Kapitel 20 | Ruhe in Frieden

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Es war bereits Abend. Heute war ein ziemlich grauer Tag gewesen. Er passte eigentlich ganz gut zu dem traurigen Anlass. Die Beerdigung von Korkies Vater. Sie fand auf Kalevala statt, wo er und seine Geschwister geboren wurden. Es waren viele Leute versammelt. Sie bildeten einen langen Straßenzug — durch ihn fuhr ein geschlossener Sarg. Der Deckel war aus dickem Glas, sodass man den Toten noch sehen konnte. Er war schön mit traditionellem mandalorianischen Schmuck verziert. Hinter dem Sarg wanderten Familie und Angehörige des Toten. Vorne an Korkie und seine Mutter, dicht gefolgt von Satine und Jasmine. Karina konnte der Trauerfeier nicht beiwohnen, da sie nichts vom Tod ihres Onkels wusste. Doch selbst, wenn sie Bescheid wüsste, hätte sie nicht dabei sein können, da dies ihre Pflichten als Jedi vernachlässigen würde. Die Bewohner Kalevalas, aber auch Familie und Angehörige, hielten alle jeweils eine quaderförmige Kerze in der Hand. Die Kerzen der Bewohner waren weiß, die von Familie und Angehörigen grau. Grau symbolisierte bei den Mandalorianern Trauer um eine geliebte Person. In diesem Fall um Korkies Vater. Die Trauerfeier war so still, dass man lediglich das weite Meer rauschen hörte. Durch das Rauschen des Meeres drang der Klang einer Beskarflöte und eines Hallikset. Sie spielten eine traditionelle Melodie, die die Mandalorianer üblicherweise spielten, wenn sie jemanden aus ihrem Familienkreis verloren hatten. Der Sarg und der Trauerzug bewegten sich immer weiter auf eine Art geschmückten Scheiterhaufen zu. Als sie dort ankamen blieb der Sarg direkt vor dem Scheiterhaufen stehen. Familie und Angehörige des Toten stellten sich im Kreis um den Scheiterhaufen herum. Zwei Palastwachen hievten den Toten aus seinem Sarg und legten ihn auf den Scheiterhaufen. Er war wie ein Bett aus Stroh und weißen Callas hergerichtet worden. Das Stroh durchtränkt von Brennspiritus. Die Wachen entfernten sich wieder von dem Toten und an ihre Stelle trat ein Priester, der eine kleine Rede über den Verstorbenen hielt. „Wir alle haben uns heute aus einem betrüblichen Grund hier eingefunden. Wir wollen Abschied nehmen. Abschied von einem Vater, Ehemann, Bruder, Onkel und einem guten Freund..." Jasmine lauschte nicht weiter den Worten des Priesters, denn sie war zu tief in ihre Gedanken versunken. Sie wollte immer noch nicht wahrhaben, dass ihr Onkel wirklich tot war. Sie rechnete, damit, dass er jeden Moment aufwachte und sie ihn wieder in die Arme schließen konnte. Dass er nur wieder einen seiner Späße trieb, auch wenn dies ein morbider Spaß wäre. Jasmine hätte geweint, aber sie hatte schon all ihre Emotionen Tage vor der Trauerfeier rausgelassen. Jasmine starrte konzentriert auf die rote Calla in ihrer Hand. In ihrem Kopf wandelten gerade nur Trauer und alle Erinnerungen an ihren Onkel Kreuz und Quer durcheinander. Sie wurde aus ihrer Trance geweckt, als ihre Mutter ihr eine Hand auf den Rücken legte. Sie sah Jasmine tief in die Augen und deutete ihr nach vorne zu gehen und ihre Blume in die Hände ihres Onkels zu legen. Sie ging langsam auf den Scheiterhaufen zu und wurde nervös. Er sah wirklich so aus als würde er nur schlafen, allerdings war er viel blasser als sonst. Jasmine sah auf seine Hände. Sie waren gefaltet und hielten bereits eine rote Calla, die Korkie seinem Vater in die Hände gelegt hatte. Jasmine nahm eine Hand hoch und legte ihm ihre Blume in die Hände. Seine Hände waren eiskalt, weshalb Jasmine erschrak. Sie neigte ihren Kopf näher über seinen und flüsterte: „Nu kyr'adyc, shi taab'echaaj'la...", und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. Sie ging zurück zu ihrer Mutter, die sie liebevoll in den Arm nahm, um sie zu trösten. Nun lief Jasmine doch eine kleine Träne über die Wange, die sie sofort wegwischte. Als Nächstes gingen die anderen Angehörigen auf den Verstorbenen zu und erwiesen ihm die letzte Ehre, indem sie ihre Kerzen um sein Totenbett herum platzierten. Sie stellten sich zurück in den Kreis, den sie gebildet hatten und sahen zu wie der Scheiterhaufen Feuer fing. Jasmine sah zu Korkie herüber, der wie in Trance in die Flammen starrte und sich keinen Zentimeter regte. „Denkst du Korkie wird es verarbeiten können?", fragte Jasmine ihre Mutter und sah sie verzweifelt an. Sie machte sich große Sorgen um ihren Cousin. „Es wird nicht leicht für ihn, aber er schafft das. Sein Vater wird weiterleben dadurch, dass wir uns an ihn erinnern." Jasmine nickte verstehend und starrte selbst wieder in die Flammen. Auf eine unheimliche Art und Weise wirkte das Feuer auf sie ruhig und befreiend.

Einige Tage nach der Beerdigung konnte auch endlich die Ursache des Attentats auf die Schiffe geklärt werden. Es war kein Akt der Death Watch. Es gab technische Probleme auf zweien der Schiffe und jenes Problem war dem Konzern und dem Konzernchef sogar bekannt, jedoch wurde die Gefahr fälschlicherweise als gering und unwahrscheinlich eingestuft. Die traurige Wahrheit war also menschliches Versagen. Die Familie und auch einige der Überlebenden machte dies — selbstverständlich — wütend und es gab einen großen Aufstand. Darauf konnte natürlich nur ein logischer Schritt folgen: die Entlassung des Konzernchefs und aller Beteiligten am Bau der Schiffe. Kurzgesagt wurden über zwei Drittel der Firma entlassen und ausgewechselt. Die Herzogin kümmerte sich persönlich um die Entlassung der Verantwortlichen. Die Überlebenden mussten natürlich entschädigt werden. Korkies Mutter jedoch verzichtete auf ihren Anspruch, da sie kein Geld benötigte. Es brachte ihr ihren Ehemann schließlich auch nicht wieder zurück. Und Korkie seinen Vater nicht. Dem Ruf der Firma würde dies natürlich immensen Schaden einbringen, und das nicht nur auf Kalevala oder im Mandalore-System, sondern galaxisweit. Kalevala ist in der Galaxis sehr angesehen für seine exzellenten und einzigartigen Schiffe. Von Kreuzern hin zu Speedern und Transportschiffen. Hoffentlich konnte der neue Konzernchef den alten Ruf der Firma wiederherstellen und würde nicht den gleichen törichten Fehler, wie sein Vorgänger begehen.
„Und es gibt keine Spur auf ein mögliches Attentat auf meinen Mann?", fragte Korkies Mutter. „Bedauerlicherweise konnten wir keinerlei Beweismittel sicherstellen, die diesen Unfall mit einem Attentat in Verbindung bringen würden.", antwortete ein mandalorianischer Behördensprecher bedrückt. „Ganz zu schweigen von den Zeugenaussagen eines anonymen Mitarbeiter-Verbands. Es gibt keine Zweifel, dass es lediglich ein Unfall war.", fügte er noch hinzu. „Ein Unfall, der hätte verhindert werden können.", meinte Satine und sah den Behördensprecher ein wenig Finster an. „Herzogin, es ist nicht Aufgabe der Behörden über solcherlei Angelegenheiten informiert zu sein. Das liegt allein bei den Konzernen selbst. Einen schönen Tag wünsche ich!", rechtfertigte er sich und verließ Herzogin und Lady, und überließ sie wieder sich selbst. Korkies Mutter senkte den Kopf. „Lass' den Kopf nicht hängen. Zumindest haben wir die Verantwortlichen. Ich werde dafür sorgen, dass die Behörden regelmäßig jemanden zur Kontrolle der Fabrik schicken, damit sowas nicht nochmal passieren kann...", versuchte Satine Korkies Mutter aufzuheitern. „Das bringt mir meinen Mann leider auch nicht zurück. Da Korkie in der Akademie ist, werde ich ihn nur in den Ferien sehen. Das heißt ich wäre die meiste Zeit alleine..." Korkies Mutter hob wieder ihren Kopf und sah Satine ernst an. „Ich habe mir überlegt für eine Weile auf Kalevala zu bleiben. Ich würde mich gerne mehr unseren Projekten widmen. Nun ja...nun sind es nur noch meine Projekte. Ich möchte gerne dabei sein und nicht immer nur alle Papiere unterschreiben! Allerdings möchte ich, dass Korkie weiterhin auf die Akademie geht. Würdest du auf ihn aufpassen?" Satine zögerte kurz, da sie widersprechen wollte, aber Korkies Mutter hatte Recht. Es war viel besser, wenn man die Projekt, die man aufgebaut und unterstützt hat selbst einmal beobachten kann. Sie empfand es als eine gute Idee. „Sicherlich, aber wann wirst du aufbrechen?", „Wenn Korkie wieder in die Akademie geht. Er weiß auch schon Bescheid und findet es in Ordnung. Ich bin froh, dass Korkie noch dich und Jasmine hat...", meinte Korkies Mutter und lächelte Satine dankend an. Satine lächelte zurück. „Möchtet ihr beide noch auf einen Tee bleiben? Es würde uns sehr freuen."
„Nein, vielen Dank. Wir müssen noch zum Notar und nach dem Testament meines Mannes fragen. Ich gebe dir Bescheid sobald die Testamentsverkündung beginnt."
„Nun gut, dann auf ein andern Mal. Ich begleite dich noch zu eurem Speeder."
„Danke.", meinte Korkies Mutter und ging an der Seite von Satine zum Palastausgang.



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Nu kyr'adyc, shi taab'echaaj'la - Noch nicht von uns gegangen, lediglich davon marschiert

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