Hannah:
„Hannah, ein Kunde hat mir erzählt, dass er vielleicht eine Wohnung für dich wüsste." „Das wäre ja toll." Hannah war zu Steffi und Max gefahren und ihr Schwager hatte sich wie versprochen für sie umgehört. „Meinst du, es ist wirklich richtig? Die Kinder sind so traurig und Axel ist auch unglücklich." „Es muss sich natürlich für dich richtig anfühlen. Aber du warst dir doch eigentlich sicher, dass du einen Neustart brauchst, oder?" „Ja, aber jetzt bin ich mir nicht mehr ganz so sicher." „Weißt du was, heute Nachmittag ist Pfarrfest. Da gehen wir hin, dann könnt ihr euch schon mal die Leute so ansehen."
Gesagt, getan. Drei Stunden später saßen die Erwachsenen mit Kaffee und Kuchen an Biertischen und die Kinder tobten durch den Pfarrgarten. „Mama, das ist Rosalie. Sie wohnt auch hier. Sie ist total nett!" Emma kam mit einem ungefähr gleichaltrigen Mädchen an den Tisch gestürmt. „Hallo Rosalie." „Zieht Emma wirklich hierher? Vielleicht kann sie dann mit mir in den Kindergarten gehen?" „Mal sehen. Wir müssen noch ganz viel klären. Viel Spaß beim Spielen." „Siehst du? Kinder finden zum Glück noch ganz schnell Freunde." Steffi strich Hannah aufmunternd über den Rücken.
Hannah sah sich um. Die Leute die sie sah, sahen ganz nett aus. Es gab die üblichen übereifrigen - ich helfe überall mit - Leute. Viele ältere Menschen, die es genossen, endlich mal wieder unter Menschen zu sein. Viele Familien mit Kindern. Kirche schien hier auf dem Land noch einen höheren Stellenwert zu haben, als zum großen Teil in der Stadt.
„Entschuldigung, darf ich mich dazu setzen?" „Natürlich, gerne." Hannah rutschte ein Stück und machte Platz für die Frau, die sich zu ihnen setzte." Leni stürmte an den Tisch und schnappte sich einen Muffin. „Oh nein, das tut mir leid. Leni pass doch auf!" Hannah sprang auf. Leni hatte ihren Kaffee umgeworfen und der Inhalt war über den Tisch auf die Hose der Frau gelaufen. „Das ist nicht so schlimm." Mit Servietten versuchte sie den Schaden zu reparieren. „Es tut mir echt leid." „Halb so wild." Sie setzten sich wieder an den Tisch. „Soll ich dir einen neuen Kaffee holen, Hannah? Ich hol mir auch noch einen. Möchte noch jemand irgendetwas?" Max sah fragend in die Runde. Hannah lächelte ihn dankbar an.
„Na super, ich geh mal schaun." Steffi stand seufzend auf. Franziska brüllte wie am Spieß und rief nach ihrer Mama. „Sorry, das ist eine wilde Horde." Hannah grinste die Frau an, die neben ihr saß. „Kinder halt." Sie zuckte mit den Schultern. „Haben Sie auch welche?" „Nein." „Ich heiße Hannah." „Marie. Wohnen Sie hier?" „Nein. Meine Schwester lebt mit ihrer Familie hier und ich überlege mit meinen Kindern hierher zu ziehen. Mal sehen, wie sich alles entwickelt." „Marie, schön, dass du gekommen bist." Der Pfarrer der Gemeinde trat an ihren Tisch. Marie stand auf und die beiden begrüßten sich mit einer Umarmung und Küsschen. „Natürlich, ich lasse mir doch keinen Kuchen entgehen." „Hast du die Tage mal Zeit? Ich habe mir was überlegt für das Thema, was du neulich vorgeschlagen hast." „Ja klar." „Dann komm doch einfach vorbei, wenn es dir passt." „Mache ich." „Entschuldigung. Martin Reitlinger, ich bin hier der Pfarrer." „Hallo. Hannah Rudolf, es freut mich, Sie kennenzulernen." „Sind Sie die Schwester von Steffi Huber?" „Ja, das bin ich." „Die Ähnlichkeit ist nicht zu leugnen." Hannah lächelte den Pfarrer an. Er wirkte total locker und sehr sympathisch.
Er ging weiter an einen anderen Tisch und Hannah und Marie setzten sich wieder.
Es war ein wirklich netter Nachmittag und Hannah, Steffi und Max hatten große Mühe die Kinder irgendwann zum Gehen zu überreden. „Du könntest dich hier in der Pfarrgemeinde bestimmt auch engagieren. Es werden ja immer Lektoren oder Kommunionhelfer gesucht." „Vielleicht, ja." Steffi war im Pfarrgemeinderat und sehr engagiert in der Kirche.
Paddy:
Endlich in London. Endlich Zeit für Musik. Paddy stürzte sich vollkommen in seine Musik. Er hatte tolle Songschreiber, mit denen er zusammen an Songs schreiben konnte und das war eine so inspirierende Erfahrung. Es floss nur so aus ihm heraus. Die verschiedenen Studios waren ein toller Einfluss. Das Wissen, wer vor ihm schon dort geschrieben und aufgenommen hatte, ließ die Ideen nur so sprudeln. Er schrieb so viele verschiedene Songs. Manche verwarf er sofort wieder. Andere wurden weiter ausgearbeitet.
Ein Song beschäftigte ihn lange. Der Text war einfach zu ihm gekommen. Als er sich hinterher durchlas, was er hingekritzelt hatte, schluckte er schwer. Es war ein Song über die Erfahrung mit Hannah. Sein Herzschlag beschleunigte sich, als ihn die Erinnerungen an diese Nacht so überfielen. Er spürte eine körperliche Reaktion auf die Bilder in seinem Inneren. Wütend zerriss er das Blatt. Warum nur konnte er es nicht einfach vergessen?
Er liebte Joelle verdammt noch mal. Er liebte seine Frau. Er wollte nur sie.
Warum verfolgte ihn diese eine Nacht immer noch? Warum konnte er es nicht einfach vergessen? Warum?
Dieses Warum tobte so lange in seinem Kopf herum, bis er zur Gitarre griff und einen wütenden Song schrieb. Danach fühlte er sich ausgelaugt, aber ein bisschen besser.
Er versuchte Joelle einen Liebessong zu schreiben, aber es ging nicht, er konnte es nicht erzwingen. Er liebte sie, nur sie.

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Ein einziger Fehler
FanficEin Fehler. Eine Nacht. Michael Patrick Kelly hat Joelle betrogen. Hannah hat ihren Mann hintergangen. Damit müssen sie nun beide leben.