Der besondere Hut

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Nachdem ich Alec gestern so stehen gelassen hatte, war ich nach Hause gegangen und habe mich mit meinem Fernseher und meinem Bett vergnügt.

Nicht zu vergessen, dass ich eine Stunde für den Heimweg gebraucht habe, da wir uns am anderen Ende der Stadt befanden hatten. Mein Samstagabend verlief also relativ entspannt, da zumal Mom und Dad nicht zuhause waren. Irgendwelche Freunde hatten sie zum Essen eingeladen. Das sie momentan überhaupt Freunde besaßen, obwohl sie bisher kein Wort über diese verloren hatten, war mir auch ein Rätsel geblieben.

Als ich gerade in der Küche stand, um mir die andere Hälfte der Chipspackung in meine Schüssel zu füllen, stand ich vor dem Küchenfenster und hörte ein Auto in der Auffahrt nebenan parken. Ich sah hinauf, und konnte einen deprimierten Alec beobachten. Was war denn jetzt wieder los? Dieser Junge hatte schlimmere Stimmungsschwankungen, als eine hochschwangere Frau, deren Geburtstermin bereits lange fällig war.

Während ich zu ihm hinaus sah, bemerkte ich, dass ich anstatt der Schüssel alles andere getroffen hatte und die Chips somit überall verteilt waren. Na Super. Vor mir hatte ich also einen Küchentresen voller Chips, gefolgt von einem Boden voller Krümel. Ich schenkte dem männlichen Wesen keine Beachtung mehr, und machte mich daran den Dreck wegzuräumen.

Ich bückte mich gerade, um den Staubsauger auszuschalten, als ich wieder hochkam, und mir mein Herz vor Schreck in die Hose gerutscht ist. Vor unserem Küchenfenster stand ein fies dreinblickender Alec.

Ich schrie auf und hielt mir die Hand an die Brust, doch bevor ich noch etwas erwiedern konnte, deutete er mit einem leichten Kopfnicken nach rechts, dass ich ihm die Tür aufmachen sollte.

Oder meinte er, dass ich zu ihm nach draußen kommen soll? Aber, wenn er will, dass ich ihm die Tür aufmache, hätte er auch einfach klingeln können?

Ach Meg, ich mache schon wieder alles viel zu kompliziert. Ich machte mich also auf den Weg Richtung Haustür und öffnete diese. Ich wartete sicherheitshalber ein paar Sekunden, da ich mir immer noch nicht sicher war, ob ich hier warten soll und er zu mir kam, oder ob ich zu ihm soll.

Als jedoch immer noch keine Spur von ihm war, schlüpfte ich in die Hauslatschen die vor der Tür standen und begab mich um die Ecke.

,,Alec was willst D-", ich konnte meinen Satz nicht beenden, da ich zugleich einen Lachkrampf des feinsten bekam, als auch schockiert war.

Vor mir stand Alec.

Mit unserem Entschuldigungshut.

,,Ja Ha-Ha. Sehr witzig ich weiß.", entgegnete er nur monoton während ich einfach nur herzhaft weiter lachen musste. Dieser Anblick war einfach nur zu schön um wahr zu sein. Ich war verwundert, dass er diesen Hut immer noch besaß und ihn aufbewahrt hatte, nach so langer Zeit. An diesem Hut hingen immerhin auch sehr viele Erinnerungen. Sowohl schöne, als auch traurige. Dennoch konnte ich mir mein Lachen nicht verkneifen. Diese Situation war einfach überwältigend.

,,Würdest du auch mal kurz aufhören? Schließlich habe ich dieses dämliche Ding nicht umsonst auf". Ich ließ mein Lachen langsam leise verklingen, jedoch nicht ohne mir meine Hand über meinen Mund zu halten. Ein breites Grinsen war in meinem Gesicht immer noch zu sehen.

Ich hob die Augenbraue leicht hoch, als Zeichen, dass er anfangen könnte.

,,Meg. Ich weiß wir haben noch vieles zu klären, und die Situation ist momentan nicht einfach zwischen uns", ich nickte langsam und hörte ihm aufmerksam zu, "aber ich möchte mich dennoch bei dir entschuldigen. Du warst wirklich seit Tag 1 seit dem du hier bist, mir fair gegenüber, während ich mich dir gegenüber sehr komisch verhalten hab'. Das weiß ich. Nur bitte zwing mich nicht jetzt, mich dir damit zu erklären. Ich finde diese Gespräche sollten wir mit der Zeit führen." Er machte eine kurze Pause. Vermutlich dachte er, dass ich ihn jetzt auslachen und weg schicken würde, anhand seines verunsicherten Gesichtsausdrucks. Doch so etwas könnte ich nie bringen, vor allem nicht bei ihm.

,,Und ich weiß, dass es nicht in Ordnung ist, dass ich dich wie 'ne Fremde auszahlen wollte. Ich weiß, dass es im Dienste der -Freundschaft- war", fügte er noch zu, um die Stimmung etwas aufzulockern.

,,Hör zu. Ich weiß, es gibt momentan vieles", ich wurde kurz von einem lauten Knall unterbrochen, doch ließ mich nicht beirren :,, vieles zu bereden. Doch ich bin der selben  Meinung wie du. Wir sollten diese Gespräche mit der Zeit führen".

Er nahm den Hut erleichtert ab und sagte:,, Also das heißt, dass du gerne wieder den Platz als einer meiner  Freundin einnehmen willst? Also naja ... so gut das halt geht nach 3 Jahren funkstille", er hielt mir mit seinem arroganten Lächeln die Hand entgegen. Ich lächelte ihn ebenso zurück an, ließ meine Hand jedoch kurz bevor ich einschlug zurück durch meine Haare gleiten.

,,Ich glaub'dass überleg ich mir nochmal"

,,Hast du mir grad echt einen Korb gegeben?" gab er gespielt entsetzt.

,,Mhhm ... vielleicht. Erträgt das dein viel zu großes Alec-Ego etwa nicht?", erwiederte ich in einem ärgernden Ton.

Er schüttelte nur grinsend seinen Kopf. ,,Ach ja, Danke das du für Raphael eingesprungen bist. Keine Ahnung wieso mich dieser Pendejo im Stich gelassen hat". Alec steckte seine Hände in die Hosentasche und fing an zu laufen. Gott, dieser Junge musste immer in Bewegung sein.

,,Hey, sieh doch darin etwas gutes. Wäre er aufgetaucht, wäre ich nicht eingesprungen. Und dann, würden wir wahrscheinlich nicht hier stehen".

,,Parker immer das Positive in allem sehen".

,,Tja Sanchez, und du siehst immer nur das Negative".

Wir beide waren einfach komplette Gegensätze. Bei mir war das Glas halb voll, während bei Alec das Glas nie voll gewesen war. Er musste immer in Bewegung sein, ich blieb auch gerne einfach mal stehen.

Wahrscheinlich machte auch das uns aus, dass wir beide uns einfach ergänzten.

Wir unterhielten uns über banale Sachen, während wir einen Kreis um mein Haus liefen. Es war wirklich schön, sich mit Alec zu unterhalten. Klar war es nicht so wie früher, dafür waren wir beide noch viel zu befangen. Aber dennoch war es einfach schön. Es tat einfach gut.

,,Wie geht es deiner Mutter?". Er deutete auf ihren Krebs an. Mir war gar nicht bewusst, dass er davon in Kenntnis gesetzt war.

Er löste meine Ahnungslosigkeit indem er hinzufügte:,,Mom hat es mir erzählt".

,,Es geht ihr soweit ganz gut". Klar, war das nicht die ganze Wahrheit, aber ich war noch nicht bereit die ganzen 3 Jahre in zwei Minuten auf dem Tisch preis zu geben. Aber ich wusste, dass er dafür Verständnis haben würde. Schließlich, wusste ich bis vor kurzem auch nichts von der Existens seiner Schwester.

,,Okey. Ich sollte dann langsam mal rüber", versuchte Alec das Gespräch nach einer etwas unangenehmen Stille zu Ende zu bringen. Ich wollte mich gerade verabschieden und die Tür öffnen, als ich merkte, dass etwas nicht stimmte.

Ihr erinnert euch an den Knall von vorhin? Das war meine Tür.

Ich hatte mich ausgesperrt.

Second Chance -pausiert-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt