Kapitel 15 ~ Eine Krone ohne Gnade

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„Sicher informiere ich euch, wenn sie doch noch auftauchen sollten. Was denkt ihr denn von mir?" Jude nickte ihrer Schwester zu und schwang sich dann auf den Rücken des aus Löwenzahn erschaffenen Pferdes. Pandora und ich saßen bereits und sahen abwartend zu Vivi herunter. „Sehr schön. Ach, und Vivi? Sag Heather endlich die Wahrheit über alles."

Vivi erstarrte und runzelte die Stirn. Scheinbar war das ein Thema, über das die beiden schon etwas länger debattierten, denn bei ihr schien sich automatisch ein Schalter umzulegen, der sie auf Trotz schaltete. „Jude, du hast mir nicht zu sagen, was..."

Weiter kam sie nicht, denn Jude drückte ihrem Pferd schon die Fersen in die Flanken, woraufhin es leise schnaubte und sie vom Boden abstieß. Pandora, die durch ihre Magie an die Tiere gebunden war, wurde ebenfalls nach oben gerissen, schaffte es aber, nicht abzustürzen und in der Luft stehenzubleiben.

„Jude!", rief Vivi ihr nach und stemmte die Hände in die Hüften. Ich zuckte nur entschuldigend mit den Schultern stieß mich als Letzte ab, um nicht auch noch mitgezogen zu werden. „Tut mir leid, wir müssen wirklich los...ich kenne den Zusammenhang nicht, aber...ich kann dir versichern, dass es immer besser ist, ein Problem anzusprechen, bevor es noch schlimmer wird.", konnte ich noch rufen, dann spürte ich auch schon, wie der Drang des Pferdes, zu rennen, zu stark wurde und ließ es laufen, da ich nicht riskieren wollte, abgeworfen zu werden. Ich meinte, Vivi laut seufzen zu hören, aber vielleicht war es auch nur der raue Wind in meinen Ohren.

Kaum hatten wir die Stadt hinter uns gelassen und waren in den Nebel des Meeres eingetaucht, verfielen die Pferde wieder in einen langsamen Trab, Pandora hatte wieder die Kontrolle übernommen. „Was war das denn?", fragte ich sie möglichst leise, damit Jude es nicht mitbekam. Sie hob nur die Schultern und strich sich eine verirrte Locke aus den Augen. „Vivis Freundin ist doch soweit ich weiß ein Mensch. Ich glaube, sie hat ihr nichts von der Elfenwelt erzählt."

„Oh.", machte ich, zu mehr war ich in meiner kurzen Überraschung nicht fähig., „Das ist...nicht sehr gut?"

„Ganz und gar nicht gut. Irgendwann wird sie sich nicht mehr herausreden können und wenn das passiert und die Arme sich so belogen fühlt, wie es Menschen normalerweise in so einem Fall tun, dann hat sie wirklich ein Problem. Ich meine, nicht dass es verwunderlich wäre, jeder würde sich da betrogen fühlen, aber ich will mir nicht vorstellen, wie das mit den beiden dann enden soll. Und mit Oak." Ich nickte abwesend und sah auf das Meer herunter.

Durch den dichten Nebel konnte man nichts sehen, doch das änderte nichts daran, dass es mich wieder daran erinnerte, dass Cardan noch immer da unten war. „Was meinst du, wie lange Cardan und Orlagh noch für den Friedensvertrag brauchen werden?", platzte ich unvermittelt heraus und riss meinen Blick von den schimmernden Wolken. Pandora sah ein wenig irritiert aus, vermutlich lag das an dem plötzlichen Themenwechsel.

„Ich glaube, das kann durchaus noch ein bisschen dauern. Sie müssen den Friedensvertrag so ausarbeiten, dass keine Partei offensichtliche Vor- beziehungsweise Nachteile hat und keiner von beiden eingeschränkt wird. Und so, wie ich Orlagh einschätze, wird sie weiterhin versuchen, ihre Pläne durchzubekommen oder sich auf sonst irgendeine Art mehr Macht beschaffen wollen. Vielleicht will sie immer das Recht haben, das Land zu betreten oder sowas. Das heißt, dass es nicht leicht für Cardan werden wird. Glücklicherweise ist eines der wenigen Dinge, die er halbwegs gut kann, das Einschätzen von Situationen, das Sich-aus-der-Affäre-ziehen-ohne-große-Probleme-zu-bekommen und das Verhindern von seinem Tod. Mit etwas Glück kann er das auf ein komplettes Land ausweiten." Ich seufzte laut. Wie sehr ich doch glauben wollte, dass sie recht hatte.

Die Schritte der Pferde verlangsamten sich, bis das Klappern der grünen Hufe gänzlich verklang und sie auf dem weichen Boden zum Stehen kamen. Wir standen direkt vor Vaters Anwesen, wo auch unsere wirklichen Pferde noch warteten und bei unserer Ankunft freudig wieherten. Nach und nach saßen wir ab und kam hatten wir wieder Boden unter den Füßen, wurden sie zurück in zarte Blätter und weiße Pusteblumenköpfe verwandelt.

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