Kapitel 3 ~ Sternschnuppenwünsche

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Als ich in den Garten hastete und in Richtung des Besprechungstisches eilte, blickten die, die mit dem Gesicht zu mir saßen, also Randalin, Fala und Baphen, auf und blinzelten sich untereinander etwas verwirrt an. Am Tisch angekommen legte ich meine Hand auf Cardans Schulter und unterbrach dadurch das Streitgespräch zwischen ihm und Nihuar. Er drehte sich sichtlich erstaunt zu mir und wollte gerade den Mund öffnen, als ich zu reden begann. „Es tut mir sehr leid, die Sitzung zu unterbrechen, aber es gibt einen Notfall, der Cardans, Pandoras und am besten auch Judes Anwesenheit verlangt." Letztere legte die Stirn in Falten, jedoch verhinderte Fala, dass sie überhaupt zu einer Antwort ansetzen konnte. „Regenbogen ihr Krönchen wohl vermisst, ihr Leben ist ohne ihn wohl zu trist. Setz dir eine Frist, lerne, wer du wirklich bist, bevor du Sorgen in dich hineinfrisst. Sonst stirbst du durch eine List, das wäre doch Mist. Mist, Mist, Mist! Was ein schönes Wort!" Cardan lachte, ebenso wie Mikkel, doch der Rest von uns schwieg oder verdrehte die Augen. Er hatte auch schonmal besser gedichtet, das musste man zugeben. Ich versuchte, zu protestieren. „Das ist nicht der Grund, weshalb ich hier bin. Wir müssen jetzt sprechen und etwas vorziehen, was eigentlich im Mitternacht stattfinden sollte. Könnt ihr vielleicht später weitermachen, es ist wichtig. Wo ist eigentlich Pandora?"

„Sie ist eben weg, weil sie meinte, sie wolle kurz etwas in ihrem Zimmer nachschauen.", antwortete Cardan und stand auf, „Ich komme mit. Wenn es deiner Meinung nach so dramatisch ist, können wir die Besprechung wirklich verschieben. Ich erkläre die Sitzung vorerst für beendet." Die Missbilligung der restlichen Ratsmitglieder – wie immer außer Fala, der noch immer einen Lachkrampf hatte – war deutlich erkennbar. Jude seufzte und erhob sich ebenfalls. „Gut, sollte Pandora wiederkommen, sagt ihr bitte einer von euch Bescheid. Und wenn nicht, dann weiß sie es wahrscheinlich schon." Baphen und Randalin nickten, Fala lachte weiter und die beiden Gesandten der Höfe machten gar nichts, außer uns mit Blicken zu folgen, während wir zurück zum Palast gingen. Den Weg in die Keller verbrachten wir schweigend. Doch kaum hatte Jude die Tür zum Besprechungsraum geöffnet, umwirbelte uns der übliche Lärm.


„Oh, federnd."

„Aua! Bist du bescheuert? Du kannst doch nicht einfach so die Sehne gegen meine Finger schnipsen lassen! Das tut echt weh."

„Ist doch nicht meine Schuld, wenn du den Bogen festhältst und mich nicht richtig machen lässt."

„Aber sonst fällt der Bogen runter, vor allem, wenn du die Sehne loslässt."

„Nein, weil ich den auch festhalte. Deine Hand ist genau über meiner Hand. Du hältst indirekt gerade meine Hand." Jude räusperte sich, um einen ziemlich eigenartig dreinblickenden Geist, der seine Hand soeben zurückgezogen hatte, als hätte er sich verbrannt, und eine sehr skeptisch aussende Gift auf sich aufmerksam zu machen. Bombe und Kakerlak drehten sich zu uns und bedeuteten Feder und Flügel, zwei Spionen, die früher für Prinzessin Rhyia und nun Teil des Hofes waren, sich zu verziehen. Als sie weg waren, kamen Jude, Cardan und ich herein und schlossen die Tür hinter uns. Ich stellte die Sachen auf den Tisch und setzte mich hin. „Wir haben ein Problem." Gift brummte leise, ließ sich auf den Stuhl neben mir fallen und legte den Bogen ab.

„Komm doch einfach auf den Punkt." Kurz wartete ich noch, damit alle einen Platz finden konnten, dann nahm ich den Ring wieder an mich. „Der Nebelring hat eine Warnung ausgesprochen." Mir war klar, dass ausgesprochen in diesem Fall falsch war, aber ich wusste nicht wie ich es sonst sagen sollte, ohne wahnsinnig zu klingen. Ich klang ja jetzt schon wahnsinnig, zumindest, wenn man nach den Blicken der anderen ging. „Crystal, bist du vielleicht krank? Hast du zu viel Stress?", fragte Kakerlak etwas besorgt, „Soll Gift dich mal untersuchen oder dir irgendwas geben, damit du dich beruhigen kannst? Das ist bestimmt in Ordnung und zählt bei ihr nicht als Droge, glaub mir."

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