

Ich umklammerte bereits den Türgriff, als ich eine Präsenz direkt hinter mir spürte. Langsam drehte ich mich ein Stück zurück und ließ meinen Blick zuerst nach unten wandern, bevor ich ihn Stück für Stück nach oben gleiten ließ. Ich entdeckte volle Lippen, eine leicht schiefe Nase und nahm den Duft von Aftershave und kaltem Rauch wahr. Meine Augen trafen auf das strahlende Grün seiner.

Wir verharrten einen Moment so, bis Alec den Blick abwandte. Ich löste mich aus meiner Starre und öffnete die Tür.

Der gesamte Kurs drehte sich zu uns um und starrte uns an, als wüssten sie, dass wir es in der Besenkammer gerade ordentlich getrieben hätten.

„Ah, Miss Parker, Mister Sanchez. Ich weiß Bescheid, warum Sie zu spät kommen. Sie sind entschuldigt. Ich habe Ihren Mitschülern gerade mitgeteilt, dass wir nun das Projekt für die mündliche Note bearbeiten werden. Sie werden zusammenarbeiten. Bitte denken Sie daran, dass dieses Projekt die Hälfte Ihrer Note ausmacht."

Wir standen immer noch in der Tür, Alec hinter mir, und die ganze Klasse starrte uns an. Jetzt verkündete Mister Less, dass Alec und ich bis zum Ende des Halbjahres Chemiepartner wären. Was für eine Ironie.

Ich konnte Alec's Begeisterung förmlich in meinem Rücken spüren. Sein lautes „Ich glaub's nicht" konnte schließlich nur pure Freude bedeuten, oder?

Ich schloss die Augen und wünschte mir, ich wäre in einem anderen Buch.

Second Chance -pausiert-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt