Kapitel 11 | Abschied - 24 VSY / 7953 C.R.C.

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Karina und Saalia saßen gerade zusammen im Garten und meditierten eine Weile, um ihre innere Mitte zu finden. Als sie fertig waren rückte Saalia sofort nah neben Karina und lächelte sie breit an. Karina war das etwas unangenehm und sie fragte: „Möchtest du mir etwas erzählen?" Saalia stand auf und fragte geheimnisvoll: „Fällt dir etwas an mir auf?" Karina musterte sie von oben bis unten. Sie konnte nichts Auffälliges an Saalia entdecken. „Du...trägst dein Lichtschwert jetzt rechts anstatt links?" Saalia sah verwirrt an ihrem Gürtel runter. „Was? Nein, sieh mal hier...", sagte Saalia etwas beleidigt und zeigte hinter ihren rechten orangefarbenen Lekku. Jetzt sah Karina endlich, worauf Saalia hinauswollte. „Du hast einen Padawanzopf! Wer ist dein Meister? Los erzähl' mir alles!" Saalia lächelte stolz. „Es ist Meister Bolla Ropal!", antwortete sie voller Stolz. Karina stutzte und meinte etwas beschämt: „Verzeih' mir, aber...der Name sagt mir überhaupt nichts." Saalia rollte nur mit den Augen und setzte sich wieder gegenüber von Karina auf den Boden. „Meister Ropal ist Hüter eines Kyberkristalls mit einer Liste von zukünftigen Jedi-Generationen. Hat mir Madam Jocasta jedenfalls erzählt. Allerdings sind die Daten auf diesem Kristall ohne Holocron nicht lesbar und somit ziemlich wertlos. Da aber Holocron und Kristall zusammen, in den falschen Händen, gefährlich sein können, werden die Kristalle von ausgewählten Jedi-Meistern beschützt.", „Wie überaus aufregend.", sagte Karina mit großen Augen und sah Saalia begeistert an. „Ich weiß. Ich fühle mich sehr geehrt von ihm ausgewählt worden zu sein.", erklärte Saalia mit stolzer und ehrfürchtiger Stimme. Plötzlich änderte sich Karinas Blick schlagartig von begeistert zu besorgt. Saalia bemerkte dies natürlich. „Was hast du, Karina?", fragte sie ihre Freundin vorsichtig. „Ich freue mich für dich, Saalia. Das tue ich wirklich! Es ist nur...ihr habt alle schon eure Meister, die euch ausgesucht haben. Du wurdest von Meister Ropal erwählt, Hezekiah von Meister Tiin, Nivian von Meister Koth, Creegan von Meisterin Unduli. Ich mache mir nur Sorgen, dass mich vielleicht niemand zur Padawan nimmt. Und, dass ich dann zu den Corps muss...", antwortete Karina und ihre Stimme klang besorgt. Saalia lachte mitleidig und beruhigte Karina. „Süße, du bist erst elf Jahre alt. Du hast noch zwei Jahre bis dahin. Außerdem...Ahsoka und Swa-Lu haben auch noch keine Meister! Du bist also nicht allein. Mach' dir keine Sorgen dich erwählt schon noch jemand zur Padawan. Und bis dahin...lerne. Genieße dein Training. Sei höflich." Saalia legte Karina tröstend eine Hand auf die Schulter. Karina sah sie an und nickte. „Du hast recht. Danke, Saalia. Manchmal denke ich einfach zu viel nach.", meinte Karina und stand auf. Saalia stand ebenfalls auf. „Wohin gehst du jetzt?", „Ins Archiv und lernen.", „Es gibt einen neuen Code. Warte kurz ich schreibe ihn dir auf...", sagte Saalia und holte eine kleine Holokarte aus der kleinen Tasche an ihrem Gürtel. Sie tippte darauf eine Kombination ein und gab Karina die Holokarte. „Bitte sehr. Ach, und Karina...bitte sei vorsichtig. Ich will keinen Ärger.", mahnte Saalia sie. Karina lächelte zuversichtlich und erwiderte: „Ich bin immer vorsichtig." Saalia warf ihr noch einen letzten warnenden Blick zu. Dann ging sie in Richtung Archiv, während Saalia zurück zu ihrem Quartier ging.

Im Archiv angekommen schnappte Karina sich, wie immer, ein paar Bücher, die sie vom Titel her interessierten, und setzte sich an einen der vielen Tische im Archiv. Sie nahm sich diesmal Bücher über Mandalore aus den Regalen. Sie wollte mehr über ihre Heimat erfahren, allerdings eher über die Vergangenheit des Planeten, als über die Mandalorianer selbst. Sie stieß dabei auf den Mandalorianer-Jedi-Krieg. „Aha. Frieden schaffen mit Waffen. Gute Idee.", flüsterte Karina sarkastisch zu sich selbst und machte sie wieder ein paar Notizen in ihrem kleinen Buch. Nachdem Karina ihre drei Bücher, die sie sich aus den Regalen genommen, gelesen hatte ging sie nach oben in die Abteilung mit dem, für sie eigentlich, unzugänglichen Wissen und laß im vorbeigehen, die Titel der Bücher. Dann fand sie ein Buch, welches sie interessierte. Es trug den Titel 'Die Legende der Machtwächter'. Machtwächter. Das klang so ehrerbietig und so mächtig. Karina schlug das Buch auf und stellte fest, dass darin vieles gestrichen war. Aber was sie rausfand war, dass diese Machtwächter keine Legende waren, sondern wirklich existierten. Es gab die Tochter, die die helle Seite verkörperte, den Sohn, der die dunkle Seite verkörperte und den Vater, der sie im Gleichgewicht hielt. Es soll auch noch eine vierte Person gegeben haben, die eine Art Mutter für die Tochter und den Sohn war. Die Legende sagte, sie solle Angst gehabt haben alt zu werden und zu sterben, und somit ihre Familie zu verlieren. Also badete sie im Wasser des Wissens und wurde zu einem abscheulichen Biest namens Abeloth. Ob und wo die Machtwächter nun lebten wusste man nicht genau, aber es hieß sie hätten sich auf einem Planeten namens Mortis zurückgezogen. Den hätte aber noch niemand gefunden und somit konnte man diese Geschichte nicht hundertprozentig verifizieren. Karina fesselte die Erzählung dennoch und sie schrieb sich alles ganz genau in ihrem Buch auf. Plötzlich hörte sie Stimmen. Sie verriegelte schlagartig das Buch und hörte sich um, wo die Stimmen herkamen. Eine der Stimmen, kam ihr ziemlich vertraut vor. Es war Hezekiahs Stimme! Er klang ziemlich aufgebracht. Karina stellte das Buch zurück ins Regal, dann folgte sie seiner Stimme und fand ihn zwischen den Regalen mit seinem Meister. Sie schienen zu diskutieren. Was war da wohl los? Karina schlich sich von hinten rum näher an die beiden heran, um das Gespräch belauschen zu können. Sie wusste, dass sie keine Gespräche belauschen sollte, besonders keine von Jedi-Meistern, aber ihre Neugier siegte über den Anstand.
„Meister, es tut mir aufrichtig leid, aber ich schaffe es nicht mehr mit mir ins Reine zu kommen."
„Warst du denn schon bei Großmeister Yoda, wie ich es dir geraten habe?"
„Ja, aber ich schaffe das wirklich nicht, Meister! Ich spüre sie fast die ganze Zeit in mir. Diese Wut...diesen Zorn."
„Hezekiah, gehe nochmal in dich! Du darfst dich nicht der dunklen Seite hingeben. Du musst deine Gefühle und den Schmerz von dir lösen. Ich glaube an dich, mein Schüler!", sagte Meister Tiin und packte Hezekiah an den Schultern. Hezekiah nahm die Hände seines Meisters von seinen Schultern und sagte: „Meister...ich habe lange darüber nachgedacht. Mein Kopf ist voller Gedanken und Dingen, die ich nicht verstehe. Ich verstehe die Republik nicht. Ich verstehe selbst die Jedi nicht mehr. Ich brauche Zeit mich zu sortieren, alles zu ordnen und zu verstehen. Ohne die Jedi...und ohne Euch. Ich weiß alles zu schätzen, was Ihr für mich getan habt. Ihr seid mir ein guter Lehrer gewesen. Aber ich muss meinen Platz in all dem finden..." Meister Tiin sah seinen Padawan verständnisvoll an und fragte ihn: „Und du bist dir mit deiner Entscheidung wirklich sicher, Hezekiah?" Der Gotal antwortete mit einem Nicken und sah seinen Meister dankend, aber auch ein wenig traurig an. „Also gut...ich kann dich nicht aufhalten. Wenn du der Meinung bist, dass du einen anderen Weg gehen musst, dann möge die Macht dich leiten und mit dir sein, mein junger Padawan. Aber vergiss nicht. Ich bin jederzeit hier, wenn du gefunden hast wonach du suchst.", „Ich danke Euch, mein Meister.", antwortete Hezekiah dankend. Hezekiah ging die Treppen hinunter Richtung Ausgang des Archivs. Karina war schockiert. Hatte sie das alles gerade wirklich gehört? Möchte Hezekiah wirklich den Jedi-Orden verlassen? Was für einen inneren Konflikt hatte er, den er nicht überwinden konnte? Und wie lange schon? Karina wollte Hezekiah hinterhergehen und ihn fragen was los war, aber sie lief Meister Tiin direkt in die Arme, der sie hinter den Regalen entdeckt hatte. „Jüngling! Was machst du hier? Du darfst dich auf dieser Etage nicht aufhalten." Karina geriet in Verlegenheit. Sie musste sich schnell eine Ausrede einfallen lassen. „Verzeiht mir, Meister Tiin. Ähm...Creegan, ich meine Padawan Paarek, hat mich darum gebeten ihm ein bestimmtes Buch aus dem Archiv zu bringen. Das hier!" Karina zeigte auf eines der Bücher und nahm es aus dem Regal. „Flora und Fauna von Felucia...", laß Karina den Titel des Buches vor und lächelte ihn beschwichtigend an. Meister Tiin sagte nichts, was Karina zweifeln ließ. Glaubte er ihr die Ausrede? „Dann würde ich ihm das Buch an deiner Stelle sofort bringen.", sagte er und drehte sich um. Allerdings hielt Karina ihn auf. „Meister Tiin, ich habe eine Frage." Er drehte sich wieder zu Karina um. „Ich wollte Euer Gespräch mit Eurem Padawan nicht belauschen, aber geht es Hezekiah gut?"
„Wie viel hast du gehört?"
„Nicht viel...", log Karina und wartete auf die Antwort Meister Tiins. „Er hat sich dazu entschlossen einen anderen Weg einzuschlagen." Karina schaute ihn mitleidig an. „Das tut mir leid, Meister.", „Danke, Jüngling.", antwortete er und ging seiner Wege. „Ach, Jüngling. Eine Sache noch...einen Jedi-Meister zu belügen ist keine gute Idee. Es könnte weitreichende Konsequenzen mit sich bringen.", fügte er an Karina gewandt hinzu und sie lief sofort rot an. Natürlich. Sie hätte es eigentlich besser wissen müssen. Sie hatte Glück, dass Meister Tiin sie mit einer Verwarnung ziehen ließ. Und zum Glück wusste er nicht, dass Karina einen Schlüssel für die Bücher hatte. Dann fiel ihr Hezekiah wieder ein und sie rannte nach unten in Richtung Ausgang des Jedi-Tempels.

„Hezekiah! Hezekiah Walsh!", rief Karina ihm hinterher und er hielt an und drehte sich zu ihr um. „Was möchtest du, Karina?" Karina rannte die letzten Schritte und atmete erstmal tief ein und aus, da sie etwas aus der Puste war. „Ich habe das Gespräch mit deinem Meister gehört! Warum möchtest du uns verlassen?" Hezekiah drehte sich um und ging weiter. „Dieses Gespräch war nicht für deine Ohren bestimmt.", antwortete er ein wenig erbost, aber Karina folgte ihm weiterhin. „Du hast einen inneren Konflikt. Bitte erzähle ihn mir! Vielleicht kann ich dir helfen."
„Du kannst mir nicht helfen. Niemand kann das.", antwortete Hezekiah kühl.
„Bitte! Du kannst es mir doch erzählen, wenn ich dich schon nie wieder sehen werde."
Hezekiah seufzte.
„Na gut. Hat man dir schonmal erzählt wie ich hierher kam?"
„Nein.", antwortete Karina knapp.
„Ich war fünf Jahre alt, genau wie du damals. Mein Onkel wurde von Kopfgeldjägern getötet. Und ich habe einen der Kopfgeldjäger getötet. Ich kam zuerst in ein Waisenhaus auf Coruscant und dann hierher. Ich habe meinen Onkel nie vergessen. Er war wie ein Vater für mich, denn meine Eltern kannte ich nicht. Er war die einzige Familie, die mir geblieben war. Ich habe vor einigen Monaten herausgefunden, dass die Kopfgeldjäger, die meinen Onkel getötet haben von der Republik geschickt wurden. Er hatte Schulden, sehr hohe Schulden. Aber das ist für mich kein Grund jemanden zu töten! Sie hatten kein Recht dazu ihm sein Leben zu nehmen!" Hezekiahs Miene verdunkelte sich und Karina spürte, dass ein Sturm in ihm tobte. Sie umarmte ihn und er blieb stehen. Er wehrte sich nicht gegen die Umarmung. Karina spürte, dass er etwas ruhiger wurde. Sie ließ ihn los und sah ihn an. „Bitte bleib' hier. Wir sind doch deine Familie!", flehte Karina und sah ihn bittend an. Doch Hezekiah schüttelte mit dem Kopf. „Nein...", flüsterte er und ging weiter. Karina kamen die Tränen. Sie dachte sie könnte ihn wirklich zum bleiben bewegen. „Wo wirst du nun hingehen?", fragte Karina ihn und ihr kamen noch mehr Tränen. Er antwortete: „Ich habe keine Ahnung..." Schweigend gingen sie zur großen Treppe, die zum Jedi-Tempel hinauf führte.

Sie kamen an der großen Treppe vor dem Jedi-Tempel an. Karina weinte immer noch und sah ihn an. Kurz vor der Treppe drehte Hezekiah sich nochmal zu Karina um und sagte: „Auf Wiedersehen, Karina! Und möge die Macht mit dir sein!", „Mit dir auch...", rief Karina und sah ihm noch lange, unter Tränen, nach.

Die Töchter des Obi-Wan KenobiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt