Und jetzt?

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Hannah:

Auf keinen Fall würde sie zum Konzert gehen, da war sich Hannah sicher. Aber je näher der Konzerttermin kam und je öfter sie Plakate mit Paddys Gesicht darauf sah, desto mehr geriet ihr Entschluss ins Wanken. Was war schon dabei, wenn sie zu seinem Konzert ging? Danach fuhr sie wieder nach Hause und es war nichts passiert.

Hannah war ziemlich aufgeregt bevor das Konzert begann. Sie stand ziemlich weit hinten, da sie nicht gerne mitten unter vielen Menschen war. Alles in ihr reagierte, als Paddy die Bühne betrat. Hannah schloss für einen Moment die Augen. Er war ein Star. Sie konnte sich nicht in ihn verlieben. Sie war verheiratet. Er war verheiratet. Aber die Schmetterlinge in ihrem Bauch tanzten den ganzen Abend zur Musik. Es war ein tolles Konzert. Die Stimmung war toll. Paddy schien auch bestens gelaunt zu sein. Er machte viele Scherze und wirkte richtig entspannt. Hannah versuchte auszublenden, was sie mit dem Mann auf der Bühne verband und bemühte sich, alles einfach zu genießen. Viel zu schnell war das Konzert vorbei.

„Und? Wie war das Konzert?" fragte Axel am nächsten Tag. „Sehr schön." „Das ist gut." Hannah sah ihren Mann an. Sie konnte es sich nicht erklären, aber er fühlte sich für sie immer fremder an.



Paddy:

Die Konzerte machten so viel Spaß. Die Stimmung in der Band war super und auch die Crew machte wirklich gute Arbeit. Paddy genoss die Wochen der Tour in vollen Zügen. Er und Joelle freuten sich sehr auf ihren Urlaub auf den Malediven sobald er die Konzertreihe zu Ende gespielt hatte.

Am glücklichsten machte es Paddy, dass Hannah immer weniger in seinen Gedanken auftauchte. Er war sich sicher, dass es wirklich so war, wie Pino gesagt hatte. Er brauchte einfach Abstand zu dem Ganzen. Er war mit Joelle glücklich und er würde alles dafür tun, dass es so blieb.

Auch beruflich lief es toll. Er bekam so viele tolle Angebote und hatte Schwierigkeiten sich zu entscheiden, was er alles machen wollte. Auch Pino war happy, weil sich die viele harte Arbeit, Paddy vom Image der Kelly Family zu befreien, endlich auszahlte. Er wurde immer mehr als Solokünstler wahrgenommen und das tat so gut.



Hannah:

Streit. Immer nur noch Streit. Wegen jeder Kleinigkeit. Hannah hatte das Gefühl, zu Hause zu ersticken. Sobald Axel nach Hause kam, fingen sie an sich zu streiten. Er warf ihr vor, den Haushalt zu vernachlässigen. Sie warf ihm vor, die Kinder zu vernachlässigen. „Sei doch froh, dass ich einen Job habe. Ich muss mich da reinhängen, damit ich ihn nicht verliere." „Aber du musst auch Zeit mit deinen Kindern verbringen. Bald sind sie groß und dann ist es zu spät." „Ich soll, ich soll, ich soll. Du hast leicht reden." Hannah sagte nichts dazu. Sie ertrug diese ganzen Streitereien einfach nicht mehr und auch die Kinder litten darunter. „Ich fahre übers Wochenende zu meiner Schwester," teilte sie Axel ihren gerade gefassten Entschluss mit. „Dann kannst du dich vielleicht ein bisschen ausruhen." „Ja, tu das, dann kann ich mit den Jungs um die Häuser ziehen." Axel schien froh darüber zu sein, zwei Tage frei zu haben und Hannah war froh, von zu Hause rauszukommen. Sie rief ihre Schwester an und lud sich und die Kinder ein.

„Hi Hannah, schön, dass ihr da seid. Oh, was ist los? Du siehst ja mega gestresst aus." Steffi umarmte ihre Schwester zur Begrüßung. „Später," sagte Hannah mit einer Kopfbewegung zu ihren Töchtern. „Hi Emma, hi Leni, ihr könnt gleich in den Garten sausen. Hannes und Ziska sind da auch irgendwo unterwegs."

Hannah erzählte ihrer Schwester von dem Stress mit Axel. Sie war kurz davor ihr auch ihr Herz über die Nacht mit Paddy auszuschütten, aber sie traute sich nicht.

Aber am späten Abend, als die beiden Frauen zusammensaßen, da brach es aus Hannah heraus. Sie hielt es einfach nicht mehr länger aus, dieses Geheimnis, das sie so sehr quälte für sich zu behalten. „Steffi, ich hab riesen Mist gebaut. Ich habe Axel betrogen. Ich war einmal mit einem anderen Mann im Bett. Ich weiß selber nicht, wie das passieren konnte. Und weißt du, was das schlimmste ist? Es war die beste Nacht, die ich je hatte." Hannahs unterdrückte Gefühle brachen in einem Heulkrampf aus ihr heraus. Steffi nahm sie in den Arm und wartete, bis sich ihre Schwester beruhigt hatte, bevor sie die Details wissen wollte. „Wer war das? Wo? Wann? Oh Mann!" „Wer ist doch egal. Ich habe ihn nur das eine Mal getroffen. Ich weiß nicht mal wo er wohnt. Nach dem Konzert von Paddy in Frankfurt. Wir haben uns im Hotel in der Bar getroffen, ein paar Cocktails zusammen getrunken und wir wollten einfach nur auf unsere Zimmer gehen und irgendwie hat er mich dann geküsst und in sein Zimmer gezogen. Am nächsten Morgen wussten wir beide, dass es ein Fehler war. Ich bin gegangen. Und es macht mich echt fertig. Ich kann es Axel nicht sagen. Aber ich kann auch nicht mehr so weitermachen. Zwischen uns ist es die letzte Zeit ja schon nicht gut gelaufen, aber ich glaube, jetzt geht es gar nicht mehr." „Was willst du denn jetzt machen?" „Ich weiß es nicht. Aber ich denke ehrlich darüber nach, mich zu trennen, zumindest für eine Zeit. Ich weiß, das ist verrückt, aber ..." „Nein, das ist nicht verrückt, Hannah. Wenn es dir nicht mehr gut geht in eurer Ehe, dann ist eine Auszeit vielleicht gar nicht so schlecht." Hannah sah Steffi erstaunt an. „Ehrlich gesagt überrascht mich das nicht. Man hat euch angemerkt, dass es nicht so läuft. Ich hatte gehofft, dass sich das wieder einrenkt, aber ..." Hannah nahm einen großen Schluck Lillet. Sie wollte sich nicht trennen. Sie glaubte doch an die Ehe, aber sie war auch so unglücklich. Vielleicht half eine Auszeit ja wirklich. „Aber wie soll ich das machen?" „Du könntest ja erst einmal länger hier bleiben. Bei uns ist doch genug Platz für die Mädchen und dich." „Aber ich hab doch meinen Job." „Dann fang mit den Faschingsferien an. Da sind wir beim Skifahren und das Haus ist frei. Eine Woche ist besser als nichts." Hannah drehte nachdenklich das Glas in ihrer Hand umher. „Das mache ich. Danke Steffi." „Du musst Axel ja nicht einmal sagen, dass du eine Auszeit nimmst. Ihr passt einfach aufs Haus auf. Der Kindergarten ist ja eh zu ...." Hannah nickte. Sie fühlte sich so unendlich erleichtert, dass sie endlich mit jemandem reden konnte. Steffi hatte auch gar nicht vorwurfsvoll reagiert.



Paddy:

Die Malediven waren ein Traum. Weißer Strand, blaues Meer, tolles Essen und keine Termine. Nur Paddy und Joelle. Sie genossen die Zeit zu zweit in vollen Zügen. „Das ist wie zweite Flitterwochen. Wunderschön!" „Dann sollten wir vielleicht auch ganz viel flittern?" Paddy streichelte Joelle über den Rücken. „Ja, das ist eine tolle Idee. Es ist so schön hier. Nur wir zwei und das Meer." Joelle beugte sich zu Paddy hinüber und küsste ihn.

Paddy genoss diese neue Leidenschaft, die sie beide entdeckt hatten. Es hatte sich irgendwie etwas zwischen ihnen verändert, aber zum Positiven. Die Nähe zwischen ihnen auf jeder Ebene war noch intensiver geworden.

Auf langen Strandspaziergängen sprachen sie über alles Mögliche. „Ich würde gerne ein neues Album aufnehmen und dafür nach London gehen, könntest du dir das vorstellen da mitzukommen, zumindest zeitweise?" „London? Oh ja, natürlich, das hört sich toll an." „Sehr schön, dann lasse ich Pino das fix machen, wenn wir zurück sind. Ich habe so viele Ideen im Kopf." „Ich war schon lange nicht mehr in London." „Ich verspreche dir auch, dass ich mich nicht nur im Studio vergraben werde. Ich werde mir auch Zeit nehmen, um die Stadt mit dir zu erkunden." Joelle lachte nur, aber sie hörte sich nur fröhlich an und nicht genervt. Sie kannte ihren Mann schließlich am besten und wusste, dass er das immer versprach und dann über die Musik doch oft alles andere vergaß.

Ein einziger FehlerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt