Du ?

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Hannah:

Hannah machte ihre Arbeit Spaß. Sie lernte ständig Neues dazu. Ihr Alltag war so ganz anders als in Augsburg. Viel entspannter, irgendwie viel glücklicher. Es tat Hannah ein wenig weh, sich das einzugestehen.

Das wichtigste aber war ihr, dass es ihren beiden Töchtern gut ging. Anfangs war es ihnen schwer gefallen, jedes zweite Wochenende zu ihrem Vater zu fahren und sich dann wieder von ihm zu trennen, aber sie gewöhnten sich daran. Vor allem genossen sich es, dass sich Axel nun viel mehr um sie kümmerte und sich wirklich mit ihnen befasste, wenn sie da waren.

Hannah versuchte, ihre Schwester zu entlasten, so gut es ging. Steffi kämpfte sehr zum Ende der Schwangerschaft hin. Um ihr ein paar freie Stunden zu verschaffen, war Hannah mit ihren Töchtern, ihrem Neffen und ihrer Nichte unterwegs. „Können wir ein Eis essen gehen?" wollte Franziska wissen. Hannah grinste und nickte. Der Jubel war groß. Also machten sich die fünf auf den Weg zum Bäcker, der im Sommer auch Eis verkaufte. Sie blieben an der Ampel stehen und warteten darauf, dass es grün wurde.

„Mama? Es ist grün." Emma zog ungeduldig an ihrer Hand. Hannah schrak zusammen und sah schnell nach links und rechts und ging dann mit den Kindern über die Straße. Das letzte Auto das an ihnen vorbei gefahren war. Der Fahrer hatte ausgesehen wie – nein, das konnte nicht sein, sie hatte Halluzinationen ... Hannah schüttelte über sich selbst den Kopf. Ihr Herz schlug immer noch schneller. Sie hatte für den Bruchteil einer Sekunde wirklich gedacht, Paddy gesehen zu haben. Da hatte ihr ihr Unterbewusstsein aber einen Streich gespielt.

Sie versorgte die vier Kinder mit Eis und hörte dem munteren Geplapper nur mit einem halben Ohr zu. Wo kam denn die Erinnerung an Paddy jetzt her?

Paddy:

Zu Hause. Endlich wieder zu Hause. Er genoss es so sehr, bei Joelle zu sein. Vor allem, weil er wusste, dass er jetzt dann bald in Sachen Promo sehr viel unterwegs sein würde. Außerdem standen etliche Fernsehprojekte und alles Mögliche andere an.

Aber jetzt war er erst einmal zu Hause bei seiner Frau. Sie würden sich ein paar schöne Tage machen.



Hannah:

Hannah hatte die Zeit vergessen und eilte zum Kindergarten. Sie bog um eine Ecke und wäre fast mit jemandem zusammengestoßen. „Entschuldigung." Hannah eilte weiter und blieb dann wie erstarrt stehen. Sie drehte sich um und starrte den Mann an, der auch stehen geblieben war. Er sah sie an, als hätte er einen Geist gesehen. Das war wirklich Paddy der dort stand. Paddy, der Paddy. Hannah konnte keinen klaren Gedanken fassen. Sie stand einfach nur da und starrte ihn an.



Paddy:

Hannah, das war Hannah. Oh mein Gott. Hannah, was machte sie hier? Und wie sie ihn ansah aus ihren großen Augen. Nein, das konnte nicht sein.

Er drehte sich um und ging schnell weiter. Das konnte nicht Hannah gewesen sein. Es war bestimmt nur eine Frau, die ihr ähnlich sah.

Paddys Herz klopfte ganz schnell und er war versucht zurück zu gehen, um heraus zu finden, ob sie es wirklich war. Aber warum sollte sie hier sein, das konnte nicht sein. Er hatte sich mit Sicherheit getäuscht. Es war nur eine Frau, die ihr ähnelte.

Aber das seltsame Gefühl blieb noch eine ganze Weile bei ihm.



Hannah:

Er hatte sich einfach umgedreht und war weggegangen. Hannah konnte sich nicht bewegen. Paddy, das war Paddy gewesen. Oder etwa nicht? Aber doch, ja, er hatte sie eindeutig erkannt.

Oh mein Gott. Paddy, was machte Paddy hier? Wie konnte das sein?

Die Kinder, oh nein, sie war sowieso schon viel zu spät.

Hannah eilte weiter zum Kindergarten und holte ihre Töchter ab.

Den ganzen Tag über fühlte sie sich komisch. In ihrem Kopf ratterte es und es fiel ihr schwer, sich auf etwas anders zu konzentrieren. Immer und immer wieder schlich sich das entgeisterte Gesicht von Paddy in ihre Gedanken.

Dann vergaß sie den Vorfall. Die Geburt ihres Neffen verdrängte alles andere. Korbinian hatte es so eilig auf die Welt zu kommen, dass Steffi und Max es fast nicht mehr rechtzeitig in die Klinik geschafft hätten.

Hannah besuchte ihre Schwester am nächsten Tag zusammen mit Emma und Leni. Mit feuchten Augen betrachtete sie das winzige Baby, das friedlich in seinem Bettchen schlief. Was für ein Wunder war doch so ein kleines Lebewesen.

„Marie war vorhin auch schon da. Sie hat mir diesen wunderschönen Blumenstrauß gebracht. Sie wünscht sich auch so sehr ein Kind." Steffi und Marie hatten sich in der letzten Zeit ein wenig angefreundet. Einige Male hatten sie zu dritt Kaffee getrunken und sich gut unterhalten.

„Ja, ich weiß. Wie tapfer von ihr, hierher zu kommen." „Ja, es ist ihr auch nicht leicht gefallen, glaube ich."

Hannah schrieb Marie an diesem Abend und lud sie für den nächsten Sonntag zum Brunch nach der Kirche ein, aber diese sagte ihr ab, da sie keine Zeit hatte und versprach, sich mit einem neuen Terminvorschlag zu melden.

Ein einziger FehlerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt