Kapitel 1 | Die Lüge - 35 VSY / 7942 C.R.C.

723 35 3
                                    

Ein Jahr war nun vergangen und die Nachricht, dass die Herzogin von Mandalore zwei Töchter bekommen hatte, war nun auch auf Coruscant angekommen. Jedi-Meister Qui-Gon Jinn und Jedi-Padawan Obi-Wan Kenobi liefen gerade durch das Senatsgebäude und waren auf dem Weg zu Kanzler Valorum als Obi-Wan unbeabsichtigt dem Gespräch von zwei Senatorinnen lauschte. „Hast du schon die Töchter der Herzogin von Mandalore gesehen?", fragte die Eine. „Ja! Was für goldige kleine Mädchen!", erwiderte die Andere und mehr hörte Obi-Wan auch nicht, da die Senatorinnen bereits außer Reichweite waren. „Satine hat zwei Töchter? Ich sollte sie mal wieder besuchen. Schauen wie es ihr und Mandalore geht.", dachte Obi-Wan bei sich und folgte seinem Meister weiter in Richtung Kanzler. Meister Jinn bedachte seinen Schüler mit einem prüfenden Seitenblick. Obi-Wan bemerkte dies, wollte aber nichts sagen. Und zu seinem Glück fragte Qui-Gon Jinn ihn auch nicht.

Nach dem Treffen mit dem Kanzler, flog Obi-Wan direkt nach Mandalore, da Meister Jinn mit einer Mission beauftragt wurde, die er ohne seinen Schüler antreten sollte. Obi-Wan stieg in ein kleines Schiff und machte sich auf den Weg nach Mandalore.

Auf Mandalore angekommen, bat er um eine Audienz bei der Herzogin. Er wurde von einer der Palastwachen zum Thronsaal geführt. Der Thronsaal war, zu diesem Zeitpunkt, ein spärlicher kleiner Raum, in dem nur ein kleiner, grauer Thron stand. Sonst nichts weiter. Zudem schien sich der Thronsaal noch im Ausbau zu befinden, da man von außen Arbeiter sehen konnte, die an der Fassade arbeiteten. Die Herzogin war nicht im Thronsaal anzutreffen. Ein Kindermädchen sagte ihnen sie befände sich im Kinderzimmer bei ihren Töchtern. Sie führte Obi-Wan zur Herzogin ins Kinderzimmer. „Euer Hoheit.", sagte sie und machte eine ehrerbietige Verbeugung. Die Herzogin drehte sich mit ihrer Tochter auf dem Arm zu ihr um. Als sie Obi-Wan schräg hinter dem Kindermädchen sah, war sie überrascht. Die Beiden hatten sich schließlich seit fast zwei Jahren nicht mehr gesehen. Was er wohl hier wollte? „Dieser Jedi wünscht Euch sprechen, Herzogin.", „Vielen Dank, Sapphire.", sagte Satine und deutete ihr mit einem Nicken, dass sie nun gehen könnte. Sapphire tat wie ihr befohlen und ließ Herzogin und Jedi alleine zurück. „Meister Kenobi. Welchem Anlass verdanke ich Euer kommen?" Obi-Wan stand ein wenig verlegen da. Er war ein wenig überwältigt von dem Anblick ein Kind auf Satines Armen zu sehen.
„Ich wollte mich nach Mandalore und seiner Wirtschaft erkundigen. Wie geht es Euch und Mandalore?", fragte er ein wenig verlegen. Satine schien dies gekonnt zu ignorieren und antwortete reserviert und knapp: „Erheblich besser, seit Eurem letzten Besuch." Kurzes Schweigen. Die Situation war beiden sichtlich unangenehm. Zwei Jahre waren keine lange Zeit oder doch eine lange Zeit, denn keiner wusste so recht, was er oder sie dem Anderen sagen sollte. Obi-Wan sah schließlich zu dem kleinen Mädchen auf Satines Arm. „Wie ich sehe hast du jetzt eine Tochter.", „Zwei Töchter, um genau zu sein.", korrigierte Satine. Obi-Wan wurde langsam nervös. Der eigentliche Grund für sein kommen war, dass er vermutete die beiden Mädchen könnten seine Kinder sein. Er musterte das kleine Mädchen und versuchte eine Ähnlichkeit zu ihm finden. Schließlich fragte er direkt: „Das sind doch nicht etwa meine, oder? Also, ich meine—"
„Nein.", log Satine und die Antwort kam etwas zu schnell aus ihrem Mund. Obi-Wan zog unmerklich eine Augenbraue hoch. „Mein Mann ist vor einigen Monaten leider verstorben.", setzte Satine hinzu. Sie fühlte sich ertappt, weshalb ihr vor Schreck diese Notlüge herausrutschte. Nun ja völlig gelogen hatte sie nicht. Einer ihrer Palastwachen, den sie vor dem mandalorianischen Volk als Vater von Satines Töchtern ausgegeben hatten, starb vor einigen Monaten bei einem Anschlag auf Kalevala.
„Mein Beileid über Euren Verlust.", bekundete Obi-Wan sein Mitgefühl. Aber die Antwort Satines schmerzte ihn dennoch. Dass sie ihn scheinbar so schnell vergessen und ersetzt hatte, versetzte seinem Herz einen Stich. Satine setzte ihre kleine Tochter, die sie zuvor auf dem Arm hatte, auf den Boden zu einigen Bauklötzen.
„Obi-Wan, was willst du wirklich hier?"
„Ich habe Euch mein Anliegen bereits genannt, Herzogin."
„Und das soll ich dir nun glauben?", fragte Satine unhöflicher als sie eigentlich wollte. Sie hoffte inständig, dass Obi-Wan ihre Lüge durchschaut hatte. Denn wenn sie jetzt sagen würde, dass sie gerade gelogen hatte, wie würde sie dann dastehen? Für sie gab es jetzt kein zurück. „Warum musst du gleich wieder so schnippisch sein?", fragte Obi-Wan genervt. „Ich bin überhaupt nicht schnippisch! Ich—" Satine brach mitten im Satz ab, denn Obi-Wan schielte auf einmal zu dem kleinen Mädchen hinter ihr. Jetzt drehte sich auch Satine um und sah, dass die Bauklötze, die zuvor auf dem Boden lagen, in der Luft schwebten. Direkt vor ihrer Tochter. Das kleine Mädchen lachte beherzt und schaute fasziniert zu den Bauklötzen hoch. „Ist das dein Werk?", fragte Satine und hoffte inständig, dass es nicht von ihrer kleinen Tochter ausging. Obi-Wan sah die Kleine erstaunt an und sagte: „Sie hat ein Gespür für die Macht!" Er ging auf sie zu und kniete sich vor ihr hin. Satines Befürchtung hatte sich, zu ihrem Missfallen, bewahrheitet. „Musst du sie jetzt mit nach Coruscant nehmen?", fragte Satine besorgt. Ihre Tochter war kaum ein Jahr alt und nun sollte sie sie schon wieder weggeben? Gewiss nicht. Obi-Wan sagte nichts, setzte sich vor Karina hin und hielt ihr seine Hand hin, die die Kleine auch lachend ergriff. Daraufhin fielen die Bauklötze wieder zu Boden und direkt zwischen dem Mädchen und Obi-Wan. Das Mädchen lachte laut und klatschte begeistert mit ihren kleinen Händen. Oder versuchte es jedenfalls. „Wie heißt du denn, meine Kleine?", „Karina.", antwortete Satine an Stelle ihre Tochter. Obi-Wan lächelte die kleine Karina an und antwortete auf Satines vorige Frage: „Ich werde sie hier bei ihrer Familie lassen...vielleicht muss sie nie zur Jedi-Ausbildung." Satine seufzte erleichtert auf und bedankte sich. Obi-Wan sah Karina in ihre strahlend blauen Augen. Sie lächelte ihn immer noch an und legte nun ihren Kopf schief. Obi-Wan lächelte zurück und legte seinen Kopf ebenfalls ein bisschen schief. Satine musste grinsen. Es war irgendwie süß mitanzusehen. Es schien als hätten sie bereits einen Draht zueinander, obwohl sie sich gerade erst kennengelernt hatten. Obi-Wan stand wieder auf und wandte sich zum Gehen um. Karina schaute verwundert zu ihm auf und warf ihren schweren Kopf so weit in den Nacken, dass sie auf den Rücken plumpste. „Uh-oh.", sagte die kleine Karina und rollte sich mühsam auf den Bauch. Obi-Wan warf einen letzten Blick auf das kleine Mädchen. Dann sah er zu Satine. „Auf Wiedersehen, Obi-Wan.", „Auf Wiedersehen, Herzogin.", verabschiedete sich auch Obi-Wan und verbeugte sich zum Abschied. Als sie sich sicher war er wäre außer Reichweite, widmete sich Satine nun wieder ihrer Tochter, nahm sie auf den Arm und sagte zu ihr: „Dann wirst du wohl leider eine Jedi wie dein Vater, Adi'ka.", und guckte sie dabei besorgt an. Karina sah nur fragend in das Gesicht ihrer Mutter und hielt dabei einen der Bauklötze in ihrer Hand. Sie konnte noch nicht verstehen was gerade vor sich ging.

Die Töchter des Obi-Wan KenobiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt